Biere aus Kamenz hatten einst einen guten Ruf. 1996 war damit Schluss, als die Sachsenquell-Brauerei die Produktion einstellte. Historiker Max Grund möchte an die Tradition erinnern – auf ungewöhnliche Weise.
Kamenz.Mit großen Schritten nähert sich ein Jubiläum für die Lessingstadt – allerdings ein eher unerfreuliches: Vor 25 Jahren stellte die Sachsenquell-Brauerei ihre Produktion ein. Über die Umstände wurde damals und auch in der Zwischenzeit eine Menge geschrieben, daher an dieser Stelle nur so viel: Der bekannte bayerische Bierunternehmer Johannes Hösl, der die traditionsreiche Braustätte nach der Wende übernommen hatte, musste 1996 Konkurs anmelden. Nachdem 2007 die Gebäude abgerissen wurden, erinnert heute rein äußerlich nichts mehr an dieses Kapitel der Kamenzer Wirtschaftsgeschichte.
In den Köpfen vieler Menschen, insbesondere derjenigen, die bei Sachsenquell gearbeitet haben oder gern mal einen Schluck davon zu sich nahmen, ist das Bier "made in Kamenz" jedoch noch höchst lebendig. Darauf setzt zumindest Max Grund. Der gebürtige Kamenzer beschäftigt sich als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Kiel mit der Geschichte des späten Mittelalters. Nun, ganz so lange reicht die Geschichte der Sachsenquell-Brauerei nicht zurück. Und doch hat sich Max Grund eben dieses Thema für ein "Citizen Science"-Projekt ausgewählt, ein Projekt also, in dem Wissenschaftler und interessierte Bürger gemeinsam forschen. "Da ich sehr gute Kontakte ins Kamenzer Stadtarchiv habe, konnte ich erfahren, dass dort große Teile des Firmenarchivs der alten Sachsenquell Brauerei bewahrt werden. Gleichzeitig haben uns allen die letzten anderthalb Jahre gezeigt, wie schnell unsere eigene Zeitzeugenschaft beendet sein kann", beschreibt er seine Motivation.