Journalistinnen: Ostdeutschland in Medien weiter unterrepräsentiert
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Berichte über Ostdeutschland finden häufig unter Benutzung von Stereotypen statt.
© Quelle: picture alliance / Bildagentur-o
Leipzig. Viele überregionale Medien bilden in der Berichterstattung über Ostdeutschland nach Auffassung der Journalistinnen Marieke Reimann und Melanie Stein auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung noch häufig Klischees ab.
Deutsche Medien würden überwiegend “von weißen, westdeutschen Akademikern für weiße, westdeutsche Akademiker gemacht”, sagte Reimann am Donnerstagabend in Leipzig. Dies führe nicht nur zur Unterrepräsentation Ostdeutscher, sondern etwa auch von Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund.
Berichte über Ostdeutschland häufig mit Stereotypen
Dass die großen Presseverlage allesamt in Westdeutschland säßen und sich weiter wenig ostdeutsches Personal in ihren Redaktionen fände, führe dazu, dass beim Berichten über Ostdeutschland immer noch häufig Stereotype bedient würden, erklärte Reimann.
Dies wiederum führe dazu, dass sich “Ossis überhaupt nicht abgeholt fühlen” von vielen Medien, während sich Westdeutsche häufig in ihrem stereotypen Bild bestätigt fühlten.
“Einheit und Freiheit? 30 Jahre vereintes Medienland”
Stein erklärte, wenn es in Medien um Ostdeutschland gehe, gehe es “häufig um Probleme, um Rechtsextremismus”. Dies sei problematisch “auch für eine starke Demokratie”. In der Berichterstattung gingen dadurch viele Perspektiven verloren, betonte Stein.
Dabei sei sie der Meinung, “dass Transformationserfahrungen nicht rein problembehaftet sind”. Die beiden aus Ostdeutschland stammenden Journalistinnen äußerten sich auf einer Podiumsdiskussion der Medientage Mitteldeutschland zum Thema “Einheit und Freiheit? 30 Jahre vereintes Medienland”.
Ostdeutsche in Eliten bundesweit stark unterrepräsentiert
Der Münchner Medienwissenschaftler Michael Meyen erklärte, man dürfe “nicht die Erwartung haben, dass Medien ein Spiegel der Realität sind”. Stattdessen werde dort die Sicht derjenigen Menschen abgebildet, “die in diesem Land gerade das Sagen haben”.
Mit Blick auf die Tatsache, dass Ostdeutsche in den Eliten bundesweit weiter stark unterrepräsentiert sind, sei es daher “leicht zu verstehen”, dass sie auch relativ wenig in den Medien vorkämen. Zugleich wiesen Medien Menschen immer auch “einen bestimmten Platz zu”, sagte Meyen. Dabei sollte es die Gesellschaft als Chance und Stärke begreifen, “dass wir Menschen haben, die in anderen Ordnungen aufgewachsen sind”.
Ostdeutsche sollten nicht als homogene Masse angesprochen werden
Reimann warb für mehr Differenzierung in den Redaktionen. Medien sollten "die Ostdeutschen" nicht länger als homogene Masse ansprechen und zugleich kreativer werden in der Rekrutierung von neuem Personal.
Hier müsse aufseiten der Redaktionsleitungen Gestaltungswille vorhanden sein, auf Seite der Bewerberinnen und Bewerber das Selbstbewusstsein, Veränderungen auch einzufordern.
RND/epd