„Eine absolute Tragödie“: Großbritannien trauert um neunjährige Olivia
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Am Mittwoch geriet ein neunjähriges Mädchen in Liverpool zwischen die Fronten eines mutmaßlichen Bandenstreits. Olivia wurde in ihrem Haus von einem Unbekannten erschossen. Nun trauert Großbritannien um das neunjährige Mädchen und ruft nach mehr Sicherheit.
© Quelle: Peter Byrne/PA Wire/dpa
London. Cheryl Korbel öffnete nur kurz die Haustüre ihres Reihenhauses im Liverpooler Osten, um zu sehen, was den Lärm auf der Straße verursachte. Da passierte das Unfassbare: Ein ihr unbekannter Mann, offenbar auf der Flucht, stürmte in ihr Haus. Sein maskierter Verfolger schoss auf die 46‑jährige Britin und traf dabei ihre neunjährige Tochter Olivia, die hinter der Mutter stand. Olivia starb. Nun wird nach dem Täter gefahndet.
Genau 15 Jahre, nachdem bei einer tödlichen Schießerei in Liverpool der elfjährige Rhys Jones in das Kreuzfeuer zweier krimineller Banden geraten war, wurde die nordenglische Hafenstadt am Montagabend von einem ähnlichen Verbrechen erschüttert. Olivia wurde vermutlich von einem Mitglied einer Gang erschossen. Ein Zufallsopfer.
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Das Bild des lächelnden Mädchens gekleidet in einem hellrosa Latzkleid prägte gestern Morgen die Titelseiten der britischen Tageszeitungen. Der „Daily Mirror“ bezeichnete das Verbrechen als „unerträglich“, der Guardian sprach von einem „verpfuschtem Gangsterangriff“, bei dem ein Mädchen sterben musste.
„Ich fühle mich nirgendwo sicher“: Welle der Gewalt in Liverpool
Nachbarn von Olivia brachten einen Tag nach dem Verbrechen ihre Verzweiflung zum Ausdruck. Paul Davies, der drei Kinder im gleichen Alter hat, zeigte sich schockiert von mehreren Vorfällen mit Schusswaffen in nur einer Woche in und um Liverpool. „Es ist absolut verrückt und muss aufhören“, sagte er gegenüber Journalisten.
Tatsächlich war es das dritte Mal innerhalb einer Woche, dass ein Mensch in der Region erschossen wurde. Am Sonntag starb eine 28‑Jährige, nachdem ein unbekannter Täter in ihrem Haus auf sie gefeuert hatte. Am Abend des 16. Augusts wurde ein 22‑jähriger Mann durch mehrere Kugeln getötet.
Angesichts der neuen Welle der Gewalt fragen sich viele Liverpudlians, ob sie ihre Häuser überhaupt noch verlassen können. Ein Mann, der in der Nähe des verstorbenen Mädchens wohnt und die Schüsse gehört hatte, sagte: „Es ist, als hätte jeder eine Waffe. Ich fühle mich nirgendwo sicher.“
Polizei ermittelt gegen kriminelle Banden
Die örtliche Polizeichefin Serena Kennedy beschrieb den Angriff am Dienstag im Rahmen einer Pressekonferenz als eine „absolute Tragödie“, die alle Grenzen überschreite. Mittlerweile gingen erste Hinweise zur Identität des Täters ein. Der Verfolgte liegt schwer verletzt in einem Krankenhaus. Er soll wegen der Bluttat als Zeuge befragt werden. Wegen Verstoßes gegen Bewährungsauflagen nahm ihn die Polizei fest.
Die Beamten gehen davon aus, dass organisierte kriminelle Banden für das Verbrechen verantwortlich sind. Zwar wurde die Industrie- und Hafenstadt seit den 80er-Jahren durch staatliche Maßnahmen grundlegend erneuert und neu gestaltet, die gentrifizierte Innenstadt entwickelte sich von Liverpool zu „Livercool“, sie gilt jedoch nach wie vor als Hochburg für organisierte Kriminalität.
Personalprobleme in Liverpools Polizei
Laut der britischen Kriminalpolizei National Crime Agency (NCA) böte die Stadt durch ihre Geschichte, Liverpool galt schon im 19. Jahrhundert als eine kriminelle Hochburg, die geografische Lage und die Altersstruktur den perfekten Nährboden für den illegalen Handel von Drogen und Waffen. „Der Beweis ist, dass die nordwestlichen Gruppen den Rest der (kriminellen) Banden im Vereinigten Königreich dominieren“, sagte Matt Perfect, Beamter bei der NCA.
Warum sich die Verbrechen ausgerechnet jetzt häufen, darauf hat die NCA auf Nachfrage dieser Zeitung jedoch noch keine Antwort. Der Polizeibeamte Mark Kameen sagte, dass in Merseyside, der zuständigen Verwaltungseinheit, 13 Monate ohne tödliche Schüsse vergangen seien, bevor innerhalb einer Woche drei Morde stattfanden.
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Die Bewohner Liverpools fordern nun, dass angesichts der tragischen Verbrechen mehr passiert, um die Stadt sicherer zu machen. Emily Spurrell, Polizei- und Kriminalkommissarin von Merseyside forderte mehr Ressourcen von London. „Uns fehlen immer noch 456 Beamte“, sagte sie. „Wir könnten sie einsetzen, um einige dieser Probleme anzugehen.“ Für die neunjährige Olivia und ihre Familie kommen solche Maßnahmen jedoch in jedem Fall zu spät.
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