Rodung: So sieht es jetzt auf dem „Heibo“-Gelände aus
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Fahrzeuge vom Staatsbetrieb Sachsenforst roden das zuvor besetzte Waldstück im Heidebogen für den Kiesabbau (Luftaufnahme mit einer Drohne).
© Quelle: Sebastian Kahnert/dpa
Ottendorf-Okrilla. Der Kahlschlag im Heidebogen nördlich von Dresden ist beendet. Am Dienstag waren Forstarbeiter nur noch mit dem Abtransport der letzten Baumstämme von der Fläche beschäftigt, auf der sich gut eineinhalb Jahre ein Protestcamp von Klimaaktivisten befand. Auf dem Gelände will das Unternehmen KBO Kies abbauen und besitzt dafür auch eine Genehmigung. Naturschützer hatten dagegen protestiert und im „Heibo“ – so wird das Waldstück genannt - Baumhäuser errichtet. In der vergangenen Woche räumte die Polizei das Camp bei einem Großeinsatz binnen zwei Tagen.
Die Polizeidirektion Görlitz ermittelt inzwischen wegen des Verdachts auf Straftaten. Das betrifft etwa Sachbeschädigungen, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und in einem Fall auch eine gefährliche Körperverletzung. Ein Mitarbeiter von Sachsenforst sei in eine Fallgrube geraten, die zudem mit einem Nagelbrett präpariert war, hieß es. Insgesamt liegen 13 Strafanzeigen und 5 Anzeigen wegen einer Ordnungswidrigkeit vor. 51 Personen erhielten einen Platzverweis.
Die Polizei in Görlitz legte am Dienstag ihren Abschlussbericht vor. „Die Räumung des Heibo-Camps verlief im Wesentlichen friedlich und ohne größere Zwischenfälle“, lautete das Fazit. Seit Mittwoch begleiteten die Einsatzkräfte demnach insgesamt 55 Personen aus dem Camp - darunter 31 Frauen, 23 Männer und ein zwölfjähriger Junge. Die Polizei ging nach eigener Aussage mit „größtmöglicher Besonnenheit und Geduld“ vor. „Einige Aktivistinnen und Aktivisten verließen ihre Stellungen freiwillig, bei anderen war etwas mehr Überredung notwendig“, hieß es. Die meisten Waldbewohner hätten sich kooperativ gezeigt.
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Laut Polizei beseitigten die Mitarbeiter von Sachsenforst 21 Baumhäuser sowie mehrere Plattformen und Seilkonstruktionen. Während der Baumfällarbeiten bemerkten die Arbeiter den Angaben zufolge, dass zahlreiche Bäume, zunächst unsichtbar mit Nägeln versehen und beschädigt wurden. Einige konnten vor dem Fällen entfernt werden. Dennoch entstand bei den Arbeiten an Geräten des Sachsenforsts wie Harvester und Kettensägen wegen vieler weiterer Nägel ein Schaden. Die Polizei ermittelt wegen der Sachbeschädigungen.
Brandstiftung an Sachsenforst-Autos in Leipzig
Auch die Ermittlungsbehörden in Leipzig sind mit einem Fall befasst, der im Zusammenhang mit der Räumung des Protestcamps stehen könnte. Nach einem Brandanschlag auf mehrere Fahrzeuge von Sachsenforst hatten sich Anhänger der Linksautonomen Szene zu der Tat bekannt. Der Staatsanwaltschaft liege ein Bekennerschreiben vor, erklärte Oberstaatsanwalt Ricardo Schulz am Dienstag und bestätigte einen entsprechenden Bericht des MDR.
In der vergangenen Woche waren vier Fahrzeuge von Sachsenforst, die auf einem Betriebsgelände im Leipziger Stadtteil Connewitz abgestellt waren, in Brand gesetzt worden. Der Sachschaden betrug laut Polizei mindestens 100 000 Euro.
DNN