Lehrermangel in Sachsen: Erneut zu wenig neue Lehrkräfte gewonnen
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Ein Lehrer unterrichtet in einer Realschule. Sachsen hätte zum Halbjahr gerne 1100 neue Lehrkräfte eingestellt. Doch erneut hat man die selbst gesetzten Ziele verfehlt.
© Quelle: Marijan Murat/dpa
Dresden. Der Lehrermangel bleibt weiterhin ein Problem in Sachsen. Der Freistaat hat zum zweiten Schulhalbjahr erneut deutlich weniger Lehrer einstellen können als gewünscht. Das gab das Kultusministerium bekannt. An den rund 1400 öffentlichen Schulen gibt es demnach insgesamt 817 neue Lehrerinnen und Lehrer – geplant war die Einstellung von 1100 Lehrkräften.
Von den neuen Lehrern haben zudem nur 599 eine reguläre Lehrerausbildung durchlaufen. 199 Stellen wurden mit Seiteneinsteigern besetzt. Hinzukommen pädagogische Fachkräfte. Das Ministerium weist allerdings darauf hin, dass man weiter versuche, die offenen Stellen zu besetzen. Die meisten Einstellungen gab es zum Halbjahr für Grundschulen (212 Personen) und Gymnasien (208 Personen), gefolgt von Oberschulen (201 Personen), Berufsbildenden Schulen (100 Personen), Förderschulen (92 Personen) und Gemeinschaftsschulen (4 Personen).
Minister Piwarz: „Es fehlt nicht an Geld und Stellen“
„Auch wenn wir im Vergleich zum letzten Schulhalbjahr knapp 100 Personen mehr einstellen konnten, hätte ich mir zur Entlastung unserer Schulen mehr neue Lehrkräfte gewünscht. Es fehlt hier nicht an Geld und Stellen, sondern an Köpfen“, sagte Kultusminister Christian Piwarz (CDU).
Vor allem in den ländlichen Regionen ist die Besetzung von Stellen schwierig. Für die großen Städte Leipzig und Dresden lassen sich Junglehrer begeistern. Rund 64 Prozent der aktuellen Bewerbungen gingen für die Ballungsräume Dresden und Leipzig ein. Die Landkreise sind dagegen weniger attraktiv.
Das Kultusministerium möchte deswegen die Hürden für Seiteneinsteiger senken. Zum kommenden Schuljahr 2023/2024 sollen auch Absolventinnen und Absolventen von Fachhochschulen ohne Fachzuordnung als Lehrkräfte tätig werden. Zudem werden auch für die Gymnasien die Bedingungen angepasst: Seiteneinsteiger sollen in allen Fächern eingestellt werden. Bisher war das laut Ministerium nur für die sogenannten MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) vorgesehen. Das Anerkennungsverfahren für Lehrkräfte aus dem Ausland soll ebenso beschleunigt werden.
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Lehramtsstudiengänge ausgebaut – Effekt kaum bemerkbar
Zwar hat Sachsen in den vergangenen Jahren die Plätze in den Lehramtsstudiengängen deutlich ausgebaut – von 1700 (2012/2013) auf 2400 (2017/2018) und seit 2021 auf 2700. Allerdings mache sich das noch nicht in vollem Umfang auf dem Lehrermarkt bemerkbar, sagte Piwarz. Ein Grund dafür könnte laut Ministerium die Corona-Pandemie sein, wodurch sich die Studienzeiten verlängert haben. „Wir müssen gemeinsam mit den Universitäten die MINT-Fächer attraktiver machen und die Erfolgsquoten erhöhen. Dazu sind wir mit dem Wissenschaftsministerium im Gespräch“, so Piwarz.
Der Lehrermangel ist allerdings kein neues Phänomen in Sachsen. Auch zum Schuljahresstart konnte nicht so viele Lehrkräfte wie erhofft gewonnen werden. Es war lediglich gelungen, 1024 neuen Lehrkräften statt den gewünschten 1500 einzustellen: 843 ausgebildete Lehrer, 121 Seiteneinsteiger und 60 pädagogische Fachkräfte. Schon damals hatte der Minister von einer „angespannten“ Unterrichtsversorgung gesprochen.
„Maßnahmen zur Lehrergewinnung zeigen Wirkung“
Trotzdem hält Piwarz Sachsen im Vergleich der Bundesländer für wettbewerbsfähig. „Unsere Maßnahmen zur Lehrergewinnung zeigen Wirkung. Vor allem durch die Verbeamtung unserer Lehrkräfte sind wir auf dem Lehrermarkt deutschlandweit konkurrenzfähig. Ohne diese Maßnahmen wäre es deutlich schwieriger, Referendarinnen und Referendare an Sachsen zu binden.“ Mittlerweile blieben bis zu 80 Prozent der Referendarinnen und Referendare in Sachsen und nehmen hier eine Stelle an. Im Vergleichszeitraum von vier Jahren betrug dieser Anteil nur 64 Prozent.