Wahlkampf im Netz: Die CDU versucht es mit Memes
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Armin Laschet, Kanzlerkandidat der Union, hat ein eigenes Meme auf dem Instagram-Kanal "CDU Connect".
© Quelle: imago images/photothek
Berlin. Wenn sich angestaubte Institutionen an die junge Zielgruppe heranmachen, dann geht das meistens schief. Als Paradebeispiel dafür dürften wohl die unzähligen Rapsongs gelten, die seit den 2000er-Jahren etwa von Polizeibehörden im Netz veröffentlich wurden. Oder als es die Bundeswehr für eine gute Idee hielt, auf der Games-Com mit Plakaten für sich zu werben, die den Dienst an der Waffe mit Computerspielen verglichen.
Ziemlich „cringe“ (wie junge Leute statt „zum Zusammenzucken“ sagen würden) sind aber häufig auch die Anbahnungsversuche von Parteien. Ein aktuelles Beispiel dafür schwappt seit Dienstagvormittag durchs Netz.
Unter dem Namen „CDU Connect“ verbreitet ein „Team von motivierten Wahlkämpfern“ von CDU und Junger Union bereits seit einigen Monaten Memes auf Instagram. Richtig, die lustigen Bildchen, die die Teens im Internet so witzig finden.
Memes mit Laschet und Amthor
Konkret sieht das so aus: Auf einem Bild wird CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet gezeigt, der sich an die Brille fasst und seine Augenbrauen hochzieht. Das Bild ist überschrieben mit den Worten: „Nachdem du bei Anne Will alle hops genommen hast.“
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Zum Muttertag postet der Account ein Bild von Philipp Amthor mit einem riesigen Korb Blumen. „Wie wir heute alle unsere Mutti lieb haben“, steht darüber. In einem Bild wird auf den neuen Podcast des Wahlkampfteams hingewiesen, der „Wahlkampf Beats“ heißt. „utz utz, wir sorgen für die richtigen beats & vibes im kabinett“, steht in dem Post. Dazu ein Bild Angela Merkels und anderer Politikerinnen und Politiker mit Kopfhörern.
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Auf einigen Bildern robbt man sich gezielt an die Generation Internet heran – etwa mit einem Bild von Tilman Kuban, Chef der Jungen Union, der laut „CDU Connect“ „einfach so das Internet durchgespielt“ habe. Man bekenne sich „klar in Richtung der Meme-Kultur und Online-Community“ – was auch immer das heißen mag. Und ein anderes Bild zeigt einen Computer, vor dem Disketten liegen. „Zusammen mit euch ins Modernisierungsjahrzehnt“, heißt es über dem Bild.
Witze über die SPD
Was offenbar selbstironisch wirken soll, kommt trotzdem nicht ohne eine große Prise Überheblichkeit aus. „Kannst du dich noch daran erinnern, als die SPD ein ernst zu nehmender Konkurrent war?“, wird etwa ein Video von Armin Laschet überschrieben. Die Bildunterschrift: „Musste ich erst mal googlen, wann das war.“
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Ein Bild zeigt den lachenden CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak, darüber steht: „Wenn Saskia Esken sich für eine künftige Regierungskoalition aus SPD, Grünen und Linken ausspricht.“
Bis heute hat der Instagram-Account „CDU Connect“ rund 4500 Follower gesammelt, die einzelnen Bildposts erreichen im Schnitt 300 bis 500 Likes. Blickt man jedoch in die Kommentarspalten, so liest man dort vor allem eines: jede Menge Häme.
„Allerfeinster Boomer-Cringe“
„Die Seite ist echt allerfeinster Boomer-Cringe“, schreibt beispielsweise ein Instagram-Nutzer. „Cringe CDU“, meint ein anderer.
Unter dem Bild von Armin Laschet, der angeblich bei „Anne Will“ sämtliche Gäste „hops genommen“ habe, kriegen sich die Kommentatoren kaum noch ein: „er wurde doch hopps genommen haha boomer“, schreibt einer. „Wenn man CDU-Wähler ist, hat man dann am Sonntag eine andere Ausgabe von Anne Will gesehen?“, fragt ein anderer. „Hallo, scheinbar ist da ein kleiner Fehler unterlaufen. Herr Laschet war es doch, der völlig versagt hatte?“, merkt ein weiterer an. Tatsächlich hatte in der Sendung am Sonntag vor allem die Klimaaktivistin Luisa Neubauer für ein viel beachtetes Statement gesorgt: Sie hatte Laschet vorgeworfen, durch die Kandidatur Hans-Georg Maaßens „rassistische Inhalte“ zu legitimieren.
Auch Philipp Amthors Blumenbild kommt nicht gut an. „Je größer der Strauß, desto schlechter das Gewissen“, schreibt einer. „Ich hoffe, er hat ihr auch einen Strauß Aktienoptionen mitgebracht“, schreibt ein anderer hämisch. „Der Kerl mit seinen diffusen Lobbyismus-Aktivitäten ist einem selbst als CDU-Mitglied peinlich“, meint ein weiterer. Amthor war im vergangenen Jahr über eine Lobby-Affäre gestolpert.
Und auch der Seitenhieb auf die SPD bleibt nicht unkommentiert: „Passt ihr mal lieber auf, dass ihr die SPD nicht noch unterbietet“, schreibt einer. „Bin mal gespannt wann euch diese Überheblichkeit abhanden kommt“, merkt ein anderer an.
Troll-Angriffe auf CDU-App
Auch in die Twitter-Bubble hat der CDU-Account inzwischen seinen Weg gefunden. Der „heute-show“-Autor Roman Wagner postete am Dienstag Screenshots der Instagram-Seite – inzwischen (Stand 16 Uhr) wurde der Post über 6000-mal geliked. „Die CDU hat jetzt eine eigene Meme-Seite bei Insta und es ist einfach fürchterlich“, kommentierte Wagner. „Oh Gott, wie schrecklich“, so der Moderator Micky Beisenherz. Der Schauspieler Elyas M´Barek kommentierte den Post mit drei tränenlachenden Emojis.
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Zumindest bei Twitter ließ man sich am Dienstag jedoch nicht von der Häme beirren. Unter Wagners Post kommentierte das Team von „CDU Connect“ „Folgt uns doch gerne bei ‚Insta‘.“ Und auch auf Elyas M´Barek reagierte man direkt: „Hey Elyas, #followforfollow?“
Tür-zu-Tür-Wahlkampf sorgt für Kritik
Neben dem Instagram-Account betreibt das Team von „CDU Connect“ auch eine Facebook- und eine Twitter-Seite sowie eine eigene App. Auch dafür hagelt es Kritik, etwa im App-Store von iOS. Eine Funktion der App ist nämlich der Tür-zu-Tür-Wahlkampf: „Während einer globalen Pandemie von Tür zu Tür Wahlwerbung zu betreiben ist eigentlich schon verwerflich genug“, schreibt beispielsweise ein Nutzer. „Mit einer eigens dafür entwickelten App aber noch extra Leute zu animieren, grenzt schon fast an Satire“, heißt es weiter.
Auf der Website cdu-connect.de weisen die Macher darauf hin, man habe aktuell mit einer „hohen Anzahl an ‚Troll‘- bzw. Fake-Registrierungen in unserer App“ zu tun. Daher habe man „mehrere Tausend Accounts gesperrt“.
Die Sache mit den jungen Werbeformaten
Es ist nicht das erste Mal, dass eine Unionspartei mit vermeintlich jugendlichen Werbestrategien auf die Nase fällt. Im September 2019 beispielsweise hatte sich auch die CSU an einem jungen Format versucht. Mit „CSYou“ präsentierte man einen Art Youtube-Vlog mit überdrehten Soundeffekten und wilden Schnitten. Das Video erreichte insgesamt 1,2 Millionen Aufrufe, aber auch rund 56.000 größtenteils negative Kommentare.
Das Format „CSYou“ gibt es übrigens auch heute noch. Die aktuelle Folge erreichte bislang nur noch 9000 Menschen, nur 13 User kommentierten. Die bei Youtube gängige Bewertungsfunktion (Daumen rauf, Daumen runter) wurde vom Account-Betreiber abgeschaltet.