In Satireshow „Die Anstalt“

Ukrainische Komikerin hält bewegende Ansprache auf Russisch: „Wir gehören nicht Putin“

Lena Liebkind, Autorin und Komikerin aus Köln, wurde in Kiew als Tochter russischer Eltern geboren. Sie hielt bei "Die Anstalt" eine bewegende Ansprache auf Russisch.

Lena Liebkind, Autorin und Komikerin aus Köln, wurde in Kiew als Tochter russischer Eltern geboren. Sie hielt bei "Die Anstalt" eine bewegende Ansprache auf Russisch.

Satiresendungen zu machen in Zeiten des Krieges - eine triviale Aufgabe ist es nicht. „Herzlich willkommen zu ... was immer das heute Abend hier auch wird“, begrüßten Max Uthoff und Claus von Wagner am Dienstag die ZDF-Zuschauer zu einer „Sonderausgabe“ von „Die Anstalt“. Zwei Drehbücher seien „geschreddert“ worden unter der Faktenlast der sich dramatisch entwickelnden Weltlage.

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Was übrig blieb: ein schöner Reigen erklärtermaßen flacher Witze über Wladimir Putin, für die jeweils eine 50-Euro-Spende zugunsten der Kriegsopfer fällig wurde. Des Weiteren eindrückliche Meta-Satire über die unauflöslichen Widersprüche pazifistischer Satirebemühungen im Angesicht einer ungeahnten militärischen Bedrohungslage. Sowie drittens die glückliche Entscheidung, die Bühne Humoristen zu überlassen, die qua Herkunft eine erhellende Perspektive auf den Krieg versprachen.

+++ Alle Entwicklungen zum Krieg gegen die Ukraine im Liveblog +++

Russischer Comedian: „Immer mehr Russen sehen, was es wirklich ist“

Eingeladen war unter anderem Oleg Denisov, Stand-Up-Comedian aus Moskau. Noch bis in die letzten Wochen hatte der auf russischen Bühnen Stellung gegen Putin bezogen. Mit einem der letzten Flieger aus Russland gelang ihm die Ausreise, wie das ZDF vorab in einer Mitteilung bekannt gemacht hatte. Inzwischen drohen den Menschen in Russland drakonische Strafen, wenn sie auch nur das Wort „Krieg“ im Zusammenhang mit der Ukraine in den Mund nehmen.

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„Mein Name ist Oleg, ich komme aus Russland und lebe auch dort“, stellte sich der Komiker bei seinem Auftritt vor. Er sei keiner der vielen russischen Immigranten in Europa, die man besser „Deserteure“ nennen müsse. Das Land werde nun isoliert, und es liege an den Russen selbst, „dieses Chaos zu beseitigen“. Obwohl es nicht der Krieg der Russen sei, müsse man akzeptieren, dass man anders gesehen werde im Rest der Welt. Europäische Visa würden gecancelt - jedoch würden 80 Prozent der Russen darauf mit der Frage reagieren: „Was ist eigentlich ein Visum?“

Der Vortrag verblieb im kunstvollen Schwebezustand zwischen bitterem Witz und bitterer Zustandsbeschreibung. „Obwohl niemand von uns völlig schuldlos ist, wollen wir Russen nicht den Krieg“, sagte Oleg Denisov. „Unsere Großeltern haben den Zweiten Weltkrieg überlebt. Wir wissen von ihnen, dass Krieg die schlechteste Lösung für alles ist.“ Aus diesem Grund sei es auch nicht erlaubt, in russischen Medien von einem Krieg zu sprechen. „Aber es scheint, dass immer mehr Menschen sehen, was es wirklich ist.“

Die Menschen in Russland seien „alle Gefangene dessen, was wir sind und was wir durch unsere Entscheidungen geworden sind, und wir alle zahlen einen Preis dafür.“ Er hoffe nur, schloss Denisov seinen Vortrag, dass die Russen den Preis nicht in Dollar oder Euro bezahlen müssten, „denn ehrlich gesagt haben wir dieses Geld nicht mehr“.

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Comedienne Lena Liebkind: „Das ist allein Putins Krieg“

Zum Schluss der „Anstalt“-Ausgabe erklärte Claus von Wagner, man wolle „den tapferen Menschen der russischen Opposition ein Zeichen geben“. Der Satiriker hob an zu einer Grußbotschaft, nur um sich sprachlich ein ums andere Mal hochkomisch zu verheddern. „Krieg“, „Invasion“, ja sogar „Frieden“ seien Vokabeln, durch die man sofort blockiert werde in Russland, warnte Oleg Denisov. Es half aus: Lena Liebkind, Autorin und Stand-Up-Comedienne aus Köln. Sie wolle „ein paar Worte auf Russisch sagen“, bot die Künstlerin an, die als Tochter russischer Eltern in Kiew geboren wurde und seit dem achten Lebensjahr in Deutschland lebt.

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„Eigentlich ist meine Sprache Deutsch. Aber ich erlaube mir für die Ukraine zu sprechen“, sagte sie direkt in die Kamera. Sie sehe „ukrainische Menschen, die vor Raketen fliehen, wie sie Angst haben und trotzdem kämpfen“. Lena Liebkind: „Aber das ist nicht unser Krieg, und das ist auch kein russischer Krieg. Das ist allein Putins Krieg.“ Trotzdem würden nun junge Männer, die normalerweise „wie Brüder miteinander feiern würden“, sich gegenseitig töten. „Für was?“

Die Ukraine sei eine „junge Nation mit vielen Problemen“, „und doch wird unser Land seit vielen Jahren ausgenutzt und jetzt vergewaltigt.“ Die bewegenden Schlussworte ihrer Ansprache und zugleich der „Die Anstalt“-Sendung: „Wir haben eine Würde und eine eigene Identität, eigene Kultur. Wir haben ein Recht auf Freiheit und Frieden. Wir gehören nicht Putin.“

RND/Teleschau

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