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Zum Start von „ZDF Magazin Royale“: Das waren die Böhmermann-Highlights der vergangenen Jahre

Moderator und Schlitzohr: Jan Böhmermann.

Moderator und Schlitzohr: Jan Böhmermann.

Köln. Jan Böhmermann hat es tatsächlich geschafft: Ab Freitag darf der Satiriker endlich im Hauptprogramm des ZDF senden. Dann startet mit dem „ZDF Magazin Royale“ der Nachfolger seiner Show „Neo Magazin Royale“, die bislang auf ZDF neo lief.

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Vor dem Start der neuen Sendung rührt der Satiriker schon mal aggressiv die Werbetrommel. In der vergangenen Wochenende schaltete Böhmermann sämtliche seiner Social-Kanäle unsichtbar und gründete stattdessen eine Gruppe in dem umstrittenen Messenger Telegram. Und auch für die Sendung am Freitag wird bereits ein erster „Coup“ erwartet.

Es wäre nicht sein erster. Obwohl Böhmermanns „Neo Magazin Royale“ mit einem Sendeplatz im Spartenprogramm stets ein Nischendasein pflegte, sprach über Böhmermanns Aktionen jeder. Spätestens als sich der Satiriker mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan anlegte und damit eine politische Krise auslöste, kannte jeder im Land Jan Böhmermann.

Vor dem Start der neuen Böhmermann-Show blicken wir auf seine denkwürdigsten TV-Momente zurück.

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1. Fernsehnothilfe für Stefan Raab

Es war der erste große Coup für Böhmermann und sein „Neo Magazin“-Team: Mit einem gefälschten Video schafften sie es tatsächlich im Jahr 2014, Großmeister Stefan Raab an der Nase herumzuführen. „Viele sagen, er ist gelangweilt, ist lustlos, hat keine Lust mehr auf ‚TV total‘“, analysierte Böhmermann seinerzeit den Job von Stefan Raab. Im Rahmen der „Neo Magazin Fernsehnothilfe“ wolle man das ändern.

Und so drehte das Team um Jan Böhmermann eine angeblich chinesische Kopie des Raab-Formats „Blamieren oder kassieren“ und ließ diese auf Umwegen dem „TV total“-Team zukommen. Dieses ging dem Fake tatsächlich auf den Leim: In der Show zeigten Raab und Elton einen Ausschnitt aus der vermeintlichen China-Kopie und amüsierten sich herzlich darüber.

Als Böhmermann den Fake später in seiner eigenen Sendung auflöste, reagierte Stefan Raab freundlich, aber knapp: „Glückwunsch! Super Gag, ich habe mich sehr amüsiert. Ein echt gelungener Coup.“

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2. Varoufake

Auch beim Mega-Coup „Varoufake“ sollte die „Neo Magazin Fernsehnothilfe“ eine große Rolle spielen – allerdings auf völlig andere Weise, als viele zunächst dachten.

Im März 2015 sezierte Böhmermann in seiner Sendung einen Ausschnitt aus der damaligen ARD-Talkshow von Günther Jauch. Der Moderator hatte darin ein Video gezeigt, in dem der damalige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis den Stinkefinger zeigt.

Böhmermann behauptete später in einem aufwendig gedrehten Beitrag, er und sein Team hätten den Stinkefinger in das Video eingebaut und damit Günther Jauch an der Nase herumgeführt. Ebenso wie damals Stefan Raab.

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Aufgrund des damaligen Coups glaubte halb Mediendeutschland Böhmermann die Aktion zunächst – bis das ZDF für Aufklärung sorgte: Tatsächlich war das Böhmermann-Video ein Fake und der Stinkefinger echt. Tagelang wurde über den Fake oder den Fake des Fakes diskutiert: Was stimmte, was nicht?

Am Ende brachte die Aktion Böhmermann sogar den Grimmepreis. „Es ist Jan Böhmermann und seinem brillanten Team zu verdanken, dass es für die deutsche Medienlandschaft 2015 einen Moment des Innehaltens gab. Einen winzigen Moment nur, aber immerhin, den gab es“, steht in der Jury-Begründung.

3. Do they know it’s scheiße?

Eine feste Kategorie des „Neo Magazin Royale“ ist seit Beginn „Eier aus Stahl“. In der fast schon investigativ-journalistischen Rubrik trat Böhmermann gleich mehreren Prominenten vors Schienbein, etwa dem Influencer-Manager Tom Beck oder zuletzt den Hohenzollern.

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Im Jahr 2014 wurde das Geldof-Projekt Band Aid 30 zum Opfer des Satirikers. Sechs Minuten lang pöbelte Böhmermann gegen die Teilnehmer des Projektes wie etwa Campino, Cro, Anna Loos und Jan Josef Liefers. Er warf ihnen unter anderem vor, nur Promo für ihre anstehenden Projekte machen zu wollen. Am Ende kam er zum Schluss: „Do they know it’s scheiße?“

Vor allem beim Toten-Hosen-Sänger Campino sorgte das Video für reichlich Unmut. Er äußerte sich in den folgenden Jahren gleich mehrmals in Interviews über den Satiriker. Der „FAZ“ sagte Campino beispielsweise im Jahr 2017, es gebe „wohl kaum einen Menschen in dieser Republik, der mehr um Aufmerksamkeit bettelt als Böhmermann“.

Böhmermann selbst scheint seinen Rant gegen Band Aid heute nicht mehr so gelungen zu finden wie noch 2015. In seinem Podcast „Fest & Flauschig“ deutete er mehrfach an, übers Ziel hinausgeschossen zu sein.

4. Verafake

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Nach dem Varoufake folgte der Verafake. Bei diesem Streich ging es allerdings deutlich unpolitischer zu: 2016 schleuste Böhmermann zwei Schauspieler in die RTL-Kuppelshow „Schwiegertochter gesucht“ ein. Der biertrinkende Vater René und Sohn Robin überzeugten Moderatorin Vera Int-Veen und ihr Team vollends – sie fielen auf den Fake herein.

Mit der Aktion gelang es Böhmermann, die fragwürdigen Produktionsmethoden von „Schwiegertochter gesucht“ offenzulegen. So war etwa das Nachsprechen eines vorgegebenen Textes Bestandteil der Produktion. Protagonisten der Sendung erhielten bei bis zu dreißig Drehtagen eine „Aufwandsentschädigung“ von 150 Euro und mussten ihre Zustimmung zu zweifelhaften Vertragsklauseln geben – wie etwa der Bestätigung, an keiner geistigen Behinderung zu leiden.

RTL und die zuständige Produktionsfirma sahen sich später zu einer Stellungnahme gezwungen. Darin gestanden die Verantwortlichen „Fehler im Bereich der redaktionellen Sorgfaltspflicht“ ein. Die Sendung solle künftig in anderer personeller Besetzung produziert werden. Der Fall rief zudem die Niedersächsische Landesmedienanstalt auf den Plan.

5. Böhmermann vs. Max Giesinger

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Im April 2017 kritisierte Böhmermann – erneut in seiner Rubik „Eier aus Stahl“ – die deutsche Popindustrie. Als Negativbeispiel musste hier vor allem der Sänger Max Giesinger herhalten.

Dieser würde, ebenso wie andere Deutschpop-Sänger, schließlich seine Texte nicht selber schreiben und wenig Wert auf gehaltvolle Texte legten. Die Songs der „neuen deutschen Pop-Poeten“ hätten „belanglose Texte“ und klängen wie „Werbebotschaften“, so der Satiriker weiter. Zudem existierten in den Musikvideos zahlreiche Produktplatzierungen.

Um das zu beweisen, schrieb Böhmermann letztlich selbst einen Song – oder genauer gesagt: Er ließ ihn schreiben. Und zwar von Schimpansen aus dem Gelsenkirchener Zoo. So entstand der Hit „Menschen Leben Tanzen Welt“.

Max Giesinger nahm die Sache mit Humor und unterstützte Böhmermann später unter anderem auf dessen Livetour. Anderthalb Jahre nach dem Beitrag war er außerdem im „Neo Magazin Royale“ zu Gast. Hier erklärt Giesinger im Gespräch mit Böhmermann: „Ich verstelle mich nicht. Und deshalb haben mich auch die ganzen Kommentare danach etwas verletzt – als ich gelesen habe: ‚Der Max lässt sich alles komplett schreiben‘, ‚Eine Marionette der Plattenfirmen‘ …“

6. POL1Z1STENS0HN

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Immer wieder trat Jan Böhmermann auch als Musiker in Erscheinung. Dieser Hit gehörte aber zu seinen erfolgreichsten: „Ich hab Polizei“ von seinem Pseudonym POL1Z1STENS0HN. Das Musikvideo zum Song ist auf Youtube sogar das erfolgreichste „Neo Magazin“-Video überhaupt.

In dem Song schießt Böhmermann mit vielen kleinen Seitenhieben gegen den deutschen Gangsterrap. Statt über Drogen und geile Autos zu rappen, droppt Böhmermann lieber ein paar Rhymes über den Freund und Helfer: die deutsche Polizei. So rappt Böhmermann etwa: „Brichst du (das) Gesetz, bricht dir Polizei die Beine.“

Nicht jeder fand den Böhmermann-Ausflug in die Rapszene witzig. Der angesehene Hip-Hop-Fachjournalist Marcus Staiger schrieb etwa bei „Vice“: „Das Bildungsbürgertum schlägt zurück: Jeglichen Inhalt in den Texten ignoriert ihr vollkommen und macht euch nur noch über die Form lustig.“

7. Das Erdogan-Gedicht

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Es war die Böhmermann-Aktion, die mit Abstand die höchsten Wellen schlug. Im Frühjahr 2016 hatte zunächst ein Lied des Satiremagazins „extra 3“ über den türkischen Präsidenten Erdogan für diplomatische Verstimmungen gesorgt. Böhmermann nahm das zum Anlass, noch eins draufzulegen.

Und so las er in seiner Sendung das Gedicht „Schmähkritik“ vor. Mit beleidigenden Reimen unterhalb der Gürtellinie zeigte Böhmermann damit in einer Unterhaltung mit Sidekick Jan Kabelka die Grenzen der Meinungsfreiheit auf.

Dem ZDF war das zu viel des Guten: Der Beitrag wurde von Youtube und aus der Mediathek entfernt. Das Schmähgedicht selbst wurde später – ohne die Einordnung drum herum – in den sozialen Medien herumgereicht und unter anderem auch von der „Bild“-Zeitung verbreitet. Es löste so große Diskussionen aus, dass sich sogar Kanzlerin Angela Merkel gezwungen sah, darauf zu regieren. Sie nannte das Gedicht „bewusst verletzend“.

Der türkische Präsident Erdogan schäumte derweil. Die Bundesregierung machte den Weg für ein Strafverfahren gegen Böhmermann frei. Und der Satiriker selbst? Der tauchte ab, stand zeitweise sogar unter Polizeischutz. Am Ende sorgte die Satirenummer sogar für die Abschaffung des Paragrafen 103 StGB – die Majestätsbeleidigung.

Im Rückblick sagt Böhmermann zu der Aktion: „Geile Nummer – schade, dass sie von mir ist.“

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