Wohnungsgenossenschaften leiden unter zu hohen Baupreisen
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Die Kräuterterrassen, hier ein Bild vom Thymianweg, sind ein Prestigeprojekt der EWG in Gorbitz. 114 der insgesamt 184 Wohnungen in dem 31 Millionen Euro teuren Neubauvorhaben sollen in diesem Jahr fertig werden.
© Quelle: EWG
Dresden. Reichlich 145 Millionen Euro und damit so viel wie noch nie zuvor wollen die acht Dresdner Wohnungsgenossenschaften in diesem Jahr investieren. Allerdings vor allem in die Instandhaltung und kaum in Neubau. „Uns laufen die Baupreise davon“, begründet Mathias Schulze, Vorstand der Sächsischen Wohnungsgenossenschaft Dresden (SWGD). Außerdem fehle es an Grundstücken. Dennoch zieht Schulze eine positive Bilanz für 2018: „Den Genossenschaften geht es gut.“
Kaum Leerstand
Das hat vor allem mit einer hohen Mitgliederzahl von 66 801 Genossen, den nach wie vor niedrigen Zinsen auf dem Kapitalmarkt und einer geringen Leerstandsquote zu tun. Sie liegt je nach Genossenschaft zwischen 0,47 und 3,3 Prozent. Über den gesamten Wohnungsbestand der acht Genossenschaften – 60 161 Wohnungen und damit ein Fünftel des Gesamtbestands in Dresden – stehen mit 1200 Wohnungen etwa zwei Prozent leer.
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Am 19. Mai laden die Vorstände der Wohnungsgenossenschaften Dresden wieder zum Sport und Familientag auf die Cockerwiese.
© Quelle: Anja Schneider
„Keine Wohnungsnot“
Doch auch dieser geringe Leerstand stört die Genossenschaften. „Gäbe es eine Wohnungsnot in Dresden, wären diese 1200 Wohnungen vermietet“, sagt Schulze. Es gehe vor allem um die Erfüllung von Wünschen, nicht um die Sorge, keine Wohnung zu finden. Einige Wohnlagen und Wohnungstypen seien stark nachgefragt, andere kaum – vor allem Wohnungen in der fünften oder sechsten Etage in den Plattenbauvierteln Gorbitz und Prohlis. „Wir haben in unserem Bestand zudem etwa zehn Prozent Fluktuation – bei uns findet man immer eine Wohnung“, sagt Antje Neelmeijer. Sie ist Vorstand der Eisenbahner-Wohnungsbaugenossenschaft Dresden (EWG), die von ihren 8615 Wohnungen 6000 in Gorbitz hat und damit dort etwa die Hälfte des Wohnungsbestands verwaltet.
Neubau stockt
Reichlich 170 Wohnungen wollten die Genossenschaften 2018 bauen, 70 sind es geworden. Man habe einige Vorhaben verschieben müssen, weil keine Baufirmen gefunden werden konnten, begründet das Olaf Brandenburg, Vorstand der Wohnungsgenossenschaft „Glückauf“ Süd Dresden (WGS). „Wir zum Beispiel mussten deshalb zwei Vorhaben verschieben“, sagt er. 2019 sollen nun 277 neue Wohnungen fertig werden.
Probleme bereiten auch die Baupreise. Vor zwei Jahren hätten die noch bei 2000 Euro pro Quadratmeter gelegen, jetzt bewegten sie sich zwischen 3000 und 3500 Euro, sagt Mathias Schulze. Die Folge sei, dass die „Neubaumieten davonlaufen“, wie Schulzes Kollege Thomas Dittrich von der Wohnungsgenossenschaft Johannstadt (WGJ) ausführt. Besonders kleinere Genossenschaften könnten sich das nicht leisten, weil sie diese Größenordnungen nicht mit Gewinnen aus dem eigenen Bestand querfinanzieren können. Annegret-Cathrin Schirmer von der Gemeinnützigen Wohnungsbau-Genossenschaft Dresden-Ost (GWG) überlegt deshalb auch, ob der geplante Neubau von 45 Wohnungen in drei Gebäude von 2021 bis 2023 für die Genossenschaft mit 2174 Wohnungen noch zu stemmen ist.
Mieten steigen kaum
Denn auch wenn die Genossenschaften ausdrücklich keine Sozialwohnungen anbieten, wie mehrere Vorstände betonen, sind sie doch im Sinne ihrer Mitglieder auf stabile und günstige Mieten bedacht. Sie sind im Schnitt um sechs bis elf Cent gegenüber 2017 gestiegen und liegen nun zwischen 5,29 und 5,76 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter. Das ist etwa ein Euro weniger als der stadtweite Durchschnitt. "Man findet in den Genossenschaften je nach Lage und Zustand ganz unterschiedliche Angebote", sagt Mathias Schulze. Aktuell reiche die Spanne von 4,30 bis zu 11,50 Euro je Quadratmeter.
Energiesparen als Ziel
Der Wille, Mietkosten stabil zu halten, ist auch Grund für die hohen Instandsetzungsausgaben, die mit knapp 87 Millionen Euro mehr als drei Viertel aller Investitionskosten ausmachen. Dabei sind einige Vorhaben fällige Modernisierungen, Gestaltungen auf Mitgliederwunsch und Anpassung einzelner Wohnungen an altersgerechtes Wohnen. Die Mehrzahl der Projekte konzentriert sich jedoch auf energetische Sanierungen. Zwischen zehn und 25 Prozent der Heizkosten lassen sich dadurch sparen, so die Erfahrung der Genossenschaften. Die Mitglieder merken das bei der Betriebskostenabrechnung. Spannend ist die Klimafrage bei der EWG. Sie ist Teil eines Forschungsprojekts, das sich mit der überhitzten Stadtlandschaft beschäftigt. Dazu haben bereits Messungen in nicht sanierten Plattenbauten an der Höhenpromenade in Gorbitz stattgefunden. Nun ist bis Ende 2020 deren seniorengerechter Ausbau bei gleichzeitiger energetischer Sanierung geplant. Durch mit der Forschung verbundene Fördergelder fällt die sogar üppiger aus, so werden etwa alle Fenster außer an der Nordfassade mit Rollläden ausgestattet, kommen Wärmeaustauscher und eine bessere Dämmung zum Einsatz.
Von Uwe Hofmann