Kevin Costner im Interview: „Ich habe meine Unsicherheiten“
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/7ZM7WGXPFJQ5XSUKEAID2AWVDU.jpg)
Heikle Aufgabe: Die beiden ehemaligen Texas Ranger Many Gault (Woody Harrelson, links) und Frank Hamer (Kevin Costner) sollen in „The Highwaymen“ Bonnie und Clyde aufspüren.
© Quelle: Foto: Netflix
Madrid. . Es ist ein warmer Frühlingstag in Spanien, Kevin Costner lässt sich im Hotel einen Tee bringen – er ist in Madrid, um seinen neuen Film „The Highwaymen“, der am 29. März bei Netflix in Deutschland startet, zu promoten.
Herr Costner, gerade hat der Netflix-Film „The Highwaymen“ in Madrid Premiere gefeiert – und hier am Hotel kamen ständig Leute auf Sie zu, wollten Fotos und Sie umarmen. Stört Sie das?
Klar, ich denke immer, dass ich blöd auf diesen Fotos aussehe. (lacht) Und dann funktioniert die Kamera nicht. Dann streiten sich die Pärchen, weil der Ehemann nicht weiß, was er da tut. Aber ernsthaft: Das Problem bei solch einer Aufmerksamkeit ist, dass man nie wirklich derjenige ist, den sich die Leute vorstellen. Mir ist sehr bewusst, warum die Leute die Fotos wollen. Wegen der Filme. So oft heißt es: „Meine Mutter findet dich richtig gut.“ (lacht) Es gab eine Zeit, als ich noch nicht berühmt war. Ich habe halt auch meine Unsicherheiten.
Wenn ich privat in Restaurants gehe, und sich irgendjemand verschluckt und droht zu ersticken, dann drehen sich die Leute nach mir um. Die Leute denken: Klar, Kevin regelt das. Der kriegt das in den Filmen auch immer hin. Ich denke dann: „Ist hier irgendwo ein Arzt?“ Dann stehe ich halt auf und helfe.
Ihre Rolle Frank Hamer in „The Highwaymen“ war eine Art letzter Cowboy, ein Texas Ranger. Er hört auf, und wird aber schließlich reaktiviert, um Bonnie und Clyde zu jagen. Sie selbst haben auch fünf Jahre im Film ausgesetzt. Konnten Sie diesen alternden Mann nachvollziehen?
Ich hab nicht das Gefühl, dass ich wirklich wie er bin. Ich musste für die Rolle zunehmen, musste mir einen komischen Gang angewöhnen und durfte auch nicht über eine Mauer klettern können. Frank Hamer war ein eiskalter Killer. Er hat viel mehr Leute als Bonnie und Clyde umgebracht.
Frank Hamer war ein Jäger – wie sieht das bei Ihnen aus?
Ich bin zwar nicht wie Frank Hamer 30 Tage lang jagen gewesen, aber ich bin selbst oft raus in den Wald gegangen. Ich weiß, was es heißt, leise zu sein. Ich verstehe es, die Natur zu beobachten. Hamer war der geborene Jäger. Er hat versucht, seine Opfer zu überlisten. Ich sehe mich selbst nicht als Killer, aber als eine sehr geduldige Person.
Ist dieser Film näher am Leben dran als der „Bonnie und Clyde“-Film von 1967?
Die Ehefrau von Frank Hamer hat den Film von 1967 gehasst. Ich aber habe den Film geliebt. Doch er hat die Geschichte von Bonnie und Clyde wirklich verherrlicht. Die beiden wurden als Opfer der Polizisten auf Rachefeldzug dargestellt. Das ist falsch. Aber es war ein wunderschöner Film. Hollywood ist wirklich richtig gut darin.
Mit Netflix arbeiten Sie jetzt mit einer neuen Plattform zusammen. Wie fühlt sich das an, dass sich die Filmlandschaft während Ihrer Karriere völlig verändert hat?
Ich suche immer nach Geschichten. Ich bin von den Wörtern von Drehbuchautoren abhängig – darauf basiert meine Karriere und nicht etwa auf meinem unglaublichen Charme. (lacht) Im Filmgeschäft ist im Moment viel in Bewegung. Ich glaube, dass der Streit zwischen den Hollywoodstudios und den Streamingdiensten in zwei Jahren gelöst sein wird. Trotzdem kann ein Netflix-Film nicht gleichzeitig für einen Spielfilmpreis und einen Emmy nominiert werden. Da muss man sich entscheiden.
Wie ist Ihre Beziehung zu Filmkritikern? Es gab zwar viele Leute, die „Waterworld“ geliebt haben, aber ...
Ich hab ihn auch geliebt.
Aber das war nicht die Mehrheit.
Das stimmt nicht. „Waterworld“ war ein sehr beliebter Film. Ein großer Actionfilm ohne Computertechnik. Das war ich, der da herumgeturnt ist. Natürlich hatte der Film Fehler. Aber auch „Highwaymen“ und „Der mit dem Wolf tanzt“ haben ihre Fehler. Filme haben immer Fehler.
Wie fühlte es sich an, als es für „Waterworld“ so viel Kritik gab?
Viele glauben ja, dass man die Kritiker einfach ignorieren würde. (Pause) Es hat mich wirklich gestört. Ich habe mir wirklich viel Mühe mit dem Film gegeben. Ich habe hart daran gearbeitet, ihn so gut wie möglich zu machen.
Wird Ihr Job als Schauspieler mit den Jahren leichter?
Na ja, meine Kategorie schrumpft. Es gibt weniger Auswahl.
Aber das Problem haben doch eigentlich Schauspielerinnen, oder?
Bei Frauen sieht das noch ganz anders aus. Da ist es echt schwieriger im Alter. Dort geht es viel mehr um Schönheit. Was mich betrifft: Ich versuche, relevant zu bleiben. Ich habe Kinder und eine wunderbare Frau. Für die möchte ich wirklich jemand sein. Ich möchte am Leben interessiert bleiben.
Von Geraldine Oetken/RND