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Halloween 2021 bei Disney+: Diese Schrecken sind für die ganze Familie

Trau keinem Hutten: Poe Dameron und Graballa, ein Verwandter des legendären Jabba in „Lego Star Wars Gruselgeschichten“.

Trau keinem Hutten: Poe Dameron und Graballa, ein Verwandter des legendären Jabba in „Lego Star Wars Gruselgeschichten“.

„Just Beyond“ – Teenager auf dem Sprung in die „Twilight Zone“

Hannover. Veronica Vanderhall (McKenna Grace) ist eigentlich nur vernünftig geworden. „Unserem Planeten geht es schlecht, er stirbt gerade“, bescheidet die Neuntklässlerin einer Mitschülerin, die sie mit allerhand rosa Geschwätz von süßen Jungs zuschwallt. Neun Verstöße gegen die Schulordnung – sie wird suspendiert. Die Lösung für Veronicas Eltern, um ihr süßes, gedankenloses Kindchen von einst zurückzubekommen: ein Internat. „Ich hatte ein Rettet-die-Wale-T-Shirt und war stolz darauf“, verteidigt sich Veronicas Hillary-Clinton-artige Mutter gegen den Vorwurf der Tatenlosigkeit. Da fällt einem nur der großartige Song des Journalisten und Liedermachers Mathias Begalke ein: „Es reichte nicht aus, ‚Imagine‘ zu singen“.

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Das für Veronica gewählte Institut von Miss Genevieve (Nasim Pedrad) ist eine Art „Dorf der Verdammten“ für Mädchen – mit grauen Mauern, dunklen Möbeln. Alle Mädchen haben Dauerwelle, alle tragen Uniform, alle sind roboterhaft. Musik ist – aus gutem Grund – nicht erlaubt. Veronica muss da raus, die Uhr tickt, die Haube des Coiffeurs steht am Abend für sie bereit. Und die Sixties-Frisur geht einher mit einer Art Lobotomie. Schon bekommt Veronica Sehnsucht, die Erkenntnis der Welt zu vergessen, Sehnsucht nach dem Idyll, der Illusion, der Lüge. Potenzial für eine ganze Serie – in eine halbe Stunde gepresst.

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Auch Fionas Hexenstory endet nicht mit „Carrie“-Horror

Andere der acht Storys aus der Schattenwelt sind straighter. „Meine Mom hat Tentakel!“ „Meine auch!“ - zwei Freunde (Gabriel Bateman, Arjun Athalye) finden in der Folge „Eltern sind vom Mars, Kinder von der Venus“, heraus, dass ihre Mums und Dads, die ihr ganzes Leben mit sinnlosem Geschwätz über Barbecue zu vergeuden scheinen, Aliens sind. Und in „Welche Hexe?“ ist Fiona (Rachel Marsh) 24/7 dabei, den Spott der Mitschülerinnen abzuwehren und überhaupt ihr ganzes magisches Sein zu leugnen. Die Situation scheint sich beim großen Schulball zuzuspitzen. Klingt nach Stephen Kings „Carrie“, endet aber über alle Maßen happy.

Ob Außerirdische, Zombies andere Bewohner der Gefilde des Fantastischen – die Filme nach Motiven des Jugendgruselautors R. L. Stine liefern passgenau zur Halloweenzeit jeweils eine halbstündige, amüsante Creep-Dosis für die eher zarten Gänsehäutchen Zartbesaiteter. Gruseln geht anders, denkt man. Dann kommt „My Monster“ über ein Maskenwesen, das eine Familie über Generationen heimzusuchen scheint, und das von der Twilight Zone unberührten jüngeren Zuschauern durchaus Schauer über den Rücken zu jagen vermag.

Die eigentlichen Botschaften lauten jedoch: So ziemlich alle auf der Welt verbringen ihr Leben mit Blabla und Sinnlosigkeit, nur (einige) Teenies haben die Klarheit. Und wenn du deine Welt retten willst, darfst du nicht in die Kohorten der Oberflächlichkeit einscheren. Bleib dir treu! Verlier nie den Mut! Sei neugierig! Sei tolerant! All das.

„Just Beyond“, acht Episoden, von Seth Grahame-Smith, mit McKenna Grace, Gabriel Bateman, Rachel Marsh drei Sterne (streambar bei Disney+)

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„Star Wars“-Spuk in Darth Vaders Brutalo-Architektur

Imposanz ist nicht alles. Dem Imperator fehlt an Darth Vaders überwältigend erdrückender Festung, auf deren Brutalo-Architektur er so stolz ist, ein Hauch von Mobiliar. Ein Stuhl schon würde ihm reichen. Aber „warum herumsitzen, wenn man eine Galaxie zu erobern hat?“ tröstet er sich dann mit der Aussicht auf ein wenig Dunkle-Macht-Treiben. Richtig, wir sind bei „Star Wars mit Noppen dran“, in einer jener selbstironischen Sternenkomödien, in der die ikonischen Charaktere des George-Lucas-Kosmos in Gestalt von Lego-Figuren unterwegs sind.

Nach dem Auftakt geht es Jahrzehnte in die Zukunft. Die Erste Ordnung ist zerstört, Poe und der kleine Kugeldroide BB-8 landen auf einem ziemlich verkohlten Planeten auf dem ein schneckenförmiger Hutte mit Bauhelm (er stellt sich als Vetter des verstorbenen Fieslings Jabba vor) aus Vaders inzwischen ziemlich derangiertem Anwesen ein Freizeitressort gestalten will. Er bietet Poe eine Besichtigungstour und den Job eines Botschafters an. Freilich wartet in dem Gemäuer noch ein alter vom Imperator selbst angestellter Hausmeister: Und dieser mönchskuttige Vanée, angetrieben von eindeutig dunklen Hintergedanken, erzählt dem General der guten Seite – während dessen X-Flügler repariert wird – ein paar Gruselgeschichten.

Wie Ben Solo einst zu Kylo Ren wurde (und was „kylo“ bedeutet)

Wie die vom „Lost Boy“, in der Luke Skywalker dem unbotmäßigen Neffen Ben klarmachen muss, dass es keine Abkürzung bei der Jedi-Ritter-Ausbildung gibt, während die dunkle Seite der Macht ihn ratzfatz zum Ritter von Ren zu machen verspricht. Bisschen gruselig, einigermaßen lustig (wir erfahren, dass „kylo“ ein Ren-Wort für „ängstlich“ ist) und eine Wissenslücke im Wissen der „Star Wars“-Maniacs schließend.

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In der „uralte Lichtschwertaufbewahrungsstätte“ wird die Geschichte eines Sith-Lichtschwerts von ungewöhnlicher Stärke erzählt und die der Auferstehung von Darth Maul samt seines Duells mit Lord Grievous. Viele Namen, gewiss – man muss schon ein klein bisschen in der Materie sein, um hier auf seine Kosten zu kommen. Wer weiß, was der Imperator da auf seinem Balkon pfeift, nachdem er eine neue Mordsgemeinheit begangen hat, der kommt mit dem Rest klar – es ist natürlich die Darth-Vader-Melodie.

Botschaft einer Parallelgeschichte: Familie ist alles!

Vaders Schatzkammer mit goldenen Lego-Steinen wird auch noch entdeckt. Und dann folgt eine Mär, die auf dem Wüstenplaneten Tatooine beginnt: „Die (magische, Wünsche erfüllende) Pfote des Wookiee“ bringt Luke Skywalker auf einen ideologischen Horrortrip.

Parallel wird noch die Geschichte eines armen, kleinen Mechanikers in der Vader-Feste ausgebreitet, der hier festsitzt, aber seiner Mutter helfen will, deren Werkstatt in den ewigen Gefechten zwischen Erster Ordnung und Rebellen vernichtet wurde. Klar, Familie ist wichtig, das Böse versucht auch den jungen Mann für seine Zwecke einzuspannen. Aber es ist nicht unwahrscheinlich, dass auch zu Halloween, wo diese Dreiviertelstunde den kleinen Geistern, Hexen und Monstern eine angenehme Entspannung nach all dem „Süßes, oder Saures“-Sagen bieten kann (man kann dabei auch gut die gesammelten Süßwaren wegknuspern), das Gute triumphiert. „Ohne Furcht gibt es keinen Mut“, sagt Poe Dameron. Recht hat er, richtig gefürchtet haben wir uns aber nur unmerklich.

„Lego Star Wars Gruselgeschichten“, 46 Minuten, Regie: Ken Cunningham, mit Lego-Inkarnationen von Poe Dameron, BB-8, Luke Skywalker, Darth Vader, Darth Maul, Animationsfilm (bei Disney+)

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Zwei Muppets geraten ins Geisterschloss

Zwei Puppen, die auszogen, Halloween mal nicht wie jedes Jahr im Kreis der Muppets zu feiern, geraten in ein Geisterschloss. Der verkannte Magier Gonzo hat seinen Freund, die Garnele Pepe, im Schlepptau, um ein Fest zu Ehren des exakt vor 100 Jahren verschwundenen Großzauberers MacGuffin zu feiern. Die Portale werden ihnen wie üblich in spukigen Adelsunterkünften von einem merkwürdigen Butler geöffnet – der von einer Mumie und einem Gerippe (beide singend) flankiert wird. „Keine Fotos mit Blitz“, gibt es als Mahnung – die Geister des Gemäuers seien sensibel gegenüber hellem Licht. Und dann sollen sich Gonzo und Pepe – was soll das denn für ein Fest sein? - ihren „schlimmsten Ängsten“ stellen. Sogar der arglosen, auf Promis versessenen Garnele wird es ein wenig mulmig, hatte er doch mit „Häppchen und Champagner“ gerechnet, mit „Beyoncé und Ryan Gosling“, mit einem Promievent.

Das mit den „schlimmsten Ängsten“ ist nicht so schlimm, dass es Kindern nach der Halloween-„Süßes“-Kollekte sauer aufstoßen könnte. Aber am ehesten in Disney+‘ diesjähriger Gänsehautkollektion für Jüngere spielen die Muppetsmacher mit den Motiven/Klischees des Gruselkinos. Es gibt lebende Ritterrüstungen, lebende Zimmerpflanzen, lebende Büsten und B-Promis verwandeln sich schonmal – schreck lass nach – in Monsterpuppen. Freilich geht hier Lachenmachen vor Angsteinflößen.

Fozziebär gelingt das wie üblich nicht so recht, sein Geist wird prompt von den Greisegeistern von Waldorf und Statler verpottet. Aber Miss Piggy ist ein Knaller. Sie ist eine in der Glaskugel gefangene, einigermaßen verzweifelte Wahrsagerin. Warum das mit dem Wahrsagen nicht klappt? Schlechtes Velan.

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„Muppets Haunted Mansion“, Regie: Kirk R. Thatcher, 53 Minuten, mit Gonzo, Pepe, Kermit, Miss Piggy (bei Disney+)

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