Traditionellen Berufen mangelt es an Nachwuchs. Nur wenige junge Leute entscheiden sich noch, ein uraltes Handwerk zu erlernen. Wir stellen sie und ihre Motivation vor. Heute: Carolin Steinbach, Sattlergesellin.
Dresden. Ein Pferd ist nicht zum Reiten gemacht. Wer es trotzdem als Reittier nutzen möchte, muss es körperlich gesund halten und seine Muskeln so aufbauen, dass das Tier einen Menschen ohne Einschränkungen und Schmerzen tragen kann. Das ist einer der Grundsätze der akademischen Reitkunst. Nach ihm richten sich die Handwerker einer Sattlerei auf einem Pferdehof in Sachsen. Die Sättel, die sie hier herstellen, sollen ein Bindeglied zwischen Pferd und Mensch sein. Carolin Steinbach, 22 Jahre alt und Gesellin in dem Betrieb, teilt diese Ansicht.
Die junge Frau mit den mittellangen braunen Haaren läuft über den Pferdehof zur Sattlerwerkstatt. Etwas größere Menschen müssten beim Betreten des alten Hauses wohl den Kopf einziehen. In der Werkstatt steht ein großer Holztisch, verschiedene Lederstücke liegen darauf, manche sind hellbraun, dünn und weich, andere tiefschwarz und kaum biegsam. An einer Wand hängen verschiedene Pappschablonen und Werkzeuge. Auf einer Seite des Raumes stapeln sich fertige und halb fertige Sättel – denkt ein Laie auf den ersten Blick. In Wirklichkeit liegen dort Reitpads, die dünner, weicher und leichter sind als traditionelle Sättel. „Darauf spürt man jede Bewegung des Pferdes, sogar, wo gerade welches Bein hintritt“, beschreibt Carolin, „das braucht man beim Reiten“.