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Sternwarte Gönnsdorf

Wo fällt in Dresden wie viel Regen?

Geoinformationstechnologie-Student Arne Rümmler von der TU Dresden justiert einen Sensor.

Geoinformationstechnologie-Student Arne Rümmler von der TU Dresden justiert einen Sensor.

Dresden. Auf den ersten Blick ist es ein simpler Holzpfahl mit ein paar kleinen Aufbauten, der seit Mittwoch auf dem Gelände der Sternwarte in Gönnsdorf steht. Aber er hat es in sich. Und er ist der Auftakt eines stadtweiten Projekts, an dem die TU Dresden, zwei Unternehmen, das Amt für Wirtschaftsförderung und der Freistaat beteiligt sind – und bei dem auch die Bürger der Stadt mitmachen sollen.

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„Smart Rain“ heißt das Programm, das am Mittwoch mit der ersten Regenmessstation ins Leben gerufen wurde. Weitere zehn werden in den nächsten Wochen aufgestellt. Und insgesamt 50 sollen es werden in der ersten Ausbaustufe. Das Ziel ist, eine genaue, flächendeckende, aber auch kleinräumige Übersicht über die Niederschläge in der Stadt zu gewinnen.

Regen ist nicht gleich Regen

Das Interesse daran ist schon jetzt groß. Vom Kleingärtner über die Stadtentwässerung bis hin zum Deutschen Wetterdienst – für alle sind solche Daten interessant, weiß Matthias Müller von der Firma Pikobytes, ein an der TU entstandenes Start-up-Unternehmen, das Daten sammelt – im weitesten Sinne aus dem Umweltbereich und nun auch die aus dem „Smart Rain“-Projekt – , sie sichtet und zur Nutzung bereitstellt: „Für private, wissenschaftliche und unternehmerische Akteure.“

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Die „Smart Rain“-Messstation besteht aus einem Regensammler mit Niederschlagskippdose, Messfühlern für Temperatur und Luftfeuchtigkeit, einem Solarmodul mit Akku und einer wasserdichten Elektronikbox, die die Werte speichert und per Mobilfunk weiterleitet.

Wer sich für die Aufstellung einer Messstation interessiert, kann sich im Internet anmelden: www.smart-rain.de

Dort ist auch eine Dresden-Karte hinterlegt, auf der zu sehen ist, wo noch Standorte gesucht werden – die Regionen sind rot gekennzeichnet. Auch Interessenten aus Gebieten knapp außerhalb der Stadtgrenze können sich bewerben.

Erwartet wird von den Betreuern der Messstationen nur, den Regensammelbehälter sauberzuhalten. Kosten entstehen ihnen nicht.

Nach dem ersten Standort an der Sternwarte in Gönnsdorf werden in den nächsten Wochen Messstationen in Privatgärten in Gittersee, Oberwartha, Gompitz und am Emerich-Ambros-Ufer aufgestellt; weitere im Botanischen Garten, beim Staatsbetrieb Sachsenforst im Forstcamp Bühlau und in der Heide, mit der Stadtentwässerung in Hosterwitz und Kaditz.

Gespräche laufen derzeit mit der Sächsischen Landes und Unibibliothek SLUB und dem World Trade Center.

Niederschlagsmessung in dieser Art und dieser Dichte – das ist neu. Die Stadt unterstützt deshalb das Projekt, das insgesamt ein Finanzvolumen von 110.000 Euro hat, mit 70.000 Euro aus dem Topf der Wirtschaftsförderung. Denn „Regen ist nicht gleich Regen“, hat Amtsleiter Robert Franke gelernt. Es gebe deutliche lokale Unterschiede, aber große Messstationen überall sind zu teuer. Die neuen „Smart Rain“-Messer kosten derzeit pro Stück etwa 200 bis 250 Euro. Das neue „Smart Rain“-Projekt, mit dem Dresden Vorreiter ist auf diesem Gebiet, sieht er auch im großen Zusammenhang des „Smart City“-Plans, den die Stadt vorantreiben will.

Datenübertragung per Mobilfunk

Warum gerade in der Stadt solche Messungen so wichtig sind, erläuterte Johannes Franke vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Die Stadt sei ein so heterogenes, vielfältiges Gebilde, dass flächenhafte Messungen schwierig abzubilden seien. Da können die kleinen, bürgerbetreuten Messstationen einen wesentlichen Beitrag leisten.

Es sei eben wichtig zu wissen, wie sich Niederschläge auf die Stadt verteilen, betonte Pierre Karrasch vom Institut für Geoinformatik der TU Dresden. „Die Nutzungsbreite für solche Informationen ist sehr hoch“, sagte er gestern – vom Bürger über die Universität und die Wirtschaft bis zu den Wetterdiensten. Zudem findet er es höchst interessant, dass die TU hier auch in ein Projekt direkt mit den Dresdner Bürgern einsteigt.

Pierre Karrasch (l), Robert Franke und Renate Franz begutachten die neue Technik

Pierre Karrasch (l.), Robert Franke und Renate Franz begutachten die neue Technik.

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Daneben hat das Projekt aber noch eine Reihe anderer Aspekte. Neben der Bedeutung für Stadtplanung und Umwelt geht es auch um die Weiterentwicklung von Elektronik und Datenübertragung. Noch geht das bei „Smart Rain“ nur per Mobilfunk. So ist auch die Firma Elco Industrial Automation mit im Boot; sie baute die Elektronik, die die Daten der Sensoren aufnimmt, sammelt und versendet.

Renate Franz von der Sternwarte zeigte sich am Mittwoch recht stolz, dass die erste Regenmessstation bei ihnen in Gönnsdorf steht. Zum einen wird die Sternwarte ohnehin schon mit viel bürgerlichem Engagement betrieben, zum anderen könne sie dort den zahlreichen Besuchergruppen der Sternwarte nun auch das neue „Smart Rain“-Projekt näherbringen, freut sie sich.

www.smart-rain.de

Von Bernd Hempelmann

DNN

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