Amüsantes Spiel mit Vorurteilen

ARD-Serie „How to Dad“: Väter haben es auch nicht leicht

ARD-Serie „How to Dad”: Vladimir Burlakow, Patrick Güldenberg, Helgi Schmid, Ugur Kaya und die Choreographin und Schauspielerin Nikeata Thompson.

ARD-Serie „How to Dad”: Vladimir Burlakow, Patrick Güldenberg, Helgi Schmid, Ugur Kaya und die Choreographin und Schauspielerin Nikeata Thompson.

Vier Männer haben ihre Kinder zum Ballett­unterricht gebracht und vertreiben sich die Warte­zeit, indem sie über Gott und die Welt plaudern: So einfach und dennoch kurz­weilig kann Fern­sehen sein. Wie gut derart schlichte Konstellationen funktionieren können, hat „Warten auf’n Bus“ (2020) bewiesen; dort waren es gar nur zwei, die an einer Bushaltestelle die Zeit totschlugen.

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An die Qualität der RBB-Serie reicht „How to Dad“ (ab Freitag in der ARD-Mediathek) nicht ganz heran, aber die auf einer israelischen Vorlage basierenden Dreh­bücher von Richard Kropf und Anneke Janssen sorgen gleichfalls für viel Unter­haltung: Da das Quartett völlig unterschiedliche soziale und berufliche Hinter­gründe hat, prallen diverse Vorurteile aufeinander.

Während sich Sami (Ugur Kaya) in der Rolle des türkisch­stämmigen Babos gefällt, achten die anderen penibel darauf, sich politisch korrekt zu verhalten, zumal der homo­sexuelle Haus­mann Berti (Patrick Güldenberg) so etwas wie die Personifizierung des Begriffs „woke“ ist. Prompt arten die Gespräche des Öfteren in einen Fettnäpfchen­slalom aus.

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Klischees sind im Sinn der Sache

Das allein ist schon ziemlich witzig, aber am amüsantesten sind die Kontra­punkte: Regelmäßig konter­kariert Regisseur Jakob Lass die zum Teil recht angeberischen Gespräche durch kurze Inter­mezzi, die dokumentieren, wie es zum Beispiel tatsächlich um das Sexleben des Quartetts steht. Dritter im Bunde ist Alexander (Vladimir Burlakow), der sich als Geschäfts­führer im Sabbatical vorstellt und seine Monologe gern mit Merk­sätzen würzt, die aus einem Ratgeber für erfolgreiche Start-up-Gründer stammen könnten. Roman (Helgi Schmid) schließlich ist Influencer, kann den Ausführungen der anderen allerdings nicht immer folgen.

Natürlich klingen die Entwürfe der vier Charaktere nach Klischee, aber das ist der Sinn der Sache, denn auf diese Weise können die Dreh­bücher mit Stereo­typen spielen. Allerdings macht es sich die Serie in dieser Hinsicht auch etwas einfach: Wenig überraschend offenbart ausgerechnet Berti hinter seiner ausgeprägten Sensibilität für marginalisierte Gruppierungen allerlei Vorurteile. Die Scherze auf Kosten von Roman, der „mediterran“ mit „Meridian“ verwechselt, sind ebenfalls wohlfeil.

Nicht untypisch sind dagegen die ständigen Wett­bewerbe: Wer hat öfter Sex, wessen Vorschul­kind kann schon lesen, wer wird am Ende beim Vater-Kind-Tanzen die beste Figur abgeben? Gelungen sind auch die Auseinander­­setzungen mit den Rollen­entwürfen: Alle vier wollen ein bestimmtes Bild von sich selbst vermitteln, aber Selbst- und Fremd­wahrnehmung sind selbst­redend nicht immer deckungs­gleich. Gerade der Möchtegern­macho Sami lässt sich, wie die Einschübe mehrfach belegen, von seinen Töchtern um den Fingern wickeln.

Wer hat öfter Sex, wessen Vorschul­kind kann schon lesen?

Die Verantwortlichen versichern, vom israelischen Original sei nur die Grund­idee mit den vier Vätern im Tanz­studio übernommen worden; Kropf gehört zu den Schöpfern der Serien „You Are Wanted“ und „4 Blocks“; mit Anneke Janssen hat er bereits unter anderem die sehens­werte Familien­serie „Das Wichtigste im Leben“ (2019, Vox) geschrieben. Obwohl die fünf jeweils knapp dreißig Minuten langen Episoden größtenteils in einem typischen Sitcom­setting spielen, wirkt „How to Dad“ anders als vergleichbare amerikanische Produktionen dank der agilen Kamera (Teresa Kuhn) nicht wie ein Kammer­spiel. Ähnlich wie bei seinen Kino­filmen („Love Steaks“, 2014, „Tiger Girl“, 2017, „So was von da“, 2018) hat Lass das Ensemble ermuntert, viel zu improvisieren; auch die Kinder machen ihre Sache vorzüglich.

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Das zentrale Quartett muss sich ohnehin des Öfteren die Show stehlen lassen: Die Choreo­grafin Nikeata Thompson, Laufsteg­coach in „Germany’s Next Topmodel“, setzt in ihren wenigen Auftritten pro Folge als Tanz­lehrerin denk­würdige Akzente. Heimlicher Star ist jedoch Acelya Sezer: Samis Tochter jobbt hinter der Theke des Tanz­studios und hat mit ihren Kommentaren die besten Einzeiler der Serie. Heiterer Höhe­punkt ist die mitreißende letzte Folge, die eine Menge Lebens­freude versprüht.

„How to Dad“, ARD-Mediathek, mit Ugur Kaya und Patrick Güldenberg

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