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Netflix-Hit „Copshop“ – Das Gute steht noch einmal auf

Nicht unterzukriegen: Polizistin Valerie Young (Alexis Louder) bekommt es im lauschigen Gun Creek mit Mafiagesindel zu tun.

Nicht unterzukriegen: Polizistin Valerie Young (Alexis Louder) bekommt es im lauschigen Gun Creek mit Mafiagesindel zu tun.

„Copshop“ ist einer von „diesen“ unplausiblen Thrillern, in denen man es nicht so unbedingt mit der Logik hat. In denen man sich fragt, ob Leute aus purer Not oder blanker Wut plötzlich durch Wände gehen können. In denen sich Bösewichte mit unausgesprochenem „Abrakadabra“ plötzlich von ihren Handschellen befreien. In denen die gute Copfrau zum Showdown Westernsprüche raushaut wie „Sie können nicht davonlaufen. Die Hölle ist schon hier.“ Herrje! Und doch nervt „Copshop“ nicht, und doch ist er nicht von ungefähr einer der Netflix-Hits derzeit (Platz drei am 20. Januar). Denn er hat Temperament und Timing. Und der wahnwitzige Killer, der gern singt und rappt und Sprüche klopft (und natürlich am liebsten Leute tötet), heißt Anthony (wie Hopkins) Lamb (wie „Das Schweigen der Lämmer“). Witz gibt‘s also auch. Well done, Joe Carnahan.

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Alles beginnt damit, dass ein von der Mafia gesuchter FBI-Kollaborateur/Verräter namens Teddy Murretto (Frank Grillo) absichtsvoll vor einem Spielcasino die Polizistin Valerie Young (Alexis Louder) niederschlägt, um sich durch Verhaftung und Arrest seinen Verfolgern zu entziehen. Er könnte Entscheidendes zu den Ermittlungen bezüglich der Ermordung eines Generalstaatsanwalts beitragen. Doch ein Killer ist ihm auf den Fersen – und zwei State Trooper liefern den Jäger im Revier des Städtchens mit dem Westernnamen Gun Creek in Nevada ab, ohne von seiner wahren Identität zu wissen.

Der Typ, den sie untergehakt haben, ist scheinbar ein völlig verdreckter, verschwitzter, stinkbesoffener Nichtsnutz. Aber als er in der Zelle gegenüber von Teddy einquartiert wird, ist der Mann stocknüchtern und gibt sich schnell als dessen Henker-to-be zu erkennen – Bob Viddick (Gerard Butler), ausgesandt vom Mob für eine todsichere Liquidierung. Und auch hinter Gittern nicht um böse Tricks verlegen.

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Es ist zunächst durchaus beklemmend, wie Butler seinen Bösewicht zum Strahlen bringt. Bob Viddick ist eine Bedrohung, die mit ihrem nervösen Zielobjekt erstmal Synchronlaufen in den parallel liegenden Zellen veranstaltet. „Ich will nicht, dass du denkst, du kannst dich retten“, raunt Viddick seinem Opfer dann zu. Er spricht leise, unangenehm selbstsicher, wobei sein Schweigen noch unerträglicher ist. Glaubwürdig vermittelt er, dass man bis zum Schopf in der Tinte sitzt, wenn man es mit ihm zu tun hat. Dann bringt Bob noch Teddys Ex und sein Kind ins Spiel. Die immerhin könne Teddy noch vor dem Schlimmsten bewahren.

Kann Teddy nicht, wie sich herausstellt. Denn die Mafia hat nicht nur auf einen Killer gesetzt. Nachdem Teddy Bob als „Psychopathen“ beschimpft hat, taucht ein richtiger Psychopath auf, um Teddy den Unterschied klarzumachen. Der hagere Lamb (Toby Huss) kommt mit einem Luftballon hereinspaziert, als wäre er Pennywise aus „Es“, und hat auch was richtig Clowneskes, singt und rappt, während er sein Gun-Creek-Police-Department-Massaker startet. Hilfe bekommt er von Kräften, die eigentlich für Recht und Gesetz stehen sollten. Die Mafia hat sich Personal aus dem „Copshop“ gekauft.

Die Stehaufpolizistin Valerie muss man lieben

Es kommt alles hier wie im Actionfilm-Lehrbuch. Und die Maschinenpistole Lambs erhält ihren Nachschub offenbar direkt vom Teufel ins Magazin gehext. Jedenfalls gehen dem Irren die Kugeln nie aus. Neben einigen aufgeplusterten Dialogen erfreut den Fan des Genres vor allem Alexis Louder. Die schwarze Polizistin Valerie mit dem aparten Kurzhaarschnitt ist hart im Nehmen wie weiland John Rambo und sie fasziniert vom ersten Auftritt an einem Burgerladen mitten in der Wüste Nevadas.

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Valerie ist cool und zuckt selbst in kritischsten Momenten nicht mit den Wimpern. Sie kann Luftröhrenschnitte und Kiefer einrenken und man wettet, sie könne gleichzeitig am offenen Herzen operieren und mit der anderen Hand einen Polizeichor dirigieren. Das Gute ist in „Copshop“ wie in anderen Thrillern das Böse – es steht immer wieder auf. Als Superheldin ginge Officer Young durch, würden wir sie nicht auch mal bluten und leiden sehen. In jedem Fall aber ist Valerie unser Netflix-Liebling des Monats Januar.

Der Showdown ist rasant und vergnüglich bis zum letzten Satz von Vic, mit dem ein weiteres Mal Jonathan Demmes „Schweigen der Lämmer“ zugezwinkert wird. Curtis Mayfield singt dann noch sein funkiges „Freddie‘s Dead“ aus den Autoradios – sowohl von Killer als auch von Gendarm. Und man würde liebend gern ein Sequel zu diesem überaus unterhaltsamen Katz-und-Maus-Nonsens erleben. Leider hat „Copshop“ nur in manchen Ländern Netflix als Portal zum Publikum. Und ist in Ländern, in denen er einen Kinostart hatte, royal an den Kassen gefloppt.

„Copshop“, 117 Minuten, Regie: Joe Carnahan, mit Gerard Butler, Alexis Louder, Frank Grillo, Toby Huss (streambar bei Netflix)

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