E-Paper

Reporter manipulierte Beiträge: RTL deckt Betrugsfall im eigenen Haus auf

Der TV-Sender RTL hat einen Betrugsfall im eigenen Haus öffentlich gemacht. Ein 39-jähriger Mitarbeiter soll in mindestens sieben Fällen Beiträge verfälscht haben. Der Sender hat bereits Konsequenzen gezogen und sich von dem Reporter getrennt.

Der TV-Sender RTL hat einen Betrugsfall im eigenen Haus öffentlich gemacht. Ein 39-jähriger Mitarbeiter soll in mindestens sieben Fällen Beiträge verfälscht haben. Der Sender hat bereits Konsequenzen gezogen und sich von dem Reporter getrennt.

Hannover. Der TV-Sender RTL hat einen Betrugsfall im eigenen Haus aufgedeckt: Ein langjähriger Mitarbeiter des Regionalablegers RTL Nord habe in mehreren Fällen TV-Beiträge manipuliert, teilte der Sender am Freitag mit. In mindestens sieben Beiträgen seien dem 39-Jährigen "bewusst verfälschende Eingriffe" nachgewiesen worden. Das Unternehmen habe sich umgehend von dem Mitarbeiter getrennt.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Der Reporter arbeitete seit zwölf Jahren für den Sender und war laut RTL in den vergangenen Jahren überwiegend für das Mittagsjournals „Punkt 12“ im Einsatz. Alle Beiträge des Reporters seien sowohl online als auch im internen Newsarchiv gesperrt worden. Anlass der Untersuchungen gegen den Journalisten seien entsprechende Hinweise einer Kollegin gewesen, so RTL weiter.

Beitrag über Codein: So flog der Betrug auf

Erstmals habe ein Beitrag, der Anfang Mai bei „Punkt 12“ und im „RTL Nachtjournal“ lief, den Verdacht einer Fälschung ausgelöst. Eine verdeckt gezeigte Protagonistin, die laut Reporter zweifache Mutter war und angeblich Codein nahm, sah offenbar deutlich jünger aus als angegeben. Im Rohmaterial habe sie Aussagen getroffen, die den Schluss nahelegten, dass sie das Opioid nicht genommen habe. Bei der Überprüfung zeigte sich, dass es sich bei der vom Reporter genannte Protagonistin und der im Beitrag verdeckt gedrehten Frau um zwei verschiedene Personen gehandelt habe. Als daraufhin die Überprüfung weiterer Beiträge angeordnet wurde, seien bislang sechs weitere Manipulationen aufgedeckt worden.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Der Reporter versuchte noch, die Vorwürfe zu relativieren

In persönlichen Gesprächen mit RTL-Chefredakteur Michael Wulf und RTL Nord-Geschäftsführer Pohl habe der Reporter versucht, die Vorwürfe zu relativieren. Die Beweislage sei aber eindeutig gewesen. RTL Nord und RTL prüften nun alle Beiträge des Mannes aus den vergangenen zwölf Jahren. Die RTL-Chefredaktion prüfe zudem, wie die Anwendung der geltenden Kontrollmechanismen bei der redaktionellen Abnahme von Beiträgen verbessert werden kann.

Zuletzt hatte ein Fälschungsskandal das Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" erschüttert. Der mit Journalistenpreisen preisgekrönte Reporter Claas Relotius war als Fälscher aufgeflogen, was zu einer Debatte über die Sorgfaltspflicht im Journalismus – insbesondere im Genre der Reportage – geführt hatte.

Lesen Sie auch: Einblick in die Fälscherwerkstatt von Claas Relotius

Lesen Sie auch: Fall Relotius: Warum so ein Betrug im Lokaljournalismus nicht möglich wäre

Von RND

Mehr aus Medien

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken