Machtkampf in Ottendorf-Okrilla entschieden: Hauptamtschef muss gehen
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Ottendorfs Bürgermeister Michael Langwald sah sich nun gegen sein Willen zum Handeln veranlasst.
© Quelle: Archiv/Gemeindeverwaltung Ottendorf-Okrilla
Ottendorf-Okrilla. Über viele Monate hinweg lagen der Gemeinderat und der Ottendorfer Hauptamtsleiter über Kreuz – jetzt ist der Machtkampf im Rathaus entschieden. Die Gemeindeverwaltung trennt sich vom langjährigen Hauptamtsleiter Udo Rößler. Beide Seiten haben einen Aufhebungsvertrag unterschrieben. Der Rat hatte zuvor geschlossen in einem Antrag die Abberufung des Amtschefs gefordert.
Abberufung, um weiteren Schaden abzuhalten
Die Gräben zwischen den Gemeinderäten und dem Amtsleiter hatten sich schon länger aufgetan. Die Räte warfen Udo Rößler Untätigkeit vor – etwa bei dem von dem Gremium in Auftrag gegebenen Konzept für die Kindertagesstätten. Zoff gab es auch wegen der Personalpolitik in den Kitas. Darüber hinaus hätten zahlreiche Mitarbeiter im Rathaus darauf gedrungen, dass für ihre Tätigkeit eine Stellenbeschreibung und Überprüfung ihrer tariflichen Eingruppierungen vorgenommen wird. Doch auch in diesem Fall sei nichts geschehen, so die Kritik.
Um den Jahreswechsel herum war der Streit dann endgültig eskaliert. Konkret ging es dabei um die Pläne für eine neue Kita – und den möglichen Verlust von Fördermitteln, was die Gemeinderäte ebenfalls den Hauptamtschef anlasten. Dessen Abberufung sei daher „erforderlich, um weiteren Schaden von der Gemeinde Ottendorf-Okrilla abzuwenden“, wie es in der Begründung des Antrags hieß.
Bürgermeister äußert Bedauern
Rückendeckung hatte der Verwaltungsleiter unterdessen von seinem Chef, Bürgermeister Michael Langwald (parteilos) erhalten. Er wies die Vorwürfe als unbegründet zurück, verwies auf „die gute und sehr gute“ Qualität der Arbeit. Doch angesichts des immensen Drucks durch den Gemeinderat war Michael Langwald nichts anderes übrig geblieben, als zu handeln. „Zu meinem großen Bedauern haben wir in beiderseitigen Einvernehmen das Arbeitsverhältnis aufgelöst“, erklärt der Bürgermeister.
Inzwischen ist die Stelle neu ausgeschrieben, bis zum 2. Mai läuft die Bewerbungsphase. Den Schaden, den die Gemeinderäte mit ihrem Vorgehen abwenden wollten, sieht Michael Langwald nun allerdings eingetreten: „Uns fehlt jetzt ein wichtiger Mitarbeiter, der mit vielen Themen bestens vertraut war. Die Arbeit müssen nun andere mit erledigen.“ Offen sei außerdem, ob die Gemeindeverwaltung in absehbarer Zeit auch einen entsprechend kompetenten Amtschef finde – angesichts der großen Nachfrage in Sachsens öffentlichen Verwaltungen.
Linke sieht Bürgermeister in der Pflicht
Der Gemeinderat und Medinger Ortsvorsteher René Edelmann (Die Linke) bewertet derweil den Ausgang naturgemäß anders, spricht von einem positiven Ergebnis und hofft nun auf einen guten Neustart. In der Zeit des Übergangs sieht er vor allem den Bürgermeister in der Pflicht, der nun mit anpacken müsse. „Hätte er in der Vergangenheit gehandelt und seine Mitarbeiter entsprechend angeleitet, wäre diese Situation sicher auch nicht eingetreten“, sagt René Edelmann.
Von Sebastian Kositz