Dresdner Kunstsammler übergibt Lebenswerk an Festung Königstein
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Kunstsammler Wolfgang Donath stellte am 13. September die ersten Werke der aus seiner Sammlung der Öffentlichkeit vor. Darunter der „Elbblick auf Meißen mit Albrechtsburg und alter Wohnbrücke“ v. Johann Alexander Thiele und „Das Elbtal mit Blick auf die Festung Königstein und den Lilienstein“ v. Franz Wilhelm Leuteritz.
© Quelle: Marko Förster
Königstein. Die Kunstsammlung der Festung Königstein erhält einen glücklichen Zuwachs: Wolfgang Donath aus Dresden übergibt seine komplette Sammlung an die Museologen der Feste auf dem Tafelberg. Rund 500 Gemälde, Porzellanfiguren, Uhren, Skulpturen und Möbel zählten zum Besitz des emsigen Kunstsammlers. Am vergangenen Mittwoch stellte die Festungsleitung die ersten Gemälde der Öffentlichkeit vor. Eine Sonderausstellung ist bereits in Planung.
Außergewöhnliche Sammlung wechselt Eigentümer
Eine Darstellung der Dresdner Frauenkirche wenige Monate vor ihrer Zerstörung, eine Ansicht der verschwundenen Wandmalerei in der Meißner Albrechtsburg, der Blick in die Gemäldegalerie Alte Meister zur Kaiserzeit und ein wiederentdecktes Gemälde Johann Alexander Thieles: Das sind nur vier der Werke aus der umfangreichen Privatsammlung, die der pensionierte Lehrer dem Festungsmuseum geschenkt und die dort in die „Kunststiftung Wolfgang Donath“ übertragen hat. Zu den fünf Beiratsmitgliedern der Kunststiftung gehören neben Wolfgang Donath der ehemalige Direktor der Gemäldegalerie „Alte Meister“, Professor Harald Marx, der einstige Gebietsreferent des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen, Udo Frenschkowski, der wissenschaftliche Mitarbeiter der Albrechtsburg Meißen, Falk Dießner sowie Festungs-Geschäftsführer André Thieme.
„Die Sammlung ist außergewöhnlich“, sagt Professor Harald Marx. „Alle vertretenen Maler haben – auch wenn ihre Namen dem breiten Publikum heute nicht geläufig sind – in ihrer Zeit eine Rolle gespielt und qualitätvolle Bilder geschaffen.“ Für André Thieme ist die Sammlung ein großer Gewinn für das Kunst- und Kulturland Sachsen. „Wir sind beeindruckt von dem einzigartigen Schatz, der nun für die Nachwelt erhalten bleibt. Wolfgang Donath haben wir unendlich dafür zu danken, dass er uns die Kunst, der er fast sein ganzes Leben gewidmet hat, anvertraut.“
167 Gemälde sind schon auf der Festung, mehr werden kommen
Wolfgang Donath hegte schon lange den Wunsch, seine Bilder öffentlich zugänglich zu machen. Begonnen hatte seine Sammelleidenschaft bereits in der Kindheit. Er liebte das Schöngeistige ebenso wie seine Heimat Sachsen. In den Gemälden hätte er beides vereint gefunden. Mit der Stiftung möchte der 78-Jährige die in der Sammlung repräsentierte Kunst des 18., 19. und frühen 20. Jahrhunderts der Fürsorge eines renommierten Museums anvertrauen und auch jungen Menschen nahebringen. Aufbewahrt hatte Donath die gesammelten Werke in seiner Dresdner Wohnung. Über Monate hinweg sondierten Spezialisten die Bilder und brachten bisher 167 Gemälde auf den Tafelberg. „Wir haben unseren Fundus dafür erweitern müssen“, sagt Andrej Pawluschkow, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Festung Königstein, der unter anderem zusammen mit Wolfgang Donath und Professor Harald Marx die für das nächste Jahr geplante Sonderausstellung kuratieren wird.
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Die Restauratoren Tobias Lange und Evelyn Adler halten ein bedeutsames Zeitdokument in ihren Händen: „Die Frauenkirche“ von Fritz Beckert, gemalt wenige Monate vor ihrer Zerstörung.
© Quelle: Marko Förster
Unter den Gemälden stechen einige hervor: So etwa der „Elbblick auf Meißen mit Albrechtsburg und alter Wohnbrücke“ von Johann Alexander Thiele, seinerzeit angesehener kurfürstlicher Hofmaler. Es ist das kunsthistorisch wertvollste Gemälde der Sammlung. 1750 hielt Thiele darauf die sieben Jahre später zerstörten Wachtürme der Meißner Elbbrücke fest. Neben dem künstlerischen Wert besticht die Sammlung auch durch ihre historische Aussagekraft: Detailreich dokumentieren sie die Ansichten sächsischer Orte und Landschaften und ihre Entwicklungen in der Architektur. Da ist zum Beispiel die Semperoper vor dem Brand 1869, die Augustusbrücke und das noch unbefestigte Terrassenufer um 1905. Auch zu sehen ist eine Statue im Dresdner Zwinger, die inzwischen auf dem Theaterplatz steht, die Albrechtsburg von 1835 mit rauchenden Schloten der damals noch im Schloss ansässigen Porzellanmanufaktur.
Sonderausstellung im kommenden Jahr geplant
Im Depot der einstigen Wehranlage werden die bis zu 300 Jahre alten Bilder derzeit fachmännisch begutachtet und aufwendig restauriert. Darunter auch das 2 x 1,50 Meter große Ölgemälde von Ludwig Theodor Choulant aus dem Jahr 1871, das die Albrechtsburg zeigt. Die Ansicht war bis 1970 als Wandbild im Wappensaal des Meißner Schlosses zu sehen, wurde dann aber entfernt, um den Raum in seinen Originalzustand zurückzuversetzen. Ein zweites Bild, das derzeit restauriert wird, zeigt die Dresdner Frauenkirche im Jahr 1944. In Öl auf Leinwand hat der Architekturmaler Fritz Beckert darauf die weltberühmte Kuppel wenige Monate vor ihrer Zerstörung festgehalten – damals noch mit ihrer grauschwarzen Patina.
Neben Gemälden gehören auch Meissener Porzellane, antike Kaminuhren, Vitrinen und Kleinmöbel aus der zweiten Rokokozeit um 1860 sowie Bronzeskulpturen antiker Künstler zur Sammlung. Auch diese möchte die Festung Königstein nächstes Jahr in ihrer Sonderausstellung zeigen.
DNN