Lineares Streamen: Amazon Prime und Co. passen sich an TV‑Strukturen an
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/UNWRJRIU62GRTQLKEILVPDJMEA.jpg)
Streaming-Dienste wie Netflix, Disney+ und Amazon Prime Video beschäftigen sich mit neuen Strategien (Symbolbild).
© Quelle: picture alliance/dpa
Im harten Wettbewerb um die Gunst des Publikums zerfließen die Grenzen immer mehr: Während klassische Fernsehsender stärker auf ihre Mediatheken setzen, krempeln auch die Streaminganbieter ihre Geschäftsmodelle um und übernehmen Elemente aus der guten alten TV‑Welt.
Aktuell sehr beliebt: Serienfolgen wie im Fernsehen wöchentlich zu veröffentlichen, damit während eines Probeabos nicht alles auf einmal weggebingt werden kann. Amazon Prime etwa machte es so bei „Die Ringe der Macht“, während Disney+ neue Marvel- oder Star-Wars-Episoden ebenfalls im Sieben-Tage-Rhythmus herausbringt, sowie bei den neuen Staffeln von „The Mandalorian“ oder „The Bad Batch“.
Netflix plant Liveshows sowie ‑Talentwettbewerbe
Aber auch exklusive Liveübertragungen, beispielsweise im Sport, sind bei den Streamern inzwischen Standard: ob die Champions League bei Amazon Prime, die Conference League auf RTL+ oder Übertragungen von Spielen der Fußball-WM auf Magenta TV. Netflix wiederum plant Liveshows sowie ‑Talentwettbewerbe.
Bei Amazon Prime ist es die erklärte Strategie, eine größtmögliche Auswahl bieten zu wollen. Etwa durch das werbefinanzierte Angebot Freevee. Der Ausbau von linearen und anderen Angeboten scheint jedenfalls eine beschlossene Sache zu sein, wie die deutsche Geschäftsführung betont: „Es wird noch vieles im Streamingbereich entstehen, was früher nicht vorstellbar war.“
Das Stream-Team
Die besten Serien- und Filmtipps für Netflix & Co. – jeden Monat neu.
Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.
Diskussion über den Siegeszug der Fastkanäle
Auch bei Pro Sieben Sat.1 denkt man „nicht mehr in den Dimensionen digital oder TV, diese Trennung haben wir aufgegeben“, es wird nur noch in Live und on demand geplant. So erklärt es Nicole Agudo Berbel, Geschäftsführerin und Chief Distribution Officer der Seven One Entertainment Group. Unter anderem verantwortet sie das Distributionsgeschäft und die kommerziellen Verhandlungen mit externen klassischen und neuen Distributionsplattformen zur Verbreitung des linearen Free‑TV- und Pay‑TV-Senderportfolios sowie der digitalen Angebote der TV‑Sendergruppe im deutschsprachigen Markt.
Ähnlich wie die Deutsche Telekom nimmt Pro Sieben Sat.1 auch Drittanbieter bei seiner Onlineplattform Joyn in den Stream. Der Umbruch, der aktuell stattfindet, wurde vor Kurzem auf der weltgrößten TV‑Messe Mipcom in Cannes besonders sichtbar: unter anderem mit der Diskussion über den Siegeszug der Fastkanäle (Free Ad‑supported Streaming Television), der in den USA bereits begonnen hat. Das sind frei verfügbare, werbefinanzierte Angebote, die über das Internet zu empfangen sind. Sie bieten zum großen Teil ein lineares Programm an, ähnlich wie herkömmliche TV‑Sender. Laut einer aktuellen Studie der Marktforschung Screen Media werden die Werbeeinnahmen durch solche virtuellen linearen Kanäle von 2,1 Milliarden Dollar im Jahr 2021 auf 4,1 Milliarden Dollar im Jahr 2023 steigen.
In den letzten Jahren hatte man den Eindruck, dass die Zukunft des Fernsehens hinter einer Bezahlschranke liegen würde. Ich glaube, dass die Zukunft des Fernsehens kostenlos, werbefinanziert und ein Mix aus linearen und abrufbaren Inhalten sein wird.
Tubi-Programmchef Adam Lewinson
Bei uns kann etwa Pluto TV abgerufen werden. Das Streamingportal des Medienunternehmens Paramount Global bietet über 100 Fernsehstreams an. Ein anderer Service ist Tubi.
Die Plattform von Fox Entertainment wird von 56 Millionen Konsumenten und Konsumentinnen monatlich genutzt, ist in Europa aber noch nicht zugänglich. Tubi-Programmchef Adam Lewinson erklärte, dass Fernsehen schon immer ein kostenloses, werbefinanziertes Modell gewesen sei: „In den letzten Jahren hatte man den Eindruck, dass die Zukunft des Fernsehens hinter einer Bezahlschranke liegen würde. Ich glaube, dass die Zukunft des Fernsehens kostenlos, werbefinanziert und ein Mix aus linearen und abrufbaren Inhalten sein wird.“