Im erzgebirgischen Oberscheibe schmeißen Christian Fiedler und Sohn Thomas die Traditionsbrauerei Fiedler gemeinsam. Seit der Wende hat sich dort Einiges getan.
Scheibenberg. Christian Fiedler ist das, was man landläufig als echtes Unikat bezeichnen würde. „Ich bin ein alter DDR-Braumeister“, sagt der 65-Jährige, der im erzgebirgischen Oberscheibe geboren wurde, schon seine „Kindheit in der Brauerei verbracht“ hat und bis heute in diesem Ortsteil der Bergstadt Scheibenberg lebt – und braut. Die Geschichte der Familie Fiedler ist mit dem Erzgebirge stark verwurzelt, bereits seit 1847 ist die gleichnamige Brauerei in Familienbesitz. Schon deutlich eher, 1537, wurden in Oberscheibe urkundlich erwähnt Braugeräte verkauft, die Tradition ist lang.
In der ehemaligen DDR schafften es nur drei Brauereibetriebe in der Umgebung, der Enteignung zu entgehen, neben den Brauereien Specht in Ehrenfriedersdorf und Blechtschmidt in Treuen blieb auch die Brauerei Fiedler verschont: „Wir hatten 1973 weniger als zehn Angestellte, da konnte man uns nichts. Außerdem lagen wir günstig in der Nähe des Pumpspeicherkraftwerks Markersbach, da waren wir als Brauerei verantwortlich für die Versorgung der Bevölkerung mit Bier und alkoholfreien Getränken“, erinnert sich Fiedler an die turbulente Zeit. Verkauft wurden die Getränke freilich nicht, denn auf den Gewinn standen 89 % Steuern – „das hätte sich nicht gelohnt, also haben wir das einfach so verteilt, wie das damals eben so war“, erzählt Fiedler und lacht.