Sachsen feiert Ostern unter Frühlingssonne – Unfälle bei Osterreitern
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Eine Zierkirsche blüht vor der Kulisse der Altstadt Dresden am Ufer der Elbe.
© Quelle: Sebastian Kahnert
Dresden. Die Menschen in Sachsen haben das Fest der Auferstehung Christi erstmals seit 2020 wieder traditionell gefeiert. Tausende füllten am Oster-Wochenende die katholischen und evangelischen Kirchen zu Gottesdiensten, die allerdings vom Krieg in der Ukraine überschattet waren. Ostermärsche blieben friedlich und die Osterfeuer vielerorts störungsfrei. Dank Petrus zogen rund 1500 Osterreiter bei strahlendem Sonnenschein durch die Lausitz und blieben die Osterfeuer trocken - wie die Kinder bei der Ostereiersuche im Garten.
Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt sprach in seiner Predigt am Sonntag von „Schatten des Todes“ durch Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg. Es gebe aber auch „Hoffnung inmitten von Leid und Traurigkeit“ - die könne auch Russlands Präsident nicht zerstören. Er bete ebenfalls für Wladimir Putin, dass der Gruß „Friede sei mit euch!“ des Auferstandenen beim orthodoxen Osterfest am nächsten Sonntag „auch Ihr Herz verwandelt und ihnen Gedanken des Friedens schenkt“.
In der katholischen Lausitz säumten Tausende die Prozessionen der sorbischen Osterreiter sowie der Ostersaatreiter südlich von Görlitz. Nach Polizeiangaben vom Ostermontag waren es insgesamt rund 48 500 Schaulustige. Bis auf einige Unfälle mit Pferden blieb es störungsfrei: In Crostwitz wurde ein Reiter abgeworfen und leicht verletzt. Bei der Umrundung des Doms in Bautzen kam eines der Tiere einem Auto zu nah, es blieb aber bei Sachschaden.
Einem Helfer in Ralbitz indes wurde beim Halten eines Pferdes im Stall der Finger abgequetscht, wie ein Polizeisprecher berichtete. Ein Rettungshubschrauber brachte den 60-Jährigen in eine Klinik. Schon beim Probereiten am Karfreitag hatten zwei Jugendliche in Wittichenau teils schwere Verletzungen erlitten, als ihre Pferde durchgingen und sie abwarfen. Einer der beiden 16-Jährigen wurde per Rettungshubschrauber ins Krankenhaus geflogen. Über ihren Zustand sei nichts bekannt, sagte ein Polizeisprecher. Zu dem Vorfall werde ermittelt.
Wurzeln des Brauchs reichen bis in die vorchristliche Zeit zurück
Die Reiter verkünden traditionell singend und hoch zu Ross die frohe Botschaft von der Auferstehung Christi. In Frack und Zylinder zogen sie im Sattel von der Heimatkirche aus um Friedhof und Felder ins Nachbardorf - unter Glockengeläut, mit Kreuz, Kirchenfahnen und einer Statue des Auferstandenen. Außerhalb der Orte beteten sie auf den aufwendig geschmückten Pferden den Rosenkranz - in weißen Handschuhen.
Die Wurzeln des Brauchs reichen bis in die vorchristliche Zeit zurück, als man durch Feldumritte glaubte, die jungen Saaten vor der Missgunst des Bösen schützen zu können. Die heutigen Züge sind öffentliches Bekenntnis zum christlichen Glauben - und Männersache. Das Spektakel lockte auch Touristen in die Region östlich von Dresden, in der die nationale Minderheit der Sorben lebt. Beim ähnlichen Ostersaatreiten von Ostritz südlich von Görlitz zogen 68 Reiter von der Pfarrkirche zum Zisterzienserinnenkloster St. Marienthal.
Mit Rucksack und Wanderschuhen in die Natur
Zwei Ostermärsche der Friedensinitiative am Karfreitagabend in Chemnitz und Karsamstag in Leipzig standen im Zeichen des Ukraine-Krieges. Nach Polizeiangaben demonstrierten insgesamt rund 400 Menschen. In den Aufrufen wurde Russlands Angriff auf die Ukraine verurteilt, vor einer Gefahr der Eskalation gewarnt und die militärische Aufrüstung kritisiert. Mehr als 50 Menschen wanderten dann Ostermontag von Wehlen in den Kurort Rathen. Bei der Kundgebung wandten sich Redner gegen Waffenlieferungen, weil diese keinen Frieden brächten.
Zahlreiche Familien zog es über die Feiertage auch einfach in die Natur - mit Rucksack und Wanderschuhen, Fahrrädern oder auf dem Wasser. Ein Meteorologe vom Deutschen Wetterdienst sprach „von schönstem Frühlingswetter“, allerdings bei nur 13 bis 15 Grad. „Da brauchte man im Schatten schon eine Jacke.“ In der Sonne indes wurde es dank Hoch „Spiro“ frühsommerlich warm. Die Elbdampfer waren gut gebucht. „Wir haben Tagesausflügler aus der Dresdner Region, aber auch Touristen“, sagte ein Sprecher der Sächsischen Dampfschiffahrt GmbH, der Ostern mit einem Wort resümierte: „Spitze“.
Von RND/dpa