Aus Angst vor Corona – Im Libanon leiden und sterben die Haustiere

Angst verursacht Grausamkeit: Eine Katze an der leeren Seepromenade in Beirut. Die Corona-Pandemie führt im Libanon dazu, dass Haustiere ausgesetzt und vergiftet werden.

Angst verursacht Grausamkeit: Eine Katze an der leeren Seepromenade in Beirut. Die Corona-Pandemie führt im Libanon dazu, dass Haustiere ausgesetzt und vergiftet werden.

Der Schäferhund-Husky-Mix versuchte das Gift durch Erbrechen loszuwerden. Aber es war zu spät. Dreimal versuchte der Tierarzt ihn wiederzubeleben, aber die Organe des Tiers versagten. Der fünfjährige Rüde Odin starb, sein Herrchen Joseph Oweiss aus dem libanesischen Städtchen Bsalim vermutet, dass vergiftetes Fleisch in seinen Hof geworfen wurde, weil man in dem Hund eine Corona-Gefahr sah. Schon früher am selben Tag hatte Oweiss ihm bekannte Hundeeigner vor “verdächtig aussehendem Fleisch” auf den Straßen gewarnt, als er mit Odin Gassi gegangen war.

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Die Attacken begannen nach einem spekulativen Fernsehbericht

Auch andernorts im Libanon waren laut einem Bericht von “Al-Arabia.net” mit Insektiziden und Rattengift verseuchte Fleischköder gefunden worden. Oweiss erzählte Al-Arabia von seinen Beobachtungen. Jetzt hat er bei der lokalen Polizei Anzeige wegen “Mordes” erstattet. Die Angriffe auf Hunde gehen derweil weiter, auch bei Oweiss‘ Nachbarn landeten Köder im Hof. Und dass, obwohl ein Tierschutzgesetz seit 2017 Gewalt gegen Tiere mit bis zu zwei Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von 50 Millionen libanesischen Lira (etwa 33.000 US-Dollar) bestraft.

Die Attacken begannen nach einem Bericht im libanesischen Fernsehen. Beim Sender MTV war in einer Pushmeldung behauptet worden, Haustiere könnten das Coronavirus auf Menschen übertragen. Der in der eigentlichen Sendung folgende Bericht fokussierte sich auf einen Artikel in einer belgischen Zeitung über eine Hauskatze, die coronapositiv getestet worden war. Wahrer Hintergrund: Die Katze hatte das Virus von ihrem Besitzer übertragen bekommen, nachdem dieser von einer Italienreise zurückgekehrt war.

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Nach der Sendung wurden zuhauf Haustiere ausgesetzt

Ghia Nahfawi, Mitglied bei Animals Activists Lebanon, erzählte der englischsprachigen Al-Arabia zudem von einer Vielzahl ausgesetzter Hunde und Katzen im Libanon – weit mehr als sonst üblich. Auch dies geschah in der direkten Folge des MTV-Reports. Die Behörden der Stadt Btouratige versprachen gar, die Straßen von allen streunenden Tieren zu befreien – wegen der Übertragungsgefahr. Die es laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht gibt.

Nachdem Tierschützer auf die Barrikaden gingen, zog MTV seine ursprüngliche Aussage zurück und sendete ein Interview mit dem Vorsitzenden des libanesischen Tierarztverbandes, der versicherte, dass von Haustieren keinerlei Corona-Ansteckungsgefahr ausginge.

Tiere helfen im Lockdown gegen Einsamkeit

“Der Schaden war aber schon geschehen, es war zu spät”, sagte Nahfawi. Der Bericht hatte katastrophale Folgen. Das Libanesische Rote Kreuz veröffentlichte ein Video, in dem es die Menschen des Landes bat, ihre Tiere nicht auszusetzen. Tiere könnten Familien helfen, die Einsamkeit und Herausforderungen eines Lockdowns besser zu ertragen. In den sozialen Medien tauchten Dutzende Tierfotos auf – versehen mit Botschaften wie “Ich übertrage kein Virus. Ich übertrage nur Liebe”.

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Vor einigen Tagen ging ein Bericht aus New York über einen infizierten Tiger um die Welt. Auch dieses Tier hatte das Virus von einem Menschen bekommen – nicht umgekehrt. Da sich Tiere im Quasilockdown eines Zoos oder ihres Familienhaushalts befinden, ist eine Tierpandemie komplett unwahrscheinlich.

RND/big

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