Gekränktes Ego: Warum viele Twitter-Nutzer nur noch Tweets von Elon Musk sahen
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Seit seiner Twitter-Übernahme hat das Ansehen von Elon Musk stark gelitten.
© Quelle: 2022 Anadolu Agency/Anadolu Agency
Großer Ärger am frühen Montag in der Downtown von San Francisco: Mit seinem Privatjet war Elon Musk direkt nach dem Super Bowl, dem Endspiel der Football-Liga NFL, am Sonntag aus Phoenix eingeflogen. In der Market Street, dem Twitter-Hauptsitz, hatte er am frühen Montagmorgen übernächtigte Ingenieure und Softwareentwickler zusammengetrommelt und ließ sie ihre Laptops hochfahren, wie der Branchenblog „Platformer“ berichtet. Musks Cousin James soll um 2.36 Uhr entsprechende Mails verschickt haben. Der Chef hatte einen Notfall gemeldet – was war geschehen?
Am Vorabend hatten beim Super Bowl die Philadelphia Eagles gegen die Kansas City Chiefs verloren. Doch nicht das war der Super-GAU, der Musk elektrisierte.
US-Präsident Joe Biden hatte „Fly Eagles, fly“ getwittert und angekündigt, er werde das favorisierte Team seiner Frau Jill, die Eagles, unterstützen – der Tweet erreichte fast 29 Millionen Nutzer.
Musk, der mit „Go, Eagles“ ebenfalls seine Unterstützung für die später sieglose Mannschaft twitterte, kam dagegen auf nur etwas mehr als 9,1 Millionen Impressions, bevor er den Tweet in offensichtlicher Frustration löschte.
Prozess gegen Elon Musk in San Francisco begonnen
Über Elon Musks voreilige Ankündigung vom Sommer 2018 wird die Elektroautofirma seit Dienstag vor Gericht in San Francisco verhandelt.
© Quelle: dpa
Das wurmte den Milliardär: Was Musk schreibt, müssen möglichst viele Menschen sehen – schließlich hatte er 44 Milliarden Dollar für sein neues Lieblingsspielzeug, den Mikroblogging-Dienst, bezahlt. Rund 80 Entwicklerinnen und Entwickler, zumeist von anderen Projekten abgezogen, wie „Platformer“ vermeldet, sollten binnen Stunden fieberhaft danach suchen, warum Musks Tweets nur einige Millionen Mal aufgerufen werden, obwohl dem Twitter-Chef fast 130 Millionen Accounts folgen.
Von vielen Nutzern blockiert
Bei Twitter können sich die Nutzer die Kurznachrichten entweder in chronologischer Abfolge anzeigen lassen – oder von einer Software ausgesucht. „Platformer“ mutmaßt, das System habe Musk heruntergestuft, sodass seine Tweets in der letzteren algorithmischen Timeline seltener auftauchten. Ein Grund dafür könnte sein, dass er von vielen Nutzerinnen und Nutzern nach seinen mitunter sprunghaften Eingebungen dauerhaft blockiert worden sei.
Irgendwie bekamen es die Experten hin, dass Musks Tweets generell grünes Licht bekamen, wie es bei „Platformer“ hieß. Nutzer stellten daraufhin Anfang der Woche fest, dass ihre automatisiert erstellten Timelines plötzlich voll von Musks Tweets waren.
Viele Nutzerinnen und Nutzer erhielten zwischenzeitlich fast nur noch Musk-Tweets. Musks Popularität bei vielen Twitter-Nutzenden wird das wohl eher nicht zuträglich sein. Zuletzt verlor der Milliardär auch Zehntausende Follower täglich. Musk kündigte inzwischen an, dass der Algorithmus wieder angepasst werden solle.
Musk: neuer Chef für Twitter zum Jahresende
In einem Videointerview beim World Government Summit in Dubai sagte Musk, er wolle dafür sorgen, dass Twitter stabil und finanziell gesund sei. Mit der versprochenen Übergabe des Chefpostens wolle er sich aber bis Jahresende Zeit lassen.
Hintergrund: Im Dezember hatte er Twitter-Nutzer darüber abstimmen lassen, ob er den Chefposten aufgeben solle – rund 60 Prozent sprachen sich dafür aus.
RND/dpa/stu