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Neues Buch von Lars Haider

Auf jede Antwort eine Frage: das Phänomen Markus Lanz

Über den Moderator Markus Lanz ist ein neues Buch erschienen.

Über den Moderator Markus Lanz ist ein neues Buch erschienen.

Mario Adorf und Markus Lanz haben eines gemeinsam: An beiden haftet ein Makel, den sie nie wieder loswerden. Viele Karl-May-Fans können dem Schauspieler bis heute nicht verzeihen, dass er 1963 in „Winnetou I“ Nscho-tschi erschossen hat, die Schwester des Apachen-Häuptlings; und Lanz gilt als der Moderator, der „Wetten, dass..?“ auf dem Gewissen hat.

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Natürlich sind beide Vorwürfe ungerecht: Filmschurke Santer war bloß eine Rolle, und die Zuschauerzahlen des einstigen „Lagerfeuers der Nation“ haben sich schon in der Ära Thomas Gottschalk kontinuierlich nach unten bewegt. Normalerweise hätte der Quotenabsturz der Show auch das Aus für die TV-Karriere des Südtirolers bedeuten müssen. Lanz zog sich in seine Talkshow­nische zurück und mutierte dort vom Dampfplauderer zum seriösen Politjournalisten. Was von außen wie eine wundersame Wandlung wirkt, offenbart sich dank Lars Haiders ebenso klugem wie kenntnisreichem und vor allem fesselnd geschriebenem Buch „Das Phänomen Markus Lanz“ als Rückbesinnung.

Lanz ist ein hartnäckiger Nachfrager

Das Metier des Moderators war stets der Journalismus; zur Unterhaltung ist er wie die Jungfrau zum Kind gekommen. „Zeit“-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo hält die Sendung „Markus Lanz“ mittlerweile für „die wirkungsvollste politische Bühne“ im deutschen Fernsehen.

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Lars Haider hält sein neues Buch „Das Phänomen Markus Lanz“ in den Händen.

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Dabei gab es profunde Zweifel an den entsprechenden Qualitäten des Gastgebers. Auch Haider räumt ein, dass er Lanz lange nicht ertragen konnte. Das begann sich zu ändern, als der Chefredakteur des „Hamburger Abendblatts“ selbst in dessen Sendung war und aus nächster Nähe erleben konnte, wie er sich verändert hatte. Plötzlich galt als Stärke, was vorher als größte Schwäche betrachtet worden war: Lanz ist ein hartnäckiger Nachfrager, der gerade den Gästen aus der Politik weder Ausflüchte noch Abschweifungen oder gar Phrasen durchgehen lässt. Außerdem achtet er darauf, dass sie sich allgemein verständlich ausdrücken. Anders als vor allem „Hart aber fair“ (ARD) spekuliert die Redaktion auch nicht auf Konfrontations­spektakel; eingeladen werden Leute, die etwas mitzuteilen haben.

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Haiders Buch bietet einen geschickt konzipierten Wechsel aus der Beschäftigung mit konkreten Sendungen sowie Hintergrund­beiträgen, in denen es nicht nur um das „Phänomen Markus Lanz“, sondern auch um das „Phänomen Talkshow-Demokratie“ geht, in der Mehrheiten wichtiger sind als Wahrheiten. Der Untertitel „Auf jede Antwort eine Frage“ deutet bereits einen wichtigen Teil des lanzschen Erfolgs­geheimnisses an: Der immer bestmöglich vorbereitete Moderator legt nach eigenen Angaben großen Wert darauf, stets „zugewandt und empathisch“ zu bleiben. Das unterscheidet ihn von den Kolleginnen und Kollegen, denen mitunter anzumerken ist, wenn sie mit einem Gast nichts anfangen können.

Verspottet und beschimpft

Diverse Mitglieder der Medienbranche haben sich zudem im Laufe der Jahre einen Panzer aus Zynismus zugelegt, und wem wäre dies eher nachzusehen als Lanz, schließlich gibt es nach Ansicht Haiders niemanden im deutschen Fernsehen, der in der jüngeren Vergangenheit derart übel verspottet und beschimpft worden ist.

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Die Frage, wie der mittlerweile 53-jährige Südtiroler die „Hetzjagd“ während seiner „Wetten, dass..?“-Zeit (2012 bis 2014) halbwegs heil überstanden hat, ist mindestens genauso interessant wie die Beschreibung seiner Metamorphose als Talkshow-Gastgeber. Um diese Entwicklung zu erläutern, befasst sich Haider intensiv mit der Persönlichkeit des Moderators, von dem das Zitat stammt, das Leben sei „ein brutales Gemetzel“.

Übereinstimmend sagen viele, die Lanz persönlich kennengelernt haben, sie hätten selten eine derart große Diskrepanz zwischen dem durch die Medien geprägten Image und der Wirklichkeit erlebt. Haider erklärt das nicht zuletzt mit der Herkunft, und dies nicht nur wegen der bescheidenen Verhältnisse, in denen Lanz aufgewachsen ist: Die Südtiroler scheinen ein ganz besonders widerstandsfähiges Völkchen zu sein.

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