RBB-Intendantin Vernau: „Wir sind in einer finanziell sehr schwierigen Lage“
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Die neue RBB-Übergangs-Intendantin Katrin Vernau hat Kritik an den geplanten Sparmaßnahmen zurückgewiesen.
© Quelle: Britta Pedersen/DPA
Berlin. Die Interimsintendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB), Katrin Vernau, hat die Sparpläne des Senders gegen Kritik wegen mangelnder Beteiligung der Mitarbeitenden verteidigt. „Wir sind in einer finanziell sehr schwierigen Lage“, sagte Vernau am Montagabend in Berlin bei einer Podiumsdiskussion über die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Ohne die geplanten Sparmaßnahmen wäre der RBB am Ende „nicht mehr sicher zahlungsfähig gewesen“. In einer derartigen Situation seien Beteiligungsverfahren nicht möglich.
RBB-Intendantin plant Einsparungen in allen Bereichen
Vernau sprach von „dem gemeinsamen Willen, dass wir diesen Karren jetzt aus dem Dreck ziehen“. In der vergangenen Woche hatte sie angekündigt, bis Ende 2024 rund 100 Stellen zu streichen und 49 Millionen Euro einzusparen.
Zunächst müssten Einsparungen mit dem „Rasenmäher“ auf alle Bereiche verteilt vorgenommen werden. Anschließend gehe es um strategische Weichenstellungen, sagte sie unter Hinweis auf die geplante Regionalisierung, Digitalisierung und Kooperation mit anderen ARD-Anstalten.
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Vor ihrem Amtsantritt im vergangenen September sei das Ausmaß der finanziellen Schwierigkeiten nicht klar gewesen, sagte Vernau bei der vom Institut für Medien- und Kommunikationspolitik organisierten Podiumsdiskussion. Erst später habe sich herausgestellt, dass es sich um ein System und nicht um Verfehlungen einzelner Personen handelte, sagte sie unter Anspielung auf Vorwürfe gegen ihre Vorgängerin Patricia Schlesinger und andere RBB-Führungskräfte.
RBB: Rund eine Million Euro teure Untersuchung
Im Rahmen ihrer Überprüfungen sei sie auf „tief, fast kulturell eingravierte Verhaltensweisen“ gestoßen, die das System unterstützt hätten, sagte die RBB-Intendantin weiter. Dieses habe gerade bei finanziell heiklen Dingen „auf Zuruf“ funktioniert.
Die Kosten für die bei der Kanzlei Lutz/Abel in Auftrag gegebene Untersuchung der Vorwürfe seien mit einer Million Euro hoch. Um allen Hinweisen nachgehen zu können, müsse diese aber fortgesetzt werden. „Eine halbe Untersuchung ist wertlos“, warnte Vernau. Sie rechnet damit, dass die Kanzlei am Dienstag in der außerordentlichen Sitzung des RBB-Rundfunkrates mündlich über den Stand der Untersuchung berichten wird.
Der RBB hat nach eigenen Angaben rund 2000 festangestellte Beschäftigte. Hinzu kommen nach Angaben der Freienvertretung rund 1.500 freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die etwa 75 Prozent des Programms machten.
Der Hamburger Kultursenator Carsten Brosda (SPD) verwies bei der Diskussion „Neustart ÖRR: Wie weiter mit ‚unseren Medien‘?“ auf das in Zeiten multipler Krisen gewachsene Interesse an Information als Potenzial für die Sender. Er bremste zugleich die Erwartungen an den geplanten Zukunftsrat. Dieser könne ein Bild davon zeichnen, wie Medien in zehn Jahren aussehen und eine sinnvolle Aufgabe haben könnten. Das Gremium soll im Auftrag der Bundesländer bis zum Herbst ein Zukunftsszenario für ARD und ZDF vorlegen.
Der Politikwissenschaftler Detlef Sack von der Universität Wuppertal beschrieb ein Dilemma zwischen unterschiedlichen Bedarfen, das die Arbeit der Sender noch lange prägen werde. Auch in Zukunft werde ein Teil des Publikums nicht digitale, sondern lineare Angebote nutzen.
RND/epd