Sex-Guide des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in Norwegen sorgt für Diskussionen
In dem Sex-Guide gibt es Informationen zu 60 Stellungen und Tipps, um das Liebesleben aufzufrischen (Symbolbild).
© Quelle: Christin Klose/dpa
Oslo. Pornos hier, Nacktfotos dort - „Sex sells“, und das in allen Medien. Doch wie sieht es eigentlich mit nüchterner Berichterstattung aus? Diese Frage hat sich der norwegische öffentlich-rechtliche Sender NRK gestellt, und kam zu dem Schluss: Es fehlt an guten, informativen, journalistischen Stücken über Sex.
Deshalb hat der Sender mit 20 Sexologen, Psychologen, Therapeuten und Interessengruppen gesprochen und einen Sex-Guide veröffentlicht. Hetero- und homosexuelle Paare stellen dabei 60 verschiedene Sexstellungen nach. Dazu gibt es Texte, die erklären, wie die Stellungen funktionieren und Tipps, wie der Sex in dieser Stellung intensiviert werden kann. Nutzer und Nutzerinnen können Kategorien wählen, etwa, welche Stellungen bei Rückenschmerzen, für Schwangere oder für homosexuelle Paare besonders gut passen.
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Aufklärung statt Porno: Jugendliche sollen realistischeres Bild über Sex bekommen
Das Ziel des Sex-Guide: Menschen sollen einen natürlicheren und gesünderen Umgang mit Sex bekommen und die Thematik solle enttabuisiert werden. Am wichtigsten seien aber zwei Punkte: Jugendliche sollten ein realistischeres Bild von Sex bekommen, als es über Pornografie vermittelt wird. Zudem hatten Studien herausgefunden, dass viele Erwachsene Sex in einer Art und Weise haben, wie sie ihn nicht mögen - sie trauen sich aber nicht, mit dem Partner oder der Partnerin darüber zu sprechen.
„Mit dem Sexguide will NRK vermitteln, dass es kein Fazit gibt, wie man Sex haben soll, aber dass es viele Möglichkeiten gibt und Sex nicht unbedingt wie im Porno sein muss“, heißt es in einem Beitrag von Redaktionschef Reidar Kristiansen, verantwortlich für Digitales, Gesellschaft und Dokumentation. „Der Guide kann hoffentlich helfen, Sex und den eigenen Körper zu reflektieren - man kann guten Sex haben, egal welchen Körper man hat - und zu mehr Sicherheit beim sexuellen Erforschen führen.“
Fast 100 Beschwerden gegen Sex-Guide von NRK
Doch nicht nur der Sex-Guide mit den Bildern und Anleitungen wurde veröffentlicht, das Thema wird von NRK angereichert mit weiteren Hintergrundartikeln. So geben Psychologen Tipps, wie es in langen Partnerschaften auch nach Jahren noch im Bett funktioniert und was außer dem Geschlechtsverkehr als Akt noch stimulierend wirkt.
Überall kommt der Sex-Guide aber nicht gut an. Bereits 97 Beschwerden gingen in den Tagen seit der Veröffentlichung am 12. Juni ein. Wie Kristiansen der Zeitung „VG“ erklärte, handelte es sich zum einen um Menschen, die sich an den Bildern störten, zum anderen um Menschen, die sich an der prominenten Aufmachung auf der Startseite von NRK störten und zum dritten finden einige, der Sex-Guide passe nicht in Auftrag von NRK.
LGBT-Community freut sich über Normalisierung von gleichgeschlechtlichem Sex
Laut Kristiansen gab es aber mehr positive als negative Rückmeldungen. Er stellt klar: „Wir zeigen keine Geschlechtsteile, die Bilder sind mit Abstand gemacht worden, sie sind schwarz-weiß, um sie von Pornografie zu unterscheiden und wir haben deutlich gemacht, dass die Paare auf den Bildern echte Paare sind, die keinen Sex haben.“
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In den sozialen Medien findet das Projekt großen Anklang - international. Vor allem Menschen aus der LGBT-Community freuen sich über diese Art der Aufklärung. „Das Stück vom norwegischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu Sexstellungen ist so herrlich inklusiv. Man kann sogar Positionen filtern, die sich für Schwangere eignen“, schreibt ein Nutzer. „100 engstirnige Miesepeter. Unglaublich. Dieser Sex-Guide ist fantastisch und ich feiere NRK dafür, dass sie so etwas gemacht haben“, twittert eine weitere Nutzerin.
RND/msk