Der Weihnachtsmarkt in Leipzig ist abgesagt, aber das benachbarte Halle hält am Glühwein fest – eingezäunt, mit 2G und Gesprächen über Corona. Ist es das, was die Menschen wollen? Eine Stippvisite.
Halle. Die Schlange vor den umzäunten Buden auf dem Marktplatz in Halle ist lang genug, dass Vorbeigehende „Alter Schwede!“ ausrufen. Sie ist aber auch kurz genug, dass sie jede Schlange vor einer Impfstelle dieses Landes bei der Wartezeit locker unterbieten würde – wo also sollte man sich einreihen? Eine Frau hat sich für die hallesche Marktplatz-Warteschlange entschieden und informiert ihren Begleiter: „Die Betten sind voll mit Corona.“ Eine Jugendliche meint, sie wolle „nur Weihnachtssterne und dann weg“. Und am vorläufigen Ende der Schlange steht ein Mann, der seinen Freunden erzählt, die Händler seien sicher froh, dass es den Markt überhaupt gebe. Schnell rücken die Wartenden vor, am Eingang werden ihre 2G-Nachweise geprüft - im Falle digitaler Impfnachweise per Draufblick, ohne Scan. „Jawoll, viel Spaß“, sagt der maskenlose Mann von der Security und macht eine einladende Geste.
Es ist kurz nach 16 Uhr am vergangenen Samstag in Halle, die Lichter des Wintermarkts leuchten aus der Novemberdämmerung, vor wenigen Stunden haben die Wissenschaftler der Nationalen Akademie Leopoldina wegen der rasenden Corona-Infektionen sofortige Kontaktbeschränkungen angemahnt. Während im benachbarten Leipzig in Sachsen der Weihnachtsmarkt abgesagt ist, hat die Stadt Halle in Sachsen-Anhalt nach kurzzeitiger Schließung ihres Marktes in der vergangenen Woche gleich mehrere Bereiche bunten Budenzaubers: zwei eingezäunte Zonen am Marktplatz, die statt Weihnachtsmarkt nun Wintermarkt heißen, einige Buden auf dem Domplatz und einen Vergnügungsort am Hallmarkt, wo Mutige im Free-Fall-Tower so rasant abwärts rauschen können, wie es die Corona-Fallzahlen seit Pandemie-Beginn noch nie getan haben.