Die Impfbereitschaft in Sachsen erlahmt. Das merken auch die Hausärztinnen und -ärzte. Mit welchen Vorurteilen sie kämpfen, und warum sie nicht müde werden, an den gesunden Menschenverstand zu appellieren.
Leipzig/Annaberg-Buchholz/Rackwitz.In der Praxis von Torben Ostendorf ist Herdenimmunität erreicht. 2700 Corona-Impfungen haben er und seine Kolleginnen im Leipziger Stadtteil Paunsdorf verabreicht - bei rund 3000 Patienten, die die Praxis im Quartal aufsuchen. Die große Hektik aus dem Frühjahr, als an einem Tag 100 Menschen zur Impfung kamen, ist also vorbei. Und auch, wenn bei der Impfquote unter seinen Patientinnen und Patienten nicht mehr so viel herauszuholen ist: Torben Ostendorf hat jetzt die Gelegenheit, bei denen, die wegen einer ganz anderen Sache als Corona zu ihm kommen, nachzufragen: Wo Sie schon mal da sind - sind Sie geimpft?
Ostendorf bekommt dann, so erzählt er das, zwei Arten von Antworten. Die eine Hälfte seiner noch ungeimpften Patientinnen und Patienten habe medizinische Bedenken: Der Impfstoff sei doch so neu, es gebe so viele Nebenwirkungen. „Häufig schafft man es da, mit guten Argumenten zu überzeugen“, sagt Ostendorf. Bei der anderen Hälfte der Ungeimpften hört Ostendorf Verschwörungstheorien. „Am Anfang habe ich versucht, auch da ein austauschendes Gespräch zu suchen“, sagt er. Er habe aber schnell gemerkt, dass er fast immer chancenlos ist.