Der offizielle Zauberer von Neuseeland verliert seinen Job

Der Zauberer von Christchurch bei einem Auftritt 2014.

Der Zauberer von Christchurch bei einem Auftritt 2014.

Ein spitzer Hut ragt über die Menschenmenge hinaus, darunter rauscht ein wallender Vollbart. Nein, bei diesem Mann handelt es sich nicht um Gandalf, den Zauberer von „Herr der Ringe“. Schon lange, bevor die Trilogie von Peter Jackson in Neuseeland gedreht wurde, hatte Neuseeland einen offiziellen Zauberer, der bei der Stadt Christchurch angestellt war. Ian Brackenbury Channell, heute 88 Jahre alt, heißt der Mann, der sich nur „Zauberer“ nennt und seit 1998 von der Verwaltung bezahlt wurde, um magische Handlungen zu vollführen. 16.000 neuseeländische Dollar pro Jahr erhielt er dafür laut übereinstimmender Medienberichte, also etwa 10.000 Euro. Seine Dienstleistungen: Zauberei und zaubereiähnliche Dienste. Laut der „New York Times“ galt Channell als weltweit einziger staatlich angestellter Zauberer.

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Der Zauberer zaubert zur Freude der Neuseeländer nun über 20 Jahre lang, tritt mit seinem knorrigen Stab, mit seinem flatternden schwarzen Samtgewand bei öffentlichen Veranstaltungen auf. Er geht sogar mit der Zeit und produziert E-Books und Podcasts – Titel: „Die auserwählten Leute“, „Gedankenkontrolle“, „Magische Worte“. Auf seiner Webseite veröffentlicht er obskure Abhandlungen, gerade die Genderdebatte hat es ihm wohl angetan. In einem Text über die Rolle der Frau (Titel: „Girls Just Want to Have Fun“) schreibt er, dass der Mann dazu bestimmt sei, romantische Liebe zu erfahren, während das weibliche Geschlecht diese nur mehr inspirieren soll. Als Beweisführung, dass eine romantische Liebe, die beide erfahren, nicht funktionieren könne, zieht er fiktionale, von Männern geschriebene Beispiele aus der Literaturgeschichte wie „Romeo und Julia“ heran.

Frauenfeindliche Aussagen im TV

Diese Äußerungen waren wohl bisher nicht weiter problematisch für den Zauberer. Doch nun sind weitere Statements in einem größeren Kreise bekannt geworden. Channell, der seit 1982 ebenfalls den Titel als „lebendiges Kunstwerk“ innehat, sagte in der Comedy-Sendung „New Zealand Today“, die vom Sender Three im Frühjahr erstmals ausgestrahlt wurde: „Ich liebe Frauen, ich vergebe ihnen die ganze Zeit, ich habe noch nie eine geschlagen. Schlagen Sie niemals eine Frau, weil sie zu schnell blaue Flecken bekommt, und sie werden es den Nachbarn und ihren Freunden erzählen … und dann ist man in großen Schwierigkeiten.“

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„Misch dich nicht in die Angelegenheiten von Zauberern ein, denn sie sind empfindlich und leicht zu verärgern.“ Diese Warnung, die aus „Herr der Ringe“ stammt, hat sich die Stadtverwaltung wohl nicht zu Herzen genommen: Denn sie beendete den laufenden Vertrag mit dem Zauberer. Er soll laut Medienberichten noch einmal einen Abschiedsbonus von 5000 neuseeländischen Dollar erhalten.

Zauberer segnete Rugbyteam

Channell arbeitete 16 Jahre lang zunächst ohne Gehalt. 1984 beispielsweise segnete er ein Rugbyteam, das sein Spiel verlor. In einer dramatischen Performance tauschte der Zauberer eigenen Schilderungen auf der eigenen Webseite zufolge sein schwarzes Gewand gegen einen Büßersack und zog sich als Stadtzauberer zurück. Nach Protesten der Öffentlichkeit wurde er trotz seines Rücktritts eine kurze Zeit später wieder als Zauberer von Christchurch eingesetzt.

Laut der Stadt Christchurch hat die Entscheidung, dass der Zauberer nun nicht mehr für seine Arbeit als Zauberer mit öffentlichen Geldern bezahlt wird, nicht direkt etwas mit seinen Äußerungen zu tun. Vielmehr stünde ein anderer Beweggrund dahinter: Die neue Tourismuskampagne solle die Diversität der Communities repräsentieren und „eine lebendige, vielfältige, moderne Stadt, die für Einwohner, inländische und internationale Besucher, neue Unternehmen und qualifizierte Wanderarbeiter attraktiv ist, repräsentieren“, so eine Stadtsprecherin gegenüber dem britischen „Guardian“.

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Den Zauberer aber interessiert das nicht: Er kündigt laut dem „New Zealand Herald“ an, weiter an seinem Platz in Christchurch zu stehen – dann eben ohne Gehalt: „Es war meine Entscheidung, ein Zauberer in der Stadt zu sein. Die Tatsache, dass sie mir sagen, dass ich weggehen soll, macht mich nur noch populärer.“

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