TV-Kritik

Heimatlos im Outback: So ist das Teenagerdrama „Barfuß durch Australien“

Svenja (Anneke Kim Sarnau), Kalti (Aaron Pedersen) und sein Sohn Jack (Tjiirdm McGuire, Mitte) sind in einer Szene des Films „Barfuß durch Australien“ mitten im australischen Outback.

Svenja (Anneke Kim Sarnau), Kalti (Aaron Pedersen) und sein Sohn Jack (Tjiirdm McGuire, Mitte) sind in einer Szene des Films „Barfuß durch Australien“ mitten im australischen Outback.

Zugegeben, der Film ist keine Offenbarung, aber so schlecht ist er auch nicht. Dennoch hat seine Regisseurin Yasemin Samdereli („Almanya – Willkommen in Deutschland“) – vermutlich aus künstlerischen Differenzen in der Postproduktion – ihren Namen zurückgezogen. Als Regisseur wird nun Alan Smithee genannt, ein in Hollywood üblicher Fantasiename, der in solchen Fällen gern benutzt wird. Auch bei uns taucht zuweilen Mister Smithee auf, etwa als Regisseur bei „Meisterwerken“ wie „Fahr zur Hölle Hollywood“ oder „Highway 37 – Tödlicher Notruf“. Der Mann hat also Geschmack.

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Das Teenagerdrama „Barfuß durch Australien“ (Drehbuch: Gernot Gricksch) kann sich dagegen wirklich sehen lassen. Es erzählt von einer schwierigen Mutter-Tochter-Beziehung und dem Bestreben einer Heranwachsenden, mit allen Mitteln endlich ihren eigenen Weg gehen zu können.

Mutter mit leichtem Hang zur Hysterie

Svenja, die Mutter, wird mit einem leichten Hang zur Hysterie überzeugend verkörpert von der zweifachen Grimmepreisträgerin Anneke Kim Sarnau, während die 16-jährige Kira von Amira Demirkiran gespielt wird und die in dieser Tochterrolle wohl besonders für ältere Zuschauerinnen und Zuschauer pubertär zu nervig auftritt. Beide Frauen sind echte Globetrotter, weil Svenja als Managerin einer Kette weltweit in Hotels arbeitet und dabei selten längere Zeit an einem Ort ist. Unter dieser „Heimatlosigkeit“ leidet wiederum Kira, weil sie sich nirgendwo zu Hause fühlt.

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Nun hat es die zwei nach Australien verschlagen, wo Svenja ein Hotel auf Vordermann bringen soll. Ihre Tochter wird inzwischen immer aufsässiger, lässt sich von ihr gar nichts mehr sagen, hat auch in der Schule große Probleme und hängt die meiste Zeit mit ihrem Freund Jack herum. Jack ist Aborigine und lebt bei seinem Vater Kalti, einem stets entspannten Bootsführer des Hotels, dem Svenja allerdings zwei Tage zuvor gekündigt hat. Gespielt wird er von Aaron Pedersen, einem australischen Kinostar, der genauso wie der Darsteller seines Sohnes, Newcomer Tjiirdm McGuire, Angehöriger der indigenen Völker Australiens ist.

Film bemüht sich um Authentizität

Das Bemühen, so authentisch wie möglich zu sein, kann man dem Film nicht absprechen. Auch die Filmmusik stammt zum Teil von einer indigenen Band. Und die Landschaftsaufnahmen sorgen für echtes Australien-Feeling. Was sich die Filmemacher und -macherinnen aber hätten sparen sollen, sind die meist von Jack zitierten indigenen Weisheiten, also esoterisch angehauchte Plattitüden über den wahren Sinn des Lebens.

Eines Tages ist Kira plötzlich verschwunden. Und wie sich herausstellt, ist sie mit Jack nicht einfach durchgebrannt, sondern hat sich auf einen Walkabout begeben. Einen unter indigenen Jugendlichen beliebten Marsch ins Outback, der barfuß absolviert wird und bei dem sich die jungen Menschen auf die Suche nach ihrem „Special Place“, ihrem eigenen besonderen Ort, begeben.

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Svenja hat Angst um ihre Tochter

Svenja jedoch ist alles andere als begeistert, hat große Angst um ihre Tochter, aber komischerweise nicht wegen Sonja Zietlows „Dschungelcamp“, sondern wegen der überall lauernden „Killerkrabbelviecher“, und macht sich daher auf die Suche nach ihrer Tochter – ausgerechnet mit Kalti und seinem heruntergekommenen Raddampfer.

Bei dieser turbulenten Verfolgungsjagd erleben sie lebensbedrohliche Abenteuer – ein bisschen Spannung muss halt sein, und es gibt auch durchaus witzige Momente. Wenn beispielsweise Svenja beim Urinieren von einem Emu neugierig beobachtet wird. Und wie bei fast all diesen pädagogisch inspirierten Filmen entpuppt sich die Reise ins Herz dieses Kontinents schließlich als eine ins Innere der beiden Frauen, die dabei lernen, die Bedürfnissen der anderen zu erkennen und endlich zu akzeptieren.

Kurzum: Ein alles in allem netter, bisweilen aufregender Film besonders für Jugendliche, den Alan Smithee ganz ordentlich in Szene gesetzt hat. Der Mann hat also Geschmack. Manchmal jedenfalls.

„Barfuß durch Australien“ läuft am Dienstag, 3. Januar, ab 20.15 Uhr in der ARD.

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