Immer mehr Millionäre in Sachsen: Wo leben die meisten Reichen?
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In Sachsen ist die Zahl der Einkommensmillionäre deutlich gestiegen.
© Quelle: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Dresden. In Sachsen ist die Zahl der Spitzenverdiener deutlich gestiegen: Insgesamt 441 Menschen bringen es auf ein Jahreseinkommen von einer Million Euro und mehr. Das geht aus der Antwort des Finanzministeriums auf eine Kleine Anfrage der Landtagsabgeordneten Susanne Schaper (Linke) hervor. Die Angaben beziehen sich auf 2019, da für die folgenden Jahre die Steuererklärungen noch nicht vollends abgeschlossen sind.
Allerdings bestätigen laut Finanzministerium die Zwischenstände für 2020 und 2021 diese Entwicklung: Im Freistaat leben immer mehr Einkommensmillionärinnen und -millionäre. „Auch in Sachsen wird ein kleiner Teil der Gesellschaft immer reicher“, konstatiert Schaper, die auch Landesvorsitzende der Linken ist.
Höchster Einzelverdienst bei knapp 60 Millionen Euro
Der höchste zu versteuernde Einzelverdienst lag zuletzt bei 59,7 Millionen Euro. Für das Jahr 2019 waren es bei den 441 Menschen insgesamt fast eine Milliarde Euro – das entspricht etwa fünf Prozent des gesamten sächsischen Landeshaushalts. Zum Vergleich: Fünf Jahre zuvor gab es in Sachsen 149 Einkommensmillionärinnen und -millionäre, die es vor der Steuer auf zusammen 261 Millionen Euro gebracht hatten. Damit hat sich die Anzahl nahezu verdreifacht.
In vielen Fällen soll es sich um Unternehmerinnen und Unternehmer sowie um Einkünfte aus Vermietungen beziehungsweise Verpachtungen und von Finanzmärkten handeln – also reine Einkommen. Deshalb fallen etwa Grund- oder Immobilienbesitz nicht darunter. Genauere Angaben sind aufgrund des Datenschutzes untersagt. „Im Fall der Zusammenveranlagung wurden die Ehegatten beziehungsweise Lebenspartner jeweils einzeln betrachtet“, erklärt das Finanzministerium zu der Auswertung.
Dresden ist die Hauptstadt der Reichen, Leipzig holt auf
Auf die sächsischen Regionen bezogen, leben die meisten Bestverdiener in Dresden: Hier sind 97 Millionäre zu Hause, im Jahr 2014 waren es 27. Leipzig liegt mit 86 Millionären (2014: 22) kurz dahinter. In den Zwischenberichten des Finanzministeriums für 2020 und 2021 hat die Stadt an der Pleiße die Landeshauptstadt sogar schon überholt. Auch in anderen Regionen ist die Zahl der Reichen gestiegen. So kommt der Landkreis Leipzig auf 39 Millionäre (13), was sachsenweit den dritten Rang bedeutet. In Nordsachsen sind es 19 (4) und in Mittelsachsen 24 (7).
Linke-Politikerin fordert Vermögenssteuer
„Im Fall überreicher Menschen mit siebenstelligen Einkünften ist ein Umstand besonders skandalös: Beiträge für die Renten- und Arbeitslosenversicherung werden bei einem Jahreseinkommen von 85.200 Euro gedeckelt, bei der Kranken- und Pflegeversicherung liegt diese Beitragsbemessungsgrenze sogar nur bei knapp 60.000 Euro“, sagt Schaper. Wer so viel Geld einnehme – egal ob im Job oder am Finanzmarkt –, müsse gerechte Steuern und Sozialabgaben zahlen, fordert die Linken-Politikerin: „Auch eine Vermögenssteuer ist notwendig.“
Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr lag das mittlere Monatseinkommen der rund eine Million Vollzeitbeschäftigten im Freistaat bei 2857 Euro brutto. Damit ist der sogenannte Medianlohn seit 2020 um 115 Euro gestiegen – das war der stärkste Anstieg seit Langem. Auf das Jahr hochgerechnet, kommt ein Verdienst von 34.284 Euro zustande. Das hat eine Untersuchung der Landesarbeitsagentur Sachsen ergeben.
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Die meisten Reichen leben in Bayern
Insgesamt liegt Sachsen mit seinen Millionären im bundesweiten Trend: Laut Statistischem Bundesamt hatten im Jahr 2019 rund 27.400 aller erfassten Lohn- und Einkommensteuerpflichtigen Einkünfte von mindestens einer Million Euro. Das waren knapp 1200 mehr als im Jahr zuvor. Die meisten Reichen leben in Bayern (6365), dagegen haben Thüringen und Sachsen-Anhalt die geringste Millionärsdichte.
Der Spitzensteuersatz in Deutschland beträgt 42 Prozent und gilt seit diesem Jahr für Jahreseinkommen von 62.810 Euro bis 277.826 Euro. Wer mehr verdient, muss eine sogenannte Reichensteuer von zusätzlich drei Prozent bezahlen.