Bayerischer Rundfunk weist Vorwürfe von Richard Gutjahr zurück
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Der Journalist Richard Gutjahr erhebt schwere Vorwürfe gegen den Bayerischen Rundfunk. (Archivbild)
© Quelle: picture alliance / Christian Mül
München. Der Bayerische Rundfunk hat Vorwürfe des bekannten Journalisten Richard Gutjahr zurückgewiesen. Der langjährige BR-Journalist hatte kurz vor dem Jahreswechsel mit einem offenen Brief für Aufsehen gesorgt. In dem Schreiben, das am Dienstag in seinem Blog veröffentlicht worden war, hatte Gutjahr seinen Abschied vom Bayerischen Rundfunk angekündigt und schwere Vorwürfe gegen den BR-Intendanten Ulrich Wilhelm erhoben.
Gutjahr warf Wilhelm unter anderem vor, ihn während eines rechtsextremen Shitstorms nicht angemessen unterstützt zu haben. Der Journalist ist seit Jahren im Visier rechter Verschwörungstheoretiker, die ihn und seine Familie bedrohen. Auch warf Gutjahr dem Intendanten Lügen vor.
Einen Tag später reagiert nun der BR auf die Vorwürfe. Der Sender bezeichnet Gutjahrs offenen Brief als „im Kern nicht zutreffend“. „Der BR weist insbesondere den Vorwurf der Lüge und Täuschung durch den Intendanten strikt zurück“, so ein Sprecher am Mittwoch gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
„Initiative gegen Hass gestartet“
„Der Hass, der Richard Gutjahr seit drei Jahren im Netz entgegenschlägt, ist beschämend“, heißt es in der Stellungnahme. „Die Verschwörungstheorien sind absurd, die Drohungen Herrn Gutjahr gegenüber erschütternd. Die Geschäftsleitung und der Vorsitzende des Rundfunkrats des BR haben sich in den letzten drei Jahren mehrfach und intensiv mit allen Facetten des Falles beschäftigt. Der Rundfunkrat hat ausführlich über den Fall beraten. Herr Gutjahr erhielt finanzielle Unterstützung auch im Hinblick auf ihm entstandene Prozesskosten.“
Der BR habe dem Journalisten eine Weiterbeschäftigung in einem "interessanten, auf seinen Themenbereich zugeschnittenen Bereich" angeboten. "Er wollte diese aber nicht annehmen. Daraufhin kam es bereits im März 2019 zu einem Aufhebungsvertrag in gegenseitigem Einvernehmen. Seitdem ist er nicht mehr für den BR tätig gewesen."
Den Vorwurf, seinen freien Mitarbeiter alleingelassen zu haben, will der Sender offenbar nicht auf sich sitzen lassen: „Die Entwicklungen im Netz, wie sie auch Richard Gutjahr beschreibt, haben dazu geführt, dass der BR zusammen mit dem Bayerischen Justizministerium, der BLM und vielen weiteren Medien eine Initiative gegen Hass im Netz gestartet hat. Mit dieser Kooperation können Hassangriffe gegen Journalisten in Bayern nun einfacher an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet und dort verfolgt werden“, heißt es in der Stellungnahme.
Gutjahr beklagt mangelnde Solidarität
Gutjahr hatte sich in seinem offenen Brief mit folgenden Worten an den Intendanten gewandt: „Sie hätten uns helfen können, hätten sich aktiv und für alle Welt sichtbar vor Ihren Mitarbeiter stellen können. (…) Stattdessen haben Sie weggeschaut – und das, obwohl Sie als einer der wenigen schon frühzeitig über alle Details, insbesondere über die antisemitischen Motive unserer Angreifer, bestens informiert waren.“
Zudem forderte der Journalist mehr Solidarität: „Wenn wir nicht endlich lernen, eine gemeinsame Stimme in Bezug auf Hass und die Hetze gegen Journalisten und Politiker zu finden, und weiterhin versuchen, eigene Versäumnisse unter den Teppich zu kehren, dürfen wir uns nicht wundern, dass unsere Gegner uns immer zwei Schritte voraus sind. Das ist kein Spiel mehr. Womit wir es hier zu tun haben, ist todernst“, heißt es in dem Text.
Der Text des Journalisten hatte auf Twitter eine rege Debatte ausgelöst. Sie folgte nur wenige Stunden nach dem Ärger über den WDR-Intendanten Tom Buhrow. Auch ihm wurde im Zusammenhang mit dem „Umweltsau“-Satirevideo fehlende Solidarität gegenüber seinen Mitarbeitern vorgeworfen.