ARD-Komödie

„Klima retten für Anfänger“: Wie ein junges Mädchen ihre Familie umzuerziehen versucht

Martin (Götz Schubert) und Nina (Tanja Wedhorn) haben Besuch in ihrem Garten in einer Szene des Films „Klima retten für Anfänger“.

Martin (Götz Schubert) und Nina (Tanja Wedhorn) haben Besuch in ihrem Garten in einer Szene des Films „Klima retten für Anfänger“.

Wenn sämtliche Menschen so leben würden wie wir Deutschen, bräuchten wir drei Erden; höchste Zeit also, dass sich was ändert. Weil das noch nicht alle kapiert haben, müssen die Kinder ihre Eltern erziehen, und davon erzählt „Klima retten für Anfänger“: Nina und Martin Wilmers (Tanja Wedhorn, Götz Schubert) stellen der Tochter zuliebe ihr Dasein auf Nachhaltigkeit um. Allerdings nicht aus Einsicht in die Notwendigkeit, denn Lilly (Ella Lee) kämpft rund um die Uhr gegen den Klimawandel, deshalb ist ihre Zulassung zum Abitur gefährdet. Also lassen sich die Eltern auf einen folgenschweren Deal ein: Die Familie unterwirft sich Lillys Bedingungen, dafür geht sie wieder zur Schule. Weniger Strom verbrauchen und ein paar Wochen ohne Fleisch. Das schaffen wir schon, glaubt Nina.

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Das komische Potenzial des Stoffs liegt auf der Hand, denn anders als der jüngere Sohn (Finn Cordes), der auch weiterhin buchstäblich seine Extrawurst bekommt, müssen sich die Eltern von lieb gewonnenen Gewohnheiten verabschieden. Das Auto bleibt in der Garage, in die Waschmaschine kommen Waschnüsse statt Waschmittel, die Espressomaschine wird verkauft, Kuhmilch ist fortan verpönt, vom knatternden Rasenmäher ganz zu schweigen. So macht das Leben keinen Spaß mehr, wenn man bis dahin im gedanken­losen Genuss geschwelgt hat, und deshalb versuchen Nina und Martin, die Ge- und Verbote mit kleinen Tricks und Schwindeleien zu umgehen.

Gute Miene zum bösen Spiel

Das ist lustig, weil Martin regelmäßig daran scheitert, gute Miene zu diesem aus seiner Sicht bösen Spiel zu machen. Götz Schubert hat diverse famose Dialogzeilen. Die Gute-Laune-Musik von Alex Komlew mit ihren Reggae-Elementen sorgt erst recht für Heiterkeit, und Tomy Wigand, der ohnehin für kurzweilige Komödien steht, hat das erste verfilmte Drehbuch von Jule Boenig (Vorlage: Nina Bohlmann) angemessen temporeich umgesetzt.

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Vermutlich hätte niemand was vermisst, wenn sich die Geschichte zu ihrem erwartbaren Ende hin entwickelt hätte: Irgendwann sehen Nina und Martin ein, dass Lilly selbstredend richtig liegt mit ihren Warnungen, weshalb sie das Mädchen nun nach Kräften unterstützen und zu dritt die Welt retten. Das Umdenken setzt tatsächlich ein: Sie hat eine Agentur, die Personal an Kliniken vermittelt, er ist Chefarzt in einem Krankenhaus, und beide sorgen mit allerdings unterschiedlichem Erfolg dafür, dass sich in ihrem Arbeitsumfeld ein paar Dinge ändern.

Damit wollte sich die Autorin jedoch nicht begnügen: Plötzlich schlägt die Handlung eine ganz andere Richtung ein. Nina beginnt, Lillys Bewunderung für Ökoikone Weedie (Kai Lentrodt) zu teilen, zumal sich der frühere Greenpeace-Aktivist als Jugendbekanntschaft entpuppt, und auf einmal klingen Martins ironische Kommentare nicht mehr komisch, sondern zynisch und verbittert; selbst die Musik verliert ihre beschwingte Note.

Schauspieler überzeugen

Buch und Regie haben auf Übertreibungen verzichtet. Ausstattung und Farbgebung der Sommerkomödie sind zwar genauso knallbunt wie der Vorspann, aber der Film verliert nie die Bodenhaftung, weshalb der dramaturgische Wechsel mit Beginn des letzten Akts auch kein bisschen unglaubwürdig ist. Als Lilly ihre Eltern ermuntert, Ballast abzuwerfen und Gegenstände auszumisten, die bloß noch rumstehen, will Nina den Elan nutzen und gleich auch ihr Leben entrümpeln.

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Gespielt ist das alles ganz vorzüglich. Schubert und Wedhorn passen prima zusammen, Ella Lee, eins der vielen Talente aus dem Ensemble der Netflix-Serie „Dark“, hat schon in den Freitagsfilmen „Sprachlos in Irland“ sowie der „Käthe und ich“-Episode „Freundinnen für immer“ Akzente gesetzt. Den Rest besorgen sympathische Drehbucheinfälle wie jener, als Lilly im Stil der „Bezaubernden Jeannie“ (1965 bis 1970) aus dem Haushalt verschwinden lässt, was sie für überflüssig hält. Die markant besetzten Nebenrollen schließlich sind weit mehr als bloß Stichwortgeber.

„Klima retten für Anfänger“, 6. Dezember, 20.15 Uhr, ARD, mit Tanja Wedhorn, Götz Schubert und Ella Lee

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