Anna Maria Mühe spielt Bestatterin: „Versuche immer, so etwas über den Humor zu lösen“
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Bestatterin Blum (Anna Maria Mühe) in der Netflix-Thrillerserie „Totenfrau“.
© Quelle: Netflix/dpa
Frau Mühe, in der neuen Serie „Totenfrau“ spielen Sie eine Bestatterin. Wie haben Sie sich auf diese Rolle vorbereitet?
Ich hatte die Möglichkeit, eine Bestatterin für einen Tag zu begleiten, und durfte anhand zweier toter Menschen lernen, wie das Prozedere abläuft. Das war eine große Überwindung für mich. Am Anfang siehst du da einen toten Menschen liegen und denkst: „Welches Recht habe ich, da jetzt Hand anzulegen?“ Aber die Bestatterin war sehr angenehm und professionell, es ist ja ihr täglich Brot, was sie da tut. Sie hat mich behutsam an die einzelnen Arbeitsschritte herangeführt, und das war eine tolle Hilfe für die Figur.
Diese Arbeitsschritte sieht man auch in der Serie, wenn die „Totenfrau“ Brünhilde Blum Leichen herrichtet.
Es ist natürlich kein Dokumentarfilm, aber die Serie zeigt das Anziehen, Ausziehen und Waschen der Toten, das Lösen der Leichenstarre, das Kämmen und andere Dinge wirklich realistisch.
Ist es sehr speziell, solche Szenen zu drehen?
Ja, das kann man so sagen. Aber ich versuche immer, so etwas über den Humor zu lösen. Um ehrlich zu sein: Wir hatten gerade bei diesen Szenen sehr viel Spaß, wir hatten tolle Komparsen, die meine Leichen gemimt haben und die sehr lustig waren.
Was macht denn das morbide Sujet so reizvoll? Es gab doch in der Vergangenheit beispielsweise bereits eine Serie mit Anke Engelke als Trauerrednerin.
Ich finde es gut, wenn man dieses Thema aus der Tabuzone herausholt und ihm eine Plattform schenkt. Was Bestatter tun, und zwar mit großem Respekt, steht am Schlusspunkt eines menschlichen Lebens. Ich finde es gut, wenn das auch mal gezeigt wird.
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Waren Sie gleich davon begeistert, als Sie hörten, dass Sie eine Bestatterin spielen sollen?
Das war gar nicht das Erste, was ich gehört habe. Ich kannte auch das Buch vorher nicht, auf dem die Serie basiert, es war vor allem in Österreich ein Bestseller, und dort ist Bernhard Aichner ein sehr bekannter Autor. Als Erstes habe ich gehört, dass es um eine Frau geht, die auf der Suche nach dem Mörder ihres Mannes sozusagen einmal durch den Wolf gedreht wird – und das fand ich interessant.
Der Ehemann der Bestatterin wird vor ihren Augen getötet und sie nimmt anschließend Rache an den Schuldigen. Die Rolle als Rächer, der rotsieht, war früher Männern vorbehalten.
Es ist immer noch etwas Neues, dass eine Frau eine solche Rolle spielt, und das war für mich das Besondere an dieser Frauenfigur. Anfangs sitzt sie bequem in ihrem Nest. Aber dann wird sie durch den Tod ihres Mannes gezwungen, stark und mutig zu werden, und sie entwickelt ein unglaubliches Durchsetzungsvermögen. Ich liebe es, wenn eine Figur einen Wandel durchleben darf. Sie versucht, ihren Plan durchzuziehen, und vernachlässigt dafür sogar ihre Kinder. Gerade das war für mich als Schauspielerin auch das Spannende. Nicht nur die sympathischen Seiten einer Mutter zu zeigen, sondern auch die dunklen Seiten einer Frau, die wirklich wissen will, wer für den Tod ihres Mannes verantwortlich ist, und dafür durch die Hölle geht.
Gedreht wurde in den Bergen in Österreich, die Bestatterin düst mit dem Motorrad über die Serpentinen. Sind Sie das selbst?
Nein, da fahre ich nicht selbst. Ich habe keinen Motorradführerschein.
Sie sind Berlinerin, leben im quirligen Prenzlauer Berg. Wie haben Sie sich in der Abgeschiedenheit des Hochgebirges gefühlt?
Ich finde es auf dem Land immer schön, aber mehr für einen erholsamen Urlaub als für das alltägliche Leben. Ich bin eine richtige Großstadtpflanze und lebe gern in der Stadt, ich weiß gern, wo das nächste Café ist oder meinetwegen auch die nächste Weinhandlung, das finde ich einen sehr schönen Luxus.