Eisbär tötet Frau und ihren Sohn in Alaska
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Ein Eisbär tötete in Alaska zwei Menschen (Archivbild).
© Quelle: Brian Battaile/U.S. Geological S
Anchorage. Ein Eisbär hat in Alaska eine Mutter und ihren einjährigen Sohn getötet. Das teilte die Polizei des US-Staats am Mittwoch mit, nachdem mehr Details zu dem seltenen Angriff vom Dienstag bekannt wurden. Ein Einwohner des Ortes Wales, einem isolierten Walfang-Dorf in der Beringstraße, am westlichsten Zipfel Nordamerikas und etwa 80 Kilometer von russischem Staatsgebiet entfernt, erschoss das Tier den Angaben zufolge.
Der tödliche Angriff ereignete sich in der Nähe der Schule in Wales. Die Menschen in der Region sind an die Koexistenz mit Polarbären gewöhnt. Die Eltern der getöteten Frau, die aus dem Ort Saint Michael stammte, lehnten Interviewanfragen der Nachrichtenagentur AP am Mittwoch ab.
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Ein Hund sitzt vor einer Fischerhütte im Dorf St. Michael im US-Bundesstaat Alaska.
© Quelle: picture alliance/AP Photo
„Es ist gerade sehr, sehr traurig für Saint Michael und Wales“ sagte Virginia Washington, Ortsvorsteherin in Saint Michael. Die Frau habe ihre Zeit zwischen beiden Gemeinden aufgeteilt. „Sie war eine sehr süße Frau, sie war sehr verantwortungsbewusst“, sagte sie.
Normalerweise werden von Dezember bis Mai Eisbärpatrouillen durchgeführt – doch im Dorf Wales nicht mehr
Wie in vielen abgelegenen Dörfer in Alaska, organisierte die vorwiegend von Angehörigen der indigenen Inupiaq-Gemeinschaft bewohnte Gemeinde Wales mit ihren etwa 150 Einwohnern ursprünglich Patrouillen für den Zeitraum von etwa Dezember bis Mai, wenn dort mit Eisbären zu rechnen ist. Dies ist die Zeit, bevor sich das Eis auf dem Meer ausbreitet und die Polarbären dort auf Robbenjagd gehen.
Im Winter sind die Tiere dann in der Regel weit draußen auf dem Eis und weit von Dörfern entfernt, wie Geoff York, von der Eisbären-Schutzorganisation Polar Bear International sagte. Der letzte tödliche Eisbärenangriff in Alaska ereignete sich vor mehr als 30 Jahren, im Jahr 1990.
York hatte den Zeitraum, in dem Eisbären in dem Ort zu erwarten seien, zunächst mit Juli bis Anfang November angegeben und basierend auf dieser Annahme erklärt, dass auch er selbst, wenn er sich durch den Ort bewegt hätte, aktuell wohl nichts zur Abschreckung der Tiere mit sich geführt hätte. Denn historisch sei dies die Zeit des Jahres, die sicher sei.
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Joseph Jessup McDermott, Exekutivdirektor eines Rats in Alaska, der Stämme vertritt, die ursprünglich Bären für ihren Lebensunterhalt gejagt haben, sagte, die Bärenpatrouille in Wales sei nicht mehr aktiv, weil sie die Finanzierung verloren habe. Seine Organisation arbeite mit dem WWF und anderen Partnern daran, das Patrouillenprogramm wiederherzustellen, sagte McDermott.
Im Dorf Wales ist die Stimmung „traumatisch“
Die Stimmung in Wales beschrieb Schulleiterin Dawn Hendrickson als „traumatisch“. Am Tag nach dem Angriff sei der Unterricht abgesagt worden.
Ob es einen Zusammenhang des Angriffs mit dem Klimawandel gibt, war zunächst unklar. Es stehe aber im Einklang mit dem, was angesichts dessen erwartet werde, dass sich die Arktis weiterhin viermal so schnell erwärme wie der Rest der Erde, was das Ökosystem auf eine Weise verändere, die noch immer nicht ganz verstanden werde, sagte York.
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Zwei Eisböäre in der Nähe des Ortes Kaktovic in Alaska.
© Quelle: picture alliance / NHPA/Avalon.red
Andrew Derocher, ein Professor für Biowissenschaften an der University of Alberta und Experte für Eisbären, sagte, das Tier in Wales habe einer Population angehört, der es relativ gut gehe. Wissenschaftler in Alaska hatten in der Vergangenheit herausgefunden, dass die Aktivität von Eisbären an Land zunimmt und damit die Wahrscheinlichkeit einer Begegnung mit Menschen.
Eisbären sehen auch Menschen als Nahrung an
Eisbären sind die größte Bärenart. Männliche Tiere können nach US-Angaben im Extremfall ein Gewicht von mehr als 770 Kilogramm erreichen, weibliche Tiere würden bis zu rund 320 Kilogramm schwer. Eisbären gelten als gefährdet und stehen unter Schutz. Sie ernähren sich vorwiegend von Robben, stellen aber auch Walrossen und Belugawalen nach.
York sagte, die Tiere stünden am Ende der Nahrungskette und sähen auch Menschen als Nahrungsquelle an. Tödliche Eisbärenattacken gingen in der Regel von männlichen Tieren aus, die stets hungrig seien - oder von älteren Tieren, die verletzt oder krank seien und nicht genügend Nahrung fänden, schrieb er in einem Bericht.
RND/dpa