Paramount-Serie „Rabbit Hole“

Kiefer Sutherland als Wirtschaftsspion: Suchtgefahr im Hasenbau

Kiefer Sutherland als John Weir und Meta Golding als Hailey Winton in der Serie „Rabbit Hole“.

Kiefer Sutherland als John Weir und Meta Golding als Hailey Winton in der Serie „Rabbit Hole“.

Im Rabbit Hole zu landen ist einfach, herauszuklettern schon schwieriger – das durfte vor fast 160 Jahren bereits die kleine Alice erfahren, als sie durch den Bau eines Hasen jenes Wunderland betrat, das alle Regeln der Realität auf den Kopf gestellt und durcheinanderwürfelt hatte, was wahr ist, was Wahn. In so einem Loch stecken überall auf der Welt gerade Abermillionen Verschwörungsgläubiger, also auch scheinbar recht normale Menschen wie John Weir.

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Denn drei Wochen, bevor er zu Beginn der Paramount-Serie „Rabbit Hole“ im Beichtstuhl um Beistand dabei bittet, Illusion und Wirklichkeit unterscheiden zu können, landet der New Yorker im Bett einer Barbekanntschaft, die er am Morgen darauf verdächtigt, ihn ausspioniert zu haben. Eine Kamera im Wecker scheint sein Misstrauen sogar zu bestätigen. Zwei Szenen später jedoch zeigt sich, dass Weir selbst ein Manipulator ist, für den das Amerikanische den schönen Begriff „Corporate Espionage“ kennt, zu Deutsch: Wirtschaftsspion.

Als solcher sammelt er mit seinem Team heikle Unternehmensinformationen, um der zahlenden Kundschaft Wettbewerbsvorteile zu verschaffen – auch die Kneipenszene zuvor war demnach Teil eines groß angelegten Betrugs. Sehr undurchsichtig das alles, dubios und geheim, also verschwörungsideologieanfällig. Nur – wer verschwört sich hier eigentlich gegen wen, und was ist, wenn etwaige Verschwörer sich ihrerseits gegen andere Verschwörer verschwören?

Ganz großes Fernsehthriller-Kino

Der Frage geht das Regieduo Glenn Ficcara und John Requa nach eigenem Drehbuch acht Folgen lang nach. Und wie sich dabei permanent die Perspektiven verschieben, wie mutmaßliche Täter zu Opfern werden oder umgekehrt, wie die Showrunner unablässig das Tempo anziehen, ohne zu überdrehen, und Effekte einweben, ohne zu haschen – das ist schon unabhängig von der Besetzung ganz großes Fernsehthriller-Kino. Dank des Hauptdarstellers allerdings wird es zu etwas surreal Wahrhaftigem: Kiefer Sutherland.

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Zwei Jahrzehnte, nachdem sein FBI-Agent Jack Bauer das Mackermetier Actionfilm in der Fox-Serie „24″ auf ein hohes Niveau gehoben hatte, taucht Donald Sutherlands Sohn in eine Welt großkrimineller Intrigen ab, die weder Freunde noch Feinde kennt – schon, weil beides ständig wechselt. Als John Weir vom Ex-Partner und Techinvestor Miles (Jason Butler Harner) einen Auftrag im milliardenschweren Feld des digitalen Datenhandels erhält, ist folglich früh klar, dass niemand das ist, was er (oder sie) zu sein vorgibt.

Eine Art digitaler Dr. Kimble „Auf der Flucht“

Außer Kiefers Weir natürlich, denn der ist auf so glaubhafte Art analog, dass er nicht mal Onlinebanking betreibt. Ein Old-Fashion-Guy mit dem Ballast traumatisierender Kindheitserlebnisse, die stroboskopartige Rückblenden andauernd in seine – also unsere – Erinnerung rufen. Ihretwegen ist der oberflächlich abgebrühte Wirtschaftsspion so verschwörungsaffin, dass er in jeder Kamera New Yorks dunkle Gewalten wittert. Als die ihm allerdings einen Mord anhängen und ihn zum gesuchten Straftäter machen, werden sie real und „Rabbit Hole“ zu einer Art digitalem Dr. Kimble „Auf der Flucht“, in dessen Serienremake Kiefer Sutherland 2020 interessanterweise einen Cop gespielt hatte.

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Jetzt ist er der Gejagte, und wie ihn die Showrunner dabei zeigen, das ist nicht nur fesselnd, sondern unberechenbar. Jeder könnte Teil dieser Verschwörung sein und keiner. Weirs anämischer Assistent (Walt Link), sein vermeintlicher One-Night-Stand Hailey (Meta Golding), die rätselhafte Kommissarin Jo (Enid Graham) – alle pendeln zwischen harmlos oder höchst verdächtig, und da war noch gar nicht von „Crown“-Star Charles Dance die Rede, dessen Figur zu schleierhaft ist, um sie hier zu erklären. „Rabbit Hole“ macht das zur verknoteten Wunderlanddystopie, aus der es kein Entrinnen gibt. Also Obacht: Suchtgefahr!

„Rabbit Hole“, Paramount+, mit Kiefer Sutherland, Charles Dance, bereits streambar

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