„Professor T.“: Ben Miller spielt den Krimi-Kauz in der britischen Version der Serie

Alles akkurat: Professor Tempest (Ben Miller) in seinem Büro im Institut an der Uni von Cambridge.

Alles akkurat: Professor Tempest (Ben Miller) in seinem Büro im Institut an der Uni von Cambridge.

Alles ist geordnet und fein abgewischt im Leben von Jasper Tempest. Die Dinge auf seinem Schreibtisch haben einen akkuraten Soundsovielmillimeterabstand voneinander, auf keinem Möbel in seinem Büro lastet auch nur ein Staubkorn. Schon im Vorspann sitzt der Cambridgedozent und Reinlichkeitsfanatiker Tempest vor seiner Bibliothek, als wäre er eins seiner Bücher, das zu einem Menschen geworden ist. Aber Tempest heißt Sturm. Und in dem verschränkten Mann, der sich kaum eine Gefühlsregung gestattet, brodelt und schäumt so einiges, wie sich noch zeigen wird.

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Es sind die kauzigen Charaktere, an denen wir Serienmaniacs seit je besonders hängen: vom Knitterinspektor Columbo über den zwangsneurotischen Privatdetektiv Monk bis hin zu Dr. House, dem Chefdiagnostiker mit dem Stock, der mit seinem Sarkasmus alle um sich herum verprellte. Den Cumberbatch-Sherlock nicht zu vergessen. Auch der flämische Professor T. war ein unsympathischer Exzentriker. Koen De Bouw spielte Jasper Teerlinck, den Mann mit der hohen Intelligenz und der dezenten Kompetenz im Sozialen ziemlich düster.

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Jedes Land erschafft seinen eigenen Professor

Nur ist der (wie immer) grandiose De Bouw in dieser Rolle bei uns nahezu unbekannt. Weil jeder bezüglich dieser Figur sein eigenes krimi-akademisches Süppchen kocht. „Professor T.“ hieß im ZDF, wo er seit Winter 2017 in vier Staffeln (16 Episoden) unterwegs war, Jasper Thalheim. Matthias Matschke war der schrullige Dozent der Kriminalpsychologie in seiner deutschen Inkarnation. Unter dem Titel „Prof T.“ gibt es auch noch eine französische Version mit Mathieu Bisson.

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Und jetzt kommt bei Sky der englische T. zum Zuge – in der Serie des britischen Senders ITV, die ab 16. Juli bei Sky zu sehen ist. Jasper Tempest wird von Ben Miller gespielt, zehn Jahre, nachdem der in der Serie „Death in Paradise“ auf Mördersuche ging (jüngere Zuschauer kennen Miller aus dem Netflix-Hit „Bridgerton“). Eine von sechs Folgen gab es vorab zur Sichtung.

Eine Polizistin sucht Rat bei ihrem früheren Dozenten

Die beginnt mit einer Vergewaltigung. Eine Rorschach-Maske (eine Figur aus den „Watchmen“-Comics) zieht die gut gelaunte Diana Tyson einem Mitstudenten im Waschraum des Wohnheims vom Kopf. Darunter trägt der Unbekannte aber noch eine zweite Maske, und bevor auch diese gelüftet werden kann, hat der Mann sein Opfer schon in eine der Toilettenbuchten gedrängt. Die Frau überlebt den Angriff, der zum Fall der jungen Polizistin Lisa Donckers (Emma Naomi) wird.

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Donckers vermutet, dass sie möglicherweise einen Serientäter jagt, und besucht eine Vorlesung ihres alten Dozenten Tempest, um sich Rat einzuholen. „Darf ich eine Minute Ihrer Zeit in Anspruch nehmen“, fragt sie. „Das haben Sie bereits“, antwortet er mit einem genervten Seufzer. Und versichert ihr: „Mein Interesse an Verbrechen ist rein akademisch.“ Das wird sich schnell ändern.

Tempest kann ein Team gut brauchen

Aus schnöder Zurückweisung wird auch über den Fall hinaus ein Team – zu dem auch der um seine einzige Tochter trauernde Detective Inspector Paul Rabbit (Andy Gathergood) gehört, der in Donckers verliebte Kollege Dan Winters (Barney White) und die Polizeichefin Christina Brand (Juliet Aubrey), die ihre eigene, romantische Geschichte mit Tempest gehabt zu haben scheint.

Tempest selbst ist einsam. Das Team könnte ihm guttun, hat er außerhalb des steifen Unibetriebs doch nur noch eine exzentrische Mutter (Frances de la Tour, bekannt aus „Harry Potter und der Feuerkelch“), die das alte Familienhaus der Tempests verkaufen will. Darauf lastet ein düsteres Geheimnis, das im allerletzten Bild der ersten Episode angerissen wird.

Formal hat die storymäßig eher konventionelle „Fall der Woche“-Serie, deren Kontinuität durch die Entwicklung der Figuren und ihre Beziehung zueinander hergestellt wird, einigen Witz – vor allem, wenn die Vorstellungswelt des Protagonisten lebendig wird: „Sehen Sie sich an – eine Legebatterie voller verschreckter Hühner“ – als Tempest seine Studenten so despektierlich anspricht, zeigt uns die explizite Kamera seine Sicht der Dinge. Statt der soeben am Versuch einer Täterbeschreibung kollektiv gescheiterten Seminarteilnehmer pickt und gackert haufenweise Federvieh im Gestühl des Hörsaals.

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Und das ist dann Tempest pur – er schaut von oben herab auf die Welt und verachtet zuvörderst seine Auszubildenden. In blasiertester Herablassung erzählt er ihnen von der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenachse, von Cortisol und dem Tunnelblick im Augenblick, in dem man Zeuge eines Verbrechens wird. Dass sich der im Kopf abgespeicherte Schnappschuss einer schrecklichen Tat sofort aufzulösen beginnt. „So werden wir zu unzuverlässigen Erzählern.“

Gut, dass es Krimis gibt – die erzählen im besten Fall sehr zuverlässig. Und gut, dass es Figuren wie Jasper gibt, die eher gediegene Kriminalfilme der „Barnaby“-Kategorie zu etwas Besonderem machen.

„Professor T.“, sechs Episoden, mit Ben Miller, Emma Naomi, Barney White, Frances de la Tour (ab 18. Juli bei Sky)

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