RND-Interview

Schauspieler Tobias Moretti: „Die Meinen sind das Zentrum meines Daseins“

Der österreichische Schauspieler Tobias Moretti in der Rolle des Jedermann.

Mit seiner Tochter Antonia stand Schauspieler Tobias Moretti für den Film „Der Gejagte“ gemeinsam vor der Kamera. Im RND-Interview spricht er über die gemeinsame Arbeit mit seiner Tochter und darüber, was man für die Familie bereit wäre zu tun.

Tobias Moretti, geboren 1959, wird 1990 in „Die Piefke-Saga“ bekannt und neben „Kommissar Rex“ vier Jahre später berühmt. Seither glänzt der Tiroler als Grenzgänger zwischen Gut und Böse, zuletzt in „Bad Banks“ oder dem ZDF-Film „Im Netz der Camorra“, wo seine reale Tochter Antonia auch die fiktionale spielt. Magenta zeigt ab sofort die Fortsetzung „Der Gejagte“ (bereits streambar).

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Wie ist das, wenn die eigene Tochter – und sei es nur am Set – eine Waffe auf Sie richtet?

Da kommen einem im ersten Moment in Zeitraffer einige Bilder in den Sinn, Charakterblitze zwischen Kleinkind, Pubertät, heute und morgen. Wenn die Kamera läuft, ist man dann ganz in der Situation und den Figuren, da ist die private Verbindung eigentlich ausgeblendet. Die Szene ist ja ein Schlüsselmoment für den Tiefststand, den die Beziehung zwischen Laura und Matteo zu Beginn des Films erreicht hat.

Dachten Sie in dem Moment, „Die macht mir Angst“ oder „Die macht das toll“?

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Mit den Jahren kennt man Szenen und Szenarien, in denen eine Waffe auf dich gerichtet wird oder umgekehrt, das wird im deutschen Fernsehen oft verniedlicht. Man merkt, wie weit manche Kolleginnen und Kollegen von solchen Lebenssituationen entfernt sind. Für Antonia war so ein Szenario auch neu, und die Souveränität und Klarheit, mit der sie das gespielt hat, hat mich beeindruckt. Aber sie ist generell sehr professionell und klar, stellt die richtigen Fragen, ist unprätentiös und hat so was wie einen dramatischen Instinkt.

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Nehmen Sie den besonders wahr, weil man sich ja in- und auswendig kennt?

Dieser private Eindruck ist vielleicht der erste, aber die Privatismen verflüchtigen sich eigentlich gleich. Es ist die Situation beider Figuren, die sehr intensiv und hoch emotional ist. Beide trauern um Stefania – Laura um die Mutter, Matteo um seine Frau. Aber sie trauern eben nicht gemeinsam, sondern zerfleischen sich dabei selbst in diesem monatelangen Eingesperrtsein.

Wer von beiden ist der jeweiligen Rollenfigur da charakterlich näher?

Für Laura kann das nur Antonia beantworten, aber Matteos Kampf ums eigene Überleben und Lauras Existenz sind ja mehr als nachvollziehbar. Ebenso, dass der Schmerz um den Tod seiner Frau ihn zerreißt und fast zerstört. Er selbst ist der Grund, warum dies alles passiert. Schwerer ist es, zu ermessen, was es heißt, mit einer solchen Vergangenheit zu leben: der Schuld, die einen durch die Jahrzehnte begleitet. Und dieser Angst, dass der innere Schalter ihn mit einem Klick wieder in sein altes kaltes Ich verwandeln kann.

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Ist es eine Typfrage, dass Sie dieses alte kalte Ich so glaubhaft machen?

Das hieße ja, man könne Mafiosi das Mafiöse im Gesicht ablesen. Der Teufel hat nur im Märchen einen Klumpfuß und riecht nach Schwefel.

Ist „Der Gejagte“ trotz Mafiapatin und Ihrer Tochter eigentlich ein Stoff von Männern für Männer?

Meinen Sie, in einer Welt der Frauen gäbe es weniger Gewalt? In der komplexen Struktur von rationalen Entscheidungen, wie sie unsere merkantile Welt vorgibt, mit aller Brutalität, glaube ich das nicht mehr.

Welche Art Mann wollen Sie sein?

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Als Schauspieler beschäftigt man sich mit Rollen in jeder Hinsicht, das heißt, man hat auch zu Geschlechterrollen analytische Distanz. In der Pubertät war es für mich nicht leicht, dass ich ein eher sensibler Bursche war, der sich für klassische und kirchliche Musik interessiert. Später hat das Leben viele Rollen bereitgehalten, in die ich hineingewachsen bin. Welche Art Mann ich sein will? Dazu fällt mir grad eine Frage an Marcel Reich-Ranicki ein: „Wer oder was hätten Sie sein mögen?“ Seine Antwort: „Schlank.“

Wie weit würden Sie gehen, um die Familie vorm Bösen zu beschützen?

Die Meinen sind das Zentrum meines Daseins, die ich um alles in der Welt schützen würde. Wie weit man dafür gehen würde, habe ich bis jetzt in meinem Leben, Gott sei Dank, nicht in letzter Konsequenz ausloten müssen. Aber wozu ein Mensch fähig ist, wissen wir auch.

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