Diebstahl, Drogen, Pornos: Viel Jugendkriminalität in Leipzig und Dresden
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In Sachsen geht die Kinder- und Jugendkriminalität zwar insgesamt zurück. Doch Leipzig und Dresden stehen besonders im Fokus: Hier wird mehr als ein Drittel der Straftaten registriert, die von unter 21-Jährigen begangen werden.
© Quelle: David Inderlied/dpa
Dresden. Kinder und Jugendliche werden in Sachsen weniger straffällig als noch vor der Corona-Pandemie. Die Polizei hat im vergangenen Jahr rund 27.800 Fälle registriert. Das waren fast sechs Prozent weniger als 2019. Hinzu kommen 4800 sogenannte ausländerrechtliche Delikte, etwa Verstöße gegen das Aufenthaltsrecht oder unerlaubte Einreisen – diese Fallzahlen haben sich wiederum mehr als verdoppelt (2019: 2000).
Das geht aus einer Antwort des Innenministeriums auf eine Kleine Anfrage der Landtagsabgeordneten Juliane Nagel (Linke) hervor. „Es ist davon auszugehen, dass ein Großteil dieses massiven Anstiegs auf die Einwanderung unbegleiteter Kinder und Jugendlicher über Tschechien zurückzuführen ist. Schon der Grenzübertritt wird als Straftat gewertet“, erklärt Nagel.
Deutlicher Anstieg bei sexueller Nötigung
Daneben steigt sachsenweit in der Kinder- und Jugendkriminalität vor allem ein Bereich rasant an: Taten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Das betrifft insbesondere Pornografie, die von Jugendlichen auf Handys herumgereicht wird, aber auch sexuelle Nötigung und Missbrauch. Waren vor der Pandemie 850 Fälle angezeigt worden, sind es im vergangenen Jahr 1600 gewesen.
Dagegen gehen die Zahlen in vielen anderen Kriminalitätsfeldern zurück: So wurden wegen Diebstahls 6600 Fälle erfasst (2019: 7000), wegen Körperverletzung 3800 (4300) und wegen Rauschgifts 3300 (4000). Auch die sogenannte Straßenkriminalität – beispielsweise Taschendiebstähle, Sachbeschädigungen oder Einbrüche in Autos – sank auf 3300 Verfahren (3700).
Leipzig und Dresden sind Hochburgen der Jugendkriminalität
Im Vergleich zum Corona-Jahr 2021 ist die Kinder- und Jugendkriminalität zwar um 6,9 Prozent gestiegen. Das Innenministerium führt den Zuwachs gegenüber der LVZ aber auf den „Wegfall der pandemischen Beschränkungen“ zurück. Auch aus Sicht der Linke-Abgeordneten Nagel eignen sich die Werte von 2021 und 2022 „nur bedingt“ für einen Vergleich. Deshalb wird jeweils auf die Statistiken von 2019 als Bezugspunkt verwiesen.
Regional betrachtet stechen Leipzig und Dresden heraus: Die beiden Städte machen zusammen mehr als ein Drittel der Straftaten aus, die von unter 21-Jährigen begangen werden, und sind damit die Hochburgen der Kinder- und Jugendkriminalität. Während sich allerdings in Leipzig mit 5070 Fällen (2019: 5300) eine leichte Entspannung der Gesamtlage abzeichnet und Rückgänge unter anderem bei Diebstählen und Körperverletzungen registriert werden, bleiben die Zahlen in der Landeshauptstadt mit 5030 Fällen konstant hoch (jeweils ohne Aufenthaltsrecht). In den Landkreisen Leipzig, Mittelsachsen und Nordsachsen sind die Straftaten hingegen gesunken.
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Dresdner Polizei hat Sonderkommission eingesetzt
„Kriminalität, die von Jugendgruppen ausgeht, ist für Großstädte nicht ungewöhnlich“, erklärt Dresdens Polizeipräsident Lutz Rodig. Mit einem Anstieg von 90 auf 130 Fälle haben in Dresden im vergangenen Jahr vor allem die Raubzüge stark zugenommen, auch die Gewalttaten kletterten von 340 auf 450. Deshalb ist eine Sonderkommission gegen Jugendkriminalität eingesetzt worden. Bislang wurden mehr als hundert Verdächtige festgestellt. Laut Polizei gibt es solche Jugendbanden verstärkt auch in Leipzig.
„Grundsätzlich sieht das Jugendstrafrecht eher milde Strafen vor. Von daher können strafrechtliche Konsequenzen nur ein Baustein sein. Einrichtungen der Jugendhilfe und Sozialarbeit stehen genauso in der Pflicht“, macht Rodig klar. Die Leipziger Linke-Politikerin Nagel fordert die Landesregierung auf, sich stärker für Prävention und gegen Armut sowie Bildungsungerechtigkeiten einzusetzen: „Der beste Weg ist es, Kriminalität zu verhindern, bevor sie entsteht und gerade junge Menschen davon abzuhalten, auf die schiefe Bahn zu geraten.“
Forderungen nach mehr präventiven Maßnahmen
Innenminister Armin Schuster (CDU) lobt seinerseits das Dresdner Handlungskonzept zur Vorbeugung von Raubstraftaten als „beispielgebend“. Darüber hinaus sei das Projekt „Haus des Jugendrechts“ in Leipzig „erfolgreich durchgeführt“ worden und werde deshalb auf Görlitz und Bautzen erweitert. Zudem fördere das Sozialministerium „potenziell kriminalpräventiv wirkende Maßnahmen“.