Demografie und Arbeitsmarkt

Mehr Ausländer finden in Sachsen einen Job – Anteil ist immer noch zu gering

In Sachsen finden zusehends mehr Ausländer einen Job, der Anteil ist jedoch immer noch zu gering.

In Sachsen finden zusehends mehr Ausländer einen Job, der Anteil ist jedoch immer noch zu gering.

Leipzig. Sachsen profitiert zunehmend von der Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte. Aktuell arbeiten rund 123.200 ausländische Staatsbürger im Freistaat. Innerhalb eines halben Jahres ist ihr Anteil an der Gesamtbeschäftigung (1,66 Millionen) von 6,8 auf jetzt 7,4 Prozent gestiegen.

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Das sei für Sachsen der bisher höchste Anteil, sagt Klaus-Peter Hansen, Chef der Landesarbeitsagentur. „Dennoch sehen wir viel Luft nach oben. Denn im bundesweiten Durchschnitt liegt der Anteil der ausländischen Staatsbürger an der Gesamtbeschäftigung bei 14,7 Prozent und ist damit doppelt so hoch.“ Sachsen sei ein Land, in dem sich gut arbeiten und leben lässt, so Hansen. „Damit das so bleibt, braucht Sachsen Zuwanderung.“

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Von den 123.200 sozialversicherungspflichtig beschäftigten Ausländern in Sachsen kommen die meisten aus den Nachbarländern Polen und Tschechien. Es folgen Beschäftigte aus Rumänien, Syrien und der Ukraine. Jeder Sechste von ihnen ist im verarbeitenden Gewerbe beschäftigt, jeder achte in der Zeitarbeit und jeder neunte im Gastgewerbe. Aber auch im Gesundheits- und Sozialwesen, in der Logistik, im Dienstleistungssektor, im Bau und im Handel arbeiten immer mehr Ausländer.

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Zahl der Beschäftigten in Sachsen sinkt um 250.000

Die inländischen Potenziale reichen nach Meinung Hansens nicht aus, „um die demografischen Altersabgänge der erfahrenen und meist gut qualifizierten Menschen ausgleichen zu können“. Das belegt er mit einem Blick in die Statistik: So sei von September 2021 bis September 2022 die Beschäftigtenzahl der deutschen Staatsbürger in Sachsen um 3200 zurückgegangen. Bis 2030 werde es in Sachsen allein aus Altersgründen rund 250.000 Beschäftigte weniger geben.

Neben der Rückgewinnung von abgewanderten Sachsen in andere Bundesländer ist deshalb das Thema Zuwanderung von qualifizierten ausländischen Fachkräften eine wesentliche Quelle für neue Fachkräfte. Dafür braucht es eine echte „Willkommenskultur“, so der Chef der Landesarbeitsagentur.

Für mehr Zuwanderung setzt sich auch der DGB in Sachsen ein. Deshalb habe man gemeinsam mit der Industrie, dem Handwerk, der Landesregierung und den Hochschulen im Land einen entsprechenden Pakt unterzeichnet, sagt Sachsens DGB-Chef Markus Schlimbach. Ziel dieses Pakts ist es, in den nächsten Jahren 150.000 neue Arbeitskräfte aus dem Ausland zu gewinnen.

DGB will Abbrecherquote in Sachsens Schulen verringern

Allerdings dürfe man auch die Langzeitarbeitslosen nicht aus dem Blick verlieren, sagt Schlimbach „Uns muss es um eine bessere Integration aller Arbeitsuchenden in den Arbeitsmarkt gehen. Gleichzeitig müssen die Fachkräfte fit für die Zukunft gemacht werden, indem die Unternehmen stärker in die Weiterbildung ihrer Belegschaften investieren“, fordert der Gewerkschafter.

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Aktuell gebe es 87.350 Langzeitarbeitslose in Sachsen. Diese bräuchten dringend eine reale Chance auf eine dauerhafte und gut bezahlte Beschäftigung. Weiter müsse die Abbrecherquote in Schulen und Betrieben gesenkt werden. Fast 22.000 Menschen haben in Sachsen laut Statistischem Landesamt keinen Schulabschluss und rund 125.000 keinen Berufsabschluss.

Auch beim ifo Institut in Dresden rechnet man nicht damit, dass alleine Zuwanderung die wachsende Beschäftigtenlücke schließen kann. „Sachsen und auch die anderen Bundesländer sind nicht unbedingt attraktiv für Fachkräfte, und die typischen Herkunftsländer stehen vor ähnlichen demografischen Problemen wie wir“, sagt ifo-Wissenschaftler Joachim Ragnitz. Wolle man alle aus dem Erwerbsleben ausscheidenden Arbeitskräfte ersetzen, bräuchte Deutschland langfristig eine Nettozuwanderung von 490.000 Personen im erwerbsfähigen Alter pro Jahr. Das sei unrealistisch.

Vielmehr sollten Unternehmen die Situation erkennen und mit einer Steigerung der Produktivität darauf reagieren. „Wenn Arbeitskräfte fehlen, erhöht dies den Anreiz, für einen klügeren Einsatz der noch vorhandenen Arbeitskräfte zu sorgen: Durch Vermittlung von neuen Kenntnissen, durch eine bessere technische Ausstattung der Arbeitsplätze und durch den Einsatz arbeitssparender Techniken.“ Die Politik sollte deswegen ein viel stärkeres Augenmerk darauf legen, die Digitalisierung in Staat und Wirtschaft voranzubringen.

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