Im Zwickauer VW-Werk droht Stellenabbau – Wirtschaftsminister: „Es ist eine ernste Situation“
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Ein Mitarbeiter im VW-Werk in Zwickau befestigte das Markenlogo an einem neugebauten Fahrzeug. (Archivfoto)
© Quelle: Peter Endig / dpa
Leipzig. Im Zwickauer Werk des Autobauers Volkswagen droht ein Stellenabbau. Die Gewerkschaft IG Metall am Standort rechnet damit, dass befristete Verträge nicht entfristet beziehungsweise verlängert werden können. Noch läuft zwar der Absatz von E-Autos aus dem sächsischen Werk, aber die Bestellungen sind stark rückläufig. Grund: Seit diesem September gibt es keine staatliche Förderung mehr für gewerblich genutzte Elektro-Fahrzeuge. Und ab dem kommenden Jahr werden die Prämien für privat genutzte E-Autos von 4500 Euro auf 3000 Euro gekürzt. Für das Werk in Zwickau hat das Folgen.
Wie ein VW-Sprecher am Mittwoch auf LVZ-Anfrage sagte, gebe es im Zwickauer Werk rund 2700 befristete Jobs. Insgesamt hat das Werk 10.700 Beschäftigte. Wie viele Befristungen nun nicht verlängert werden, sei noch nicht bekannt. Weil dazu auch noch keine Entscheidung getroffen worden sei.
Betriebsversammlung am Donnerstag geplant
Nach LVZ-Informationen soll die dritte Schicht auf einer von zwei Montagelinien gestrichen werden. Näheres zu den Stellenkürzungen im Werk soll allerdings erst auf einer Betriebsversammlung am Donnerstag durch die Geschäftsführung bekanntgegeben werden.
„Wir verlangen Antworten von der Geschäftsführung“, sagte Thomas Knabel, Chef der IG Metall Zwickau. VW habe am Standort die Weichen in Richtung Zukunft gestellt. Dafür dürften Teile der Beschäftigung nicht bestraft werden. Das Werk sei für die Region und für ganz Sachsen von überaus wichtiger Bedeutung.
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Kretschmer spricht von „bedauerlichen Nachrichten“
Am Dienstagabend hatte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) bereits bei einem öffentlichen Termin in Riesa von „bedauerlichen Nachrichten“ aus Zwickau gesprochen, die „in den nächsten Tagen, vielleicht Stunden“ zu hören sein würden. Man sei „stolz“ auf das gewesen, was in Sachsen bei Volkswagen entstanden sei, sagte der Ministerpräsident weiter „Jetzt sehen wir, ganz so erfolgreich ist es dann am Ende doch nicht. Eine ganze Reihe von Kolleginnen und Kollegen werden zumindest zeitweise dort erstmal nicht mehr arbeiten können. Das wird diese Leute frustrieren.“
„Es ist eine ernste Situation“, konstatierte auch Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) am Mittwoch. Er sei seit mehreren Wochen in Kontakt mit dem Betriebsrat und seinem niedersächsischen Amtskollegen Olaf Lies (SPD). „Wir wollen den Beschäftigten eine positive Perspektive aufzeigen, können aber mögliche Lösungen nicht immer gleich öffentlich diskutieren.“ Dulig warnte zugleich davor, „eventuelle künftige Szenarien“ künstlich herbeizureden.
VW-Werk zur E-Fabrik umgebaut – Absatz von Stromern steigt
VW hat sein Werk in Zwickau in den vergangenen Jahren für 1,2 Milliarden Euro zur reinen Fabrik für Elektrofahrzeuge umgebaut. Dieses Jahr sollte die Produktion eigentlich steigen.
Zuletzt hatte das Segment E-Mobiliät auch bei den Verkaufszahlen weiter zugelegt. Laut Kraftfahrzeug-Bundesamt wurden allein im August 2023 fast 87.000 neue Stromer in Deutschland zugelassen – was einem Anteil von knapp einem Drittel der neu zugelassen Pkw entspricht und eine Steigerung um 70 Prozent gegenüber dem Vorjahres-August entspricht. Inzwischen haben E-Fahrzeuge bei den Neufahrzeugen sowohl Benziner als auch Dieselfahrzeuge überholt.