Wie helfen Stadt und Ehrenamtliche Dresdner Obdachlosen?
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Wie helfen Stadt und Ehrenamtliche Dresdner Obdachlosen?
© Quelle: dpa
Dresden. Gut ausgelastet, aber nicht überlastet: In Dresden wurden alleine im Oktober etwas mehr als 300 wohnungslose Menschen vorübergehend in Unterkünften untergebracht. Aktuell hält die Stadt 295 Plätze in sieben Wohnheimen sowie 36 Plätze in 16 Wohnungen vor, darunter eine Notunterkunft sowie je ein Wohnheim für Menschen unter 29 und eines für ältere wohnungslose Menschen.
Zudem wird im Rathaus an einem neuen integrierten Wohnungsnotfallhilfekonzept gearbeitet, das zum Jahresende fertig sein soll, teilte Dominic Heyn, Referent von Sozialbürgermeisterin Kristin Klaudia Kaufmann (Die Linke), mit. Mit dem Konzept, das alle fünf Jahre neu entwickelt wird, soll die soziale Integration obdachloser Menschen verbessert werden.
„Eine nachhaltige Reintegration in einen eigenen Wohnraum und die Vermeidung erneuter Mietschulden erfordert eine professionelle individuelle Betreuung. Dies kann nur mittels konsequenter Umsetzung des Hilfeplanverfahrens erfolgen“, begründet die Stadt ihr Vorhaben. Sie setzt auf Prävention, um drohende Wohnungslosigkeit aufzuhalten – zum Beispiel mittels Case Management des Sozialamtes, das Bedürftige sozial und rechtlich berät.
Schlafen:
Nachtcafé: Seit 1994 organisieren die christlichen Kirchgemeinden fünf Monate lang die Nachtcafés – in dieser Saison vom 1. November 2017 bis 31. März 2018. Dabei spielt die Konfession der Hilfesuchenden keine Rolle. Von 20 bis 23 Uhr werden die Gäste ab 18 Jahre in die Kirchenräume hereingelassen. Sie bekommen dort für einen Euro Getränke, eine warme Mahlzeit und ein gemeinsames Frühstück. Es gibt jedoch auch die Möglichkeit, dort zu duschen, Wäsche zu waschen und zu trocknen. Außerdem haben die Gäste Ruhe- und Aufenthaltsmöglichkeiten. – Montag: Dreikönigskirche - Haus der Kirche, Hauptstraße 23 - Haltestelle Albertplatz, Telefon: (03 51) 8 12 41 01 – Dienstag: Evangelisches Gemeindehaus Laubegast, Hermann-Seidel-Straße 3 - Haltestelle Herman-Seidel-Straße, Telefon: (03 51) 2 51 53 32 – Mittwoch: Katholische Pfarrei Heilige Familie, Meußlitzer Straße 108, Telefon: (03 51) 2 01 32 35 – Donnerstag: Evangelisches Gemeindehaus Loschwitz, Grundstraße 36 - Nähe Körnerplatz, Telefon: (03 51) 2 15 00 50 – Freitag: Evangelische Zionskirche, Bayreuther Straße 28 - Nähe Nürnberger Ei, Telefon: (03 51) 4 71 70 60 – Sonnabend: Evangelisch-methodistische Kirche „Immanuel-Gemeinde“, Hühndorfer Straße 22, Telefon: 0351 4207325 – Sonntag: Katholische Pfarrei St. Petrus, Dohnaer Straße 53 - Nähe Pit-Stop, Telefon: (03 51) 27 03 90 • Bei der Diakonie auf der Mohnstraße 43 wird eine Begleitung und Beratung von wohnungslosen, ehemals wohnungslosen sowie von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen in Dresden angeboten. Dabei spielen weder Nationalität, Weltanschauung, Lebensform oder Alter eine Rolle. Das Hilfsangebot umfasst ein ambulantes, betreutes Wohnen und den Treffpunkt „Schorsch“ als ersten Anlaufpunkt. Neben der Möglichkeit zu duschen und Wäsche zu waschen, können betroffene Menschen im Treffpunkt „Schorsch“ eine Postadresse einrichten, Kontakt zu Selbsthilfegruppen schließen oder Bekleidung aus der Kleiderkammer erhalten. Die Öffnungszeiten sind Montag und Freitag 8 bis 14 Uhr und Mittwoch 8 bis 18 Uhr, weitere Informationen gibt es unter der Nummer 803 87 28. • AWO-Wohnheim für wohnungslose Senioren an der Prohliser Allee 3-5: In der Einrichtung können ältere langzeitwohnungslose Menschen mit Unterstützungsbedarf leben. Ihnen stehen drei Einzelzimmer, sieben Doppelzimmer, ein Drei-Bett-Zimmer und Gemeinschaftsräume zur Verfügung. Die Einrichtung ist barrierefrei. Die Bewohner werden darin unterstützt, ihren Alltag eigenverantwortlich zu gestalten. Begleitung und Hilfestellung erhalten sie bei der Bearbeitung von Schwierigkeiten und bei gesundheitlichen Problemen. • In Klotzsche entsteht bis zum Sommer 2018 eine Einrichtung für wohnungslose Menschen: Die Stadtverwaltung Dresden richtet das Objekt Zur Wetterwarte 34 als Wohnheim für 51 wohnungslose Menschen ein. Das neue Heim soll im Sommer 2018 fertig sein. „Die neue Einrichtung bietet Menschen ein Zuhause, bei denen eine Abhängigkeitserkrankung mit chronischer Mehrfachschädigung vermutet wird oder bereits festgestellt wurde. Dafür bietet das Gebäude, das früher als Lazarett genutzt wurde, optimale bauliche und räumliche Voraussetzungen. Bislang war das Haus als Übergangswohnheim für Flüchtlinge vorgesehen. Die Unterbringungskapazitäten für Asylbewerber reichen jedoch aus. Anders verhält es sich mit Angeboten für wohnungslose Menschen. Ihr Platzbedarf ist innerhalb der letzten fünf Jahre um 20 Prozent gestiegen“, begründet Dresdens Sozialbürgermeisterin Kristin Klaudia Kaufmann die Standortentscheidung. • Für die Dauer vom 1. Dezember 2017 bis 31. März 2018 richtet die Landeshauptstadt Dresden zehn zusätzliche Notschlafplätze für wohnungslose Menschen ein. Diese stehen, neben der regulären Unterbringung in Übergangswohnheimen und Gewährleistungswohnungen, als kurzfristige Übernachtungsmöglichkeit von 22 Uhr bis 7 Uhr zur Verfügung. Der Zugang und die Verteilung erfolgt über die Notaufnahme auf der Hubertusstraße 36c. In diesem Wohnheim werden überwiegend ältere Menschen und chronisch mehrfachgeschädigte Abhängigkeitskranke aufgenommen. Informationen gibt es auch unter der Nummer: 20 92 19 48. • Bei der Heilsarmee auf der Reicker Straße 89 erhalten Bedürftige von 10 bis 11 Uhr kostenloses Frühstück. Außerdem gibt es für 1,50 Euro ab 12.30 Mittagessen und eine Lebensmittelausgabe. Zusätzlich haben Besucher die Möglichkeit, für einen Euro Klamotten zu waschen oder sich zu duschen, sich die Haare schneiden zu lassen oder sich bei gesundheitlichen Problemen einen Arzt vermitteln zu lassen. Die Heilsarmee auf der Mathildenstraße 15 ist Dienstag bis Freitag von 11 bis 15 Uhr geöffnet. Dort wird ebenfalls Mittagessen ab 12.30 Uhr für 1,50 Euro angeboten.
„Die Stadt macht grundsätzlich genug, um bedürftigen Menschen zu helfen“, sagt Vincent Drews, Sprecher für Sozial- und Integrationspolitik der SPD-Stadtratsfraktion. „Wir haben sowohl für Asyl- als auch für Wohnungssuchende funktionierende Strukturen und halten uns dabei an das Bundesrecht. Freiwillige Leistungen, wie etwa der Dresden-Pass, richten sich nicht nur an Menschen mit Asylstatus, sondern grundsätzlich an alle mit geringem Einkommen. Die Stadt ist sehr darauf bedacht, soziale Angebote für alle Gruppen zu konzipieren“, sagt Drews.
Essen:
• Der SozialBus des Vereins Treberhilfe Dresden dient Menschen mit Risikoverhalten in besonderen Lebenslagen, heißt es auf der Website. „Wir begegnen oft Menschen, die sich seelisch und emotional als heimat- und wohnungslos empfinden. Einige haben nie eine fördernde Familie erlebt. Andere erleben Ausgrenzung auf Grund ihrer Herkunft. Wir versuchen mit haupt- und ehrenamtlichen Helfern Chancen zu verbessern und Zukunftsperspektiven herzustellen.“ Der SozialBus bietet eine Erstversorgung. Die Helfer verteilen Essen, Kleidung, Schlafsäcke oder Hygieneartikel und stellen Kontakt zu Sozialarbeitern her. • Die Suppenküche von EIBI gibt es schon seit 1994 in Dresden. Sozial benachteiligte Einwohner von Dresden haben an den Ausgabestellen die Möglichkeit, gegen geringes Geld von etwa 1,50 bis 2,50 Euro eine warme Mahlzeit zu bekommen. Voraussetzung für die Nutzung der Angebote ist der Nachweis in Form eines Dresden Pass, Hartz-IV Bescheid oder ein sonstiger Nachweis der Bedürftigkeit. – Ausgabestelle Bürgerstraße 50: Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 9 bis 17.15 Uhr (Ausgabeschluss 17 Uhr); Essenausgabe: 11 bis 17 Uhr Samstag, Sonntag und Feiertag: 9 bis 14 Uhr (Ausgabeschluss 13.30 Uhr); Essenausgabe: 11 bis 13.30 Uhr; Sonderöffnungszeiten: 24., 25., 26. und 31. Dezember 2017; 1. Januar 2018: 9 bis 14 Uhr – Ausgabestelle Kamenzer Straße 27; Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 9.30 bis 16.00 Uhr; Sonderöffnungszeiten: keine (25./26. Dezember 2017 und 1. Januar 2018 geschlossen) – Ausgabestelle Trachenberger Straße 6, Öffnungszeiten (regulär): Montag bis Freitag, 10.30 bis 13 Uhr, Sonderöffnungszeiten: keine (25./26. Dezember 2017 und 1. Januar 2018 geschlossen) – Ausgabestelle Walter-Arnold-Straße 23, Öffnungszeiten (regulär): Montag bis Freitag, 11 bis 13 Uhr, Sonderöffnungszeiten: keine (25./26. Dezember 2017 und 1. Januar 2018 geschlossen)
Jeder Obdachlose hat nach Polizeirecht Anspruch auf eine Unterkunft. Allerdings müsse er sich dafür selbstständig und freiwillig beim Sozialamt melden – „dies ist leider nicht immer der Fall“, erklärt Drews. „Wir können die Leute nicht zwingen, sich an uns zu wenden. Manche Menschen wollen einfach nicht in eine städtische Unterkunft.“ Ein anderer Grund ist wohl, dass vielerorts keine Tiere in Notunterkünften zugelassen sind und deshalb obdachlose Hundebesitzer keinen geeigneten Platz finden.
Kleidung:
• Im Umsonstladen auf der Prohliser Allee 33 im Hintereingang des 16-Geschosser werden Bürger aufgerufen, gebrauchsfähige Dinge abzugeben. Einkommensschwache Menschen können diese dann kostenlos mitnehmen. Tee und Kaffee gibt es zum Selbstkostenpreis. Jeden Dienstag von 9 bis 12 Uhr sowie jeden Donnerstag von 15 bis 18 Uhr können Gegenstände abgegeben oder mitgenommen werden. Auch der Umsonstladen im Sonnenhof auf der Alaunstraße 68 bietet von Montag bis Freitag zwischen 17 und 19 Uhr allerlei Gegenstände und Kleidung • Bei dem Projekt „Zweite Chance“ der Heilsarmee auf der Keplerstraße 4 können alle Kunden Kleiderspenden abgeben und gebrauchte Dinge kaufen. Für die ebenfalls vorhandene, kostenlose Kleiderausgabe ist ein Nachweis der Bedürftigkeit erforderlich (ALG II Nachweis, Dresdenpass für Einwohner Dresdens oder entsprechender Rentenbescheid). Eine kleine Kaffee-Ecke lädt ein, miteinander ins Gespräch zu kommen. Geöffnet ist immer montags bis freitags von 10 bis 14 Uhr und samstags von 10-12.30 Uhr. • Tafelkunde kann werden, wer die Einkommensobergrenze von 1200 Euro für einen Einpersonenhaushalt unterschreitet. Der Nachweis erfolgt zur Ausstellung einer Tafelkarte mit dem Bescheid der Leistungsträger (Jobcenter, Rentenversicherung, Sozialamt) sowie dem Studierenden- oder Schülerausweis oder auch dem Dresden-Pass. In der Tafel-Schatzkiste auf der Zwickauer Straße 32 werden von Montag bis Freitag um 10 bis 12 Uhr und um 13 bis 15.30 Uhr, sowie am Samstag von 15.30-18 Uhr Kleider ausgegeben. • Im „Fair-Kauf“ des Roten Kreuzes auf der Osterbergstraße 26 wird Kleidung, die zuvor gut erhalten in DRK-Altkleidercontainern entsorgt wurde, zu günstigen Konditionen verkauft. Geöffnet ist hier am Montag, Mittwoch und Freitag von 10 bis 16 Uhr und am Dienstag und Donnerstag von 10 bis 18 Uhr.
Außerdem wüssten einige schlicht zu wenig über das Angebot der Stadt und ehrenamtliche Einrichtungen. „Ein Defizit sind deshalb fehlende Streetworker in Dresden. Wir wollen politisch daran arbeiten, dass mehr Sozialarbeiter Bedürftige ansprechen, aufklären und gegebenenfalls auch Präventivarbeit leisten können“, ergänzt Drews. Zudem wolle man die Unterbringungen weiter nach Bedürftigkeit differenzieren: Diese sollen nicht mehr nur altersgerecht sein, sondern auch psychisch Kranken oder Suchtabhängigen sachgerecht helfen. Denn „um einem Menschen wieder zurück zur Selbstständigkeit und einem geregelten Leben zu verhelfen, braucht er eine soziale Hilfestellung“. Bedürftige sollen Sucht- oder Schuldenprobleme in den Griff bekommen können.
Von Katharina Jakob