Retroshows statt neuer Ideen

Im Einheitsformat: Warum es im deutschen TV an Kreativität mangelt

David Jackson ist der neue „Bachelor“: Vor allem Formate wie dieses aus den USA sind zurzeit in Deutschland erfolgreich.

David Jackson ist der neue „Bachelor“: Vor allem Formate wie dieses aus den USA sind zurzeit in Deutschland erfolgreich.

Für die einen ist es pure Unterhaltung, für andere einfach nur „billig und nuttig“, so wie es der Schlagersänger Udo Jürgens einmal formulierte. Doch gleichgültig, wie man dazu steht – auch die 13. Staffel von „Der Bachelor“, die jetzt auf RTL startet, dürfte für gute Einschaltquoten sorgen.

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Damit gehört die Brachialbrautschau neben „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“, „Germany‘s Next Topmodel“, „Deutschland sucht den Superstar“ oder „Let‘s Dance“ zu einer Handvoll Unterhaltungsformaten, die seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, die Fernsehunterhaltung dominieren. Und all die Formate stammen aus dem Ausland, der „Bachelor“ etwa startete seinen Siegeszug auf dem US-Sender ABC.

Damit nicht genug, konnte sich in den letzten Jahren zusätzlich noch ein Retrotrend etablieren, mit einstmals erfolgreichen Sendungen, die aus der Versenkung geholt wurden, etwa „Die 100.000 Mark Show“, „TV total“ und „Der Preis ist heiß“, nicht zu vergessen „Wetten dass..?“. Da muss die Frage erlaubt sein, ob den TV-Macherinnen und -Machern nicht mal was Neues einfällt. Und wenn doch einmal, muss es als Beleg für die Qualität deutscher TV-Unterhaltung herhalten, so wie die Shows von Joko und Klaas oder von Jan Böhmermann.

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„Die großen Sender versuchen, die ältere, weibliche Zielgruppe anzusprechen“

„Die klassische nonfiktionale Unterhaltung holen sich viele Menschen sowieso nicht mehr aus dem TV, sondern eher aus den sozialen Netzwerken, dort entwickeln sich auch Comedians, die gar nicht mehr ins Fernsehen wollen“, ist sich René Jamm sicher. Der Geschäftsführer von Warner Bros. International TV Production Germany produziert unter anderem den ZDF-Quotenerfolg „Bares oder Rares“ sowie „Der Bachelor“. „Die großen Sender versuchen letztlich, die ältere, weibliche Zielgruppe anzusprechen, das junge Publikum ist da nicht mehr erreichbar“, so Jamm.

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Dass im Fernsehen wenig neue Unterhaltungsideen auftauchen, ist vor allem die Folge eines immer härteren Wettbewerbs. So sieht es zum Beispiel der israelische, in der Branche renommierte Entertainmentproduzent Avi Armoza: „Die Märkte konsolidieren sich, während die Konzentration weniger großer internationaler Mediengruppen voranschreitet.“ Das reduziere Wettbewerb sowie Innovation. „Also bleibt man bei dem, was man hat, und was funktioniert.“

Langfristig kann solch eine Strategie nicht zum Erfolg führen. Alle großen Shows haben über die Jahre deutlich an Zuschauerinnen und Zuschauern verloren. Damit ist auch klar, dass die aktuelle Retrowelle nur auf einem ersten Nostalgieeffekt basiert und daher kein Langläufer wird. Oder wie es die Chefin von Ufa Show & Factual Ute Biernat ausdrückt: „Nein. Keine Retrowelle. Das ist wie zu Weihnachten alte Fotos gucken.“ Letztlich gehe es immer darum, Geschichten zu erzählen. Jedes Format ist eine Story, wie Armoza den Kern seines Business beschreibt. Die Herausforderung dabei: immer neue Wege zu finden, um diese Geschichten neu zu erzählen. „Das kann auch über neue Technologien geschehen, die uns die Möglichkeit neuer Erzählformen geben.“

Mehr Mut bei TV-Formaten nötig

Dabei sind Bedarf sowie Nachfrage nach Ablenkung in den aktuellen Krisenzeiten größer denn je, denn die Menschen brauchen Zerstreuung. Das bestätigt Jens Richter, Geschäftsführer von einem der weltgrößten Formatehändler, Fremantle International („Pop Idol“, „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“) mit Hauptsitz in London: „Schadenfreudeformate sind in diesen Phasen allerdings eher out, die sind mehr in Boom-Zeiten gefragt.“

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Jamm von Warner Bros. ist davon überzeugt, dass auch in Deutschland viel mehr Innovatives entstehen könnte, wenn Produzenten und Produzentinnen sowie Sender mutiger wären und mehr Durchhaltevermögen beweisen würden: „Wir müssen bei Comedy endlich wieder aus der Deckung rauskommen, was die Political Correctness angeht, auch aus der Diskussion um Diversität. Ich wünsche mir überhaupt mehr anarchistische Sketchcomedy und gesellschaftlich relevantere Programme.“

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