Weil die Corona-Pandemie zu massenhaften Einkommensverlusten führte, konnten tausende Bewohner von Genossenschaftswohnungen ihre Mieten nicht bezahlen. Der sächsische Verband rechnet mit einer weiteren Verschärfung des Problems.
Dresden. Die Corona-Krise schlägt auch auf die Wohnungswirtschaft in Sachsen durch. Der Verband der Sächsischen Wohnungsgenossenschaften (VSWG) rechnet in diesem Jahr mit Mietausfällen von reichlich fünf Prozent. Wie aus einer Blitzbefragung in der zweiten Maiwoche hervorgeht, wurden in den zurückliegenden Wochen 375 000 Euro an Wohnungsmieten und 90 000 Euro an Gewerbemieten nicht beglichen. Der Ausfall bei den Mieteinnahmen sei zwar momentan noch überschaubar, sagte Mirjam Luserke, Vorstand des VSWG, zur digitalen Jahresbilanzkonferenz am Montag. Es sei aber absehbar, dass von den 300 000 Wohnungen des Verbandes bis zu 15 000 Wohnungsmieten ausbleiben könnten. "Damit würden sich die Mietausfälle auf vier bis sechs Millionen Euro pro Monat summieren", erklärte Luserke und sprach vom Beginn einer neuen Zeitrechnung. Für die 208 Mitgliedsunternehmen ihres Verbandes, die rund ein Fünftel des sächsischen Wohnungsbestandes ausmachen, forderte sie neben dem bereits geltenden Pandemiegesetz zum Mieterschutz auch einen Sicher-Wohnen-Fonds des Freistaates.
Unterstützung kommt von den Sächsischen Linken. „Sachsen ist ein Land der Mieterinnen und Mieter – die Staatsregierung muss handeln!“, sagt die wohnungspolitische Sprecherin Juliane Nagel. Ihre Fraktion fordert, „dass der Mietaufschub auch über den 30. Juni 2020 fortgelten und zinslos erfolgen muss. Wer heftige Einkommensausfälle zu verzeichnen hat, soll nur die halbe Miete zahlen müssen.“ Der ,Sicher-Wohnen-Fonds‘ sei dafür ein nützlicher Hebel. „Mieterhöhungen und die Sperrung von Strom-, Gas-, Trinkwasser-, Telefon- und Internetanschlüssen wollen wir mindestens für die Zeit der Pandemie verbieten.“