Wenn der Rettungswagen zu spät kommt
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Symbolbild
© Quelle: dpa
Landkreise. Herzinfarkte, Knochenbrüche oder Stromschlag – im Ernstfall zählt für die Betroffenen jede Sekunde. Doch in der Region um Dresden halten Rettungswagen immer wieder die vorgegebenen Zeiten nicht ein. In den Landkreisen Meißen, Bautzen und Sächsischen-Schweiz-Osterzgebirge kommen deutlich öfter Krankenwagen zu spät als beispielsweise in Dresden. Ein Problem, dass die Verantwortlichen in den Landratsämtern in Meißen, Bautzen und Pirna längst auf dem Schirm haben. Sie kennen die Ursachen, arbeiten aber auch stetig daran, die Anfahrtszeiten zu verkürzen. Die DNN haben die Gründe analysiert und erklären, wie die Behörden darauf reagieren.
Das Problem: Ein Viertel bis ein Fünftel aller Rettungswagen kommt zu spät
In den Kreisen Meißen und Bautzen kamen laut einer Statistik des Innenministeriums im ersten Halbjahr 2017 ein Viertel der alarmierten Krankenwagen zu spät, in der Sächsischen-Schweiz-Osterzgebirge sind es ein Fünftel. Zum Vergleich: Die Landeshauptstadt Dresden hat bei Einhaltung der so genannten Hilfsfristzeiten mit etwa 90 Prozent eine deutlich bessere Quote. Allgemein gilt, dass Rettungswagen spätestens nach zwölf Minuten der Alarmierung vor Ort sein müssen. Die Hilfsfrist ist allerdings formal nur eine planerische Größe, wonach der Rettungsdienst in einer Region entsprechend aufgestellt sein sollte – jedoch kein gesetzlicher Zwang. Und: Fälle, dass sich für Patienten ernsthafte Folgen daraus ergeben hätten, sind den Kreisverwaltungen bisher nicht bekannt.
Ursache I: Staus und Baustellen bremsen Rettungswagen aus
Die Verantwortlichen in den Kreisverwaltungen haben das Problem bereits seit einigen Jahren auf dem Schirm – und damit auch die Ursachen. Dass Rettungswagen zu spät eintreffen, liegt demnach oft an hohem Verkehrsaufkommen, Baustellen, langen Umleitungen oder auch geschlossenen Schranken sowie an der schlechten Witterung, wie es unisono aus Meißen, Pirna und Bautzen heißt.
Mitunter, so sagt René Burk, in Bautzen für die Organisation des Rettungsdienstes verantwortlich, werden die zwölf Minuten nur um wenige Sekunden überschritten, tauchen dann aber trotzdem in der Statistik auf. Zudem würden die Fahrer oft vergessen, nach Ankunft den entsprechenden Status im System zu setzen, weil sie sich erst um Verletzte kümmern.
Ursache II: Meißen sieht Probleme bei neuer Rettungsleitstelle
Während in Pirna und Bautzen die Ämter allen voran auf die erstgenannte Ursache abstellen, verweist das Landratsamt in Meißen zuvorderst auf das Aus der Rettungsleitstellen in Meißen und Riesa. Seit einigen Jahren werden die Einsätze von Dresden aus koordiniert. Seitdem hätte sich die Quote deutlich verschlechtert. Oft werden Fahrzeuge losgeschickt, die sich nicht im jeweiligen zuständigen Rettungswachenbereich befinden, heißt es. In Bautzen, wo die Einsätze seit einigen Jahren zentral in Hoyerswerda für ganz Ostsachsen gemanaget werden, gibt es das Problem derweil nicht. René Burk verweist sogar auf Verbesserungen.
Die Lösungen: Mehr Fahrzeuge, mehr Personal und neue Wachen
Angesichts der Zahlen haben die Kreise bereits reagiert oder arbeiten an Verbesserungen. In Bautzen wurde 2015 der Personalschlüssel erhöht. Wachen, die verkehrstechnisch besser angebunden sind, wurden errichtet (etwa Bautzen) oder sind in Planung (Königswartha). Tatsächlich hat sich die Quote seit 2015 auch schon verbessert. „Wir sind stetig dabei, dass System zu optimieren, vieles braucht aber seine Zeit und kostet auch immer Geld“, sagt René Burk.
In Meißen haben die Verantwortlichen einen neuen Bereichsplan für den Rettungsdienst erstellt, der Anfang 2019 in Kraft tritt. Der Plan sieht eine Erhöhung der Vorhaltung von Rettungswagen in der Wache Meißen und ein zusätzliches Fahrzeug in der Wache Coswig vor. In Radebeul, Coswig, Lommatzsch und Moritzburg ist außerdem jeweils der Ersatzneubau von Rettungswachen angedacht.
Auch in Pirna wurde schon reagiert. Dort wurden 2016 mit einem neuen Bereichsplan die Vorhaltezeiten und die Anzahl der Rettungsmittel erweitert, wie Kreissprecherin Karin Kerber erklärt. Mit der Rettungsleitstelle in Dresden sei die Einsatzdisposition optimiert wurden. Aktuell wurde zudem der Bau neuer Rettungswachen in Kreischa und Freital angeschoben – um eine weitere Verbesserung der Ausrückzeiten zu erreichen. Und: Die Verwaltung lässt derzeit unter anderem die Schaffung zusätzlicher Rettungswachen-Außenstellen prüfen.
Von Sebastian Kositz