E-Paper

Philosophin löst hitzige Debatte bei „Hart aber fair“ aus: Können strengere Verpflichtungen beim Impfen jetzt noch helfen?

Svenja Flaßpöhler

Svenja Flaßpöhler

Brauchen wir eine Impfpflicht, um die vierte Corona-Welle in Deutschland stoppen zu können? Diese Frage war am Montagabend Dreh- und Angelpunkt bei Frank Plasbergs ARD-Talkshow „Hart aber fair“. Zusammen mit seinen Gästen diskutierte der Moderator über die aktuelle Debatte und stellte ihnen gleich zu Beginn die entscheidende Frage: „Wer hat Schuld, wenn wieder viele Menschen sterben?“

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Neben Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der über eine Videoschalte an der Diskussion teilnahm, fanden sich weitere Gäste im ARD-Studio ein: Notärztin Dr. Lisa Federle, Immunologe Prof. Dr. Carsten Watzl, Journalist Georg Mascolo und Philosophin Svenja Flaßpöhler.

Flaßpöhler: Impfgegner nicht kriminalisieren

Lange um den heißen Brei herumgeredet wurde bei dem kontroversen Thema um eine mögliche Impfpflicht nicht. Notärztin Lisa Federle fand mit Blick auf die Inzidenz der Ungeimpften klare Worte: „Ich habe dafür überhaupt kein Verständnis.“ Manche Patienten habe sie über Wochen und Monate überzeugen müssen, der Impfung zuzustimmen. Die Argumente der Impfgegner verstehe sie nicht.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Auch Ministerpräsident Weil blickt besorgt auf die aktuelle Lage. Für ihn sei das Land bereits gespalten: „Einige haben sich vernünftig verhalten, die anderen überhaupt nicht.“ Eine Impfpflicht sei dennoch schwer umzusetzen, weiß der Politiker: „Wenn wir Einschränkungen verhängen, kommen wir aber langfristig an denselben Punkt. Dann merken die Leute schon, dass sie da nicht mehr reinkommen.“

Hinsichtlich der Frage nach einer Impfpflicht findet auch Journalist Mascolo deutliche Worte: „Es ist eine der schrecklichsten Ideen, Impfpflichten zu verhängen.“ Er glaubt aber auch, dass viele Menschen der Meinung sind, „ultimative Freiheitsrechte zu verteidigen“, indem sie sich gegen eine Impfpflicht stellen. Seiner Ansicht nach sei es ein Fehler gewesen, eine Impfpflicht von Anfang an kategorisch auszuschließen.

Partielle Impfpflicht – ja oder nein?

Einen anderen Ansatz verfolgte Svenja Flaßpöhler, Chefredakteurin des „Philosophie Magazins“, in der Talkrunde. Nur weil Menschen Selbstbestimmtheit ausüben, dürfe man sie nicht kriminalisieren und ausschließen, setzte sich die Philosophin für Ungeimpfte ein und kritisiert eine ihrer Meinung nach sehr einseitige mediale Corona-Berichterstattung: „Die Ungeimpften, das ist keine dumme Gruppe, die man in einen Topf werfen kann“, so Flaßpöhler.

Auf die Frage Plasbergs, wie sie einem Impfgegner gegenübertreten würde, findet sie deutliche Worte: „Ehrlich gesagt, verstehe ich jetzt nicht, was an dieser Position so unglaublich schrecklich ist.“

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Partielle Impfpflicht – ja oder nein? Diese Frage stellt Plasberg in der Runde weiter zur Diskussion. Immunologe Watzl fällt die Antwort darauf nicht leicht: „Es wäre gut, wenn zum Beispiel Pflegekräfte geimpft sind – aber da sehe ich nur eine Lösung: Wir müssen den Arbeitgebern die Möglichkeit geben, zu fragen, ob ihre Mitarbeiter geimpft sind.“

Für heftige Diskussion sorgten am Ende der Sendung auch die unterschiedlichen Auffassungen zur eigenen Gefährdung und der Gefährdung anderer in der Pandemie durch Nichtgeimpfte. Die Philosophin empfand es als „lächerlich“, von Plasberg und den anderen Talkshowgästen in „die Ecke der Querdenker“ gestellt zu werden. Ihre Argumentation folgte auf dem Fuß: „Passen Sie auf, passen Sie auf: Wir würden bei Motorradfahrern oder Rauchern nie auf die Idee kommen, ihnen zu sagen, dass sie selbstverschuldet auf Intensiv sind.“

Dieser These stellt sich Notärztin Federle entgegen: „Raucher gefährden nur sich selbst. Ich glaube, dass diese Diskussionen uns nicht helfen. Denn währenddessen werden wieder Leute krank, und wir haben immer noch keine Lösung“, versucht sie, die Diskussion zurück auf den Boden der Tatsachen zu lenken – ganz zur Begeisterung des Studiopublikums, das mit Applaus auf ihre Worte reagierte.

Applaus gab es auch für Immunologe Watzl, der sich mit emotionalen Worten an die Menschen richtete: „In ein paar Jahren wird es eine private Entscheidung sein, ob man sich impfen lässt. Aber da sind wir noch nicht.“

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

RND/liz

Mehr aus Medien

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken