Massaker an Grundschule in Texas: das Minutenprotokoll eines katastrophalen Einsatzes
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Polizisten an der Grundschule in Uvalde.
© Quelle: Dario Lopez-Mills/AP/dpa
Uvalde. Nach dem verheerenden Schulmassaker mit 19 getöteten Kindern und zwei getöteten Lehrerinnen im US-Bundesstaat Texas hat die zuständige Sicherheitsbehörde schwere Fehler bei dem Einsatz eingeräumt. Aus Aussagen des Direktors der Behörde für öffentliche Sicherheit in Texas, Steven McCraw, ergibt sich, dass trotz der Präsenz von 19 Beamten vor dem Klassenraum mehr als 45 Minuten lang keine Versuche unternommen worden sind, in den Raum einzudringen und den Schützen zu stoppen. „Es war die falsche Entscheidung. Punkt“, sagte McCraw am Freitag in Uvalde. „Dafür gibt es keine Entschuldigung.“
Im Anschluss an eine Pressekonferenz veröffentlichte die Polizei am Freitag ein Minutenprotokoll des Geschehens. Laut Behördenangaben spielte es sich folgendermaßen ab:
- Dienstagvormittag: Der 18-jährige Salvador Ramos schießt seiner Großmutter in ihrem Haus in Uvalde ins Gesicht. Während sie telefonisch Hilfe ruft, steigt er in ihren Ford-Pick-up und fährt zu der Schule.
- 11.27 Uhr: Ein Lehrer der Grundschule öffnet eine Außentür, um ein Handy zu holen. Die Tür bleibt offen stehen.
- 11.28 Uhr: Ramos kracht mit dem Pick-up in einen Graben hinter der Grundschule. Er schießt auf zwei männliche Zeugen auf der anderen Straßenseite, sie werden nicht verletzt.
- 11.30 Uhr: Ein Lehrer, der Zeuge der ersten Schüsse wird, läuft in die Schule und wählt den Notruf.
- 11.31 Uhr: Der Verdächtige erreicht die letzte Fahrzeugreihe auf dem Schulparkplatz. Ein Wachbeamter der Schule, der wegen des Notrufs der beiden Zeugen informiert wurde, fährt direkt an dem Verdächtigen vorbei, der hinter einem Fahrzeug kauert, und geht in die Schule.
- 11.32 Uhr: Ramos beginnt, auf das Schulgebäude zu schießen.
- 11.33 Uhr: Ramos geht zur Westseite der Grundschule und betritt sie durch die Tür. Dann geht er in Klassenzimmer 111 oder 112 und beginnt zu schießen. Er feuert rund 100 Kugeln ab. Der Schütze verbarrikadierte sich anschließend in dem Klassenzimmer 112.
- 11.35 Uhr: Drei Polizisten der Polizei von Uvalde betreten die Schule, kurz darauf folgen vier weitere Polizisten. Die drei ersten Beamten gehen zur verschlossenen Klassentür von Raum 112, daraufhin eröffnet Ramos das Feuer. Die Polizisten erleiden Streifwunden.
- 11.37 bis 11.44 Uhr: Immer wieder fallen Schüsse des Amokläufers im Klassenzimmer.
- 11.43 Uhr: Die Grundschule gibt in den sozialen Medien bekannt, dass das Gebäude abgeriegelt sei.
- 11.51 Uhr: Zwei weitere Beamte kommen an der Schule an.
- 12.03 Uhr: Weitere Polizisten treffen vor Ort ein. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich 19 Beamte im Flur außerhalb des Klassenzimmers.
- 12.03 Uhr: Ein Mädchen ruft aus Klassenzimmer 112 den Notruf, sie bleibt eine Minute und 23 Sekunden am Telefon.
- 12.10 Uhr: Die Schülerin ruft erneut die Notrufnummer 911 an und teilt mit, dass es in Zimmer 112 mehrere Tote gibt.
- 12.13 Uhr und 12.16 Uhr: Das Mädchen ruft erneut den Notruf an.
- 12.15 Uhr: Mitglieder der Border Patrol Tactical Unit, einer Spezialeinheit der Grenzpolizei, treffen mit Schilden ein.
- 12.17 Uhr: Der Schulbezirk von Uvalde bestätigt, dass es an der Schule einen Vorfall mit einem aktiven Schützen gibt.
- 12.19 Uhr: Eine Schülerin aus Zimmer 111 ruft den Notruf, legt allerdings auf, als eine andere Schülerin sie darum bittet.
- 12.21 Uhr: Der Verdächtige schießt erneut, vermutlich in der Nähe der Tür. Drei Schüsse sind während eines eingehenden Notrufs zu hören. Einsatzkräfte bewegen sich durch den Flur vor dem Klassenzimmer.
- 12.36 Uhr: Die Schülerin ruft erneut den Notruf und sagt: „Er hat auf die Tür geschossen.“
- 12.43 Uhr und 12.47 Uhr: Die Schülerin ruft erneut den Notruf und fleht jeweils: „Bitte schicken Sie sofort die Polizei.“
- 12.51 Uhr: Einsatzkräfte gelangen mit einem Generalschlüssel in den Klassenraum und erschießen den Verdächtigen.
Die Polizei war wegen ihres Vorgehens während des Massakers in den vergangenen Tagen massiv in die Kritik geraten. Eltern werfen den Einsatzkräften vor, zu lange untätig gewesen zu sein und nicht rechtzeitig eingegriffen zu haben.
RND/seb/dpa
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