Ende der Corona-Warn-App: Sag zum Abschied leise Virus
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Wer sie nicht löscht, kann sie immerhin als Impfpass weiternutzen – oder als digitale Erinnerung: die Corona-Warn-App.
© Quelle: Catherine Waibel/dpa
Der Job ist erledigt, hier gibt es nichts mehr zu tun. Wenn es dafür noch eines Beweises bedurft hätte, dann hilft ein letzter Blick auf die Kennzahlen an diesem Mittwoch, dem finalen Arbeitstag vor der digitalen Rente. Neue Covid-19-Fälle laut Robert Koch-Institut: 936. Sieben-Tage-Inzidenz: 3,1. Und – wer kennt ihn noch? – der R-Wert: 0,73. Die Pandemie, da sind sich Wissenschaft und Politik in seltener Eintracht einig, ist vorbei. Und mit ihr der Daseinszweck der Corona-Warn-App. Am Donnerstag wird ihr Betrieb eingestellt. Sag zum Abschied leise Virus.
Der vermeintliche Gamechanger geht also in den Ruhestand, die Entwickler versetzen die Corona-Warn-App in den sogenannten „Schlafmodus“. Wovon wird sie träumen? Von den mehr als 220 Millionen Euro, die sie den Bund gekostet hat? Von den 48 Millionen Downloads, die sie erzielt hat? Von den 60 Millionen an sie übermittelten PCR-Tests, den 180 Millionen Schnelltestergebnissen? Vielleicht träumt sie aber auch von dem, was sich nicht in Zahlen benennen lässt. Wie viele Infektionen sie tatsächlich verhindert hat, ihr tatsächlicher Nutzen ist da umstritten. Oder wie oft sie als perfekte Ausrede diente: Kann heute leider nicht kommen, rote Kachel, Begegnung mit erhöhtem Risiko, tut mir echt leid. Ein Alltagshelfer im Ausnahmezustand, und das in jeder Hinsicht.
Ihrer Warnfunktion kommt die Corona-Warn-App schon seit einigen Wochen nicht mehr nach, nun verschwindet sie endgültig aus den App-Stores, wird ab sofort nicht mehr aktualisiert. Wer sie noch auf dem Smartphone hat, kann sie immerhin weiter als digitalen Impfpass verwenden. Oder einfach als Erinnerung an eine, nun ja, andere Zeit. Eine Zeit, zu der diese Mitteilung, die sich bisweilen mit tamagotchihafter Penetranz in den Sperrbildschirm pushte, noch Schweißperlen auf die Stirn schickte: „Es gibt Neuigkeiten von Ihrer Corona-Warn-App.“ Manchmal gab es dann gar keine Neuigkeiten, ein Softwarefehler war schuld. Es waren halt holprige Jahre, analog wie digital.
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Nach fast drei Jahren ist Schluss mit der App, die Mitte Juni 2020 euphorisch vorgestellt worden war. „Das ist nicht die erste Corona-App weltweit“, hatte der damalige Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) bei der Präsentation gesagt, „aber ich bin ziemlich überzeugt: Es ist die beste.“ Auch Neil Armstrong hatte herhalten müssen, als Braun erklärte: „Sie herunterzuladen ist ein kleiner Schritt für jeden von uns, aber ein großer Schritt für die Pandemiebekämpfung.“ Am Ende war sie sicherlich nicht die Mondlandung unter den Maßnahmen. Gewiss aber eine hilfreiche zusätzliche Brennstufe, um der Schwerkraft der Pandemie irgendwie zu entkommen.
Sie wird nun in den Ruhemodus versetzt, ihr Dienst ist getan. Servus, Corona-Warn-App. Schlafe tief und fest. Am besten für immer.