Tourismus in Dresden boomt – Einzelhandel profitiert am meisten
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/2XYTOP73Q5OG5TOYKSU5R23VQ4.jpg)
Selbst im Winter strömen die Gäste zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt.
© Quelle: Dietrich Flechtner
Dresden. 2 247 007 Touristen haben im vergangenen Jahr die Landeshauptstadt Dresden besucht. Das ist ein Zuwachs von 3,4 Prozent im Vergleich zu 2017. Die Zahl der Übernachtungen ist auf 4 604 408 gestiegen, ein Zuwachs von 3,9 Prozent. Tourismusbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Die Linke) und Jürgen Amann, Geschäftsführer der Dresden Marketing GmbH (DMG), verkündeten am Freitag Rekordzahlen. Ein Ruhekissen ist die Tourismusbilanz 2018 aber nicht.
Woher kommen die Dresden-Besucher?
78,9 Prozent aus Deutschland und 21,1 Prozent aus dem Ausland.
Warum kommen die Touristen nach Dresden?
Die meisten unternehmen einen Städtetrip und nutzen die vielfältigen kulturellen Angebote. Der Anteil der Geschäftsreisenden und Kongressteilnehmer steigt, erreicht aber noch nicht das Niveau vergleichbarer westdeutscher Städte.
Warum sind Kongressgäste so begehrt?
Sie bleiben länger und geben mehr Geld aus als Städtetouristen. Der Kongressgast bleibt im Schnitt 3,1 Tage. 2018 verweilten die Dresden-Gäste dagegen nur 2,1 Tage in der Stadt.
Wie ist die Auslastung der Dresdner Hotels?
Die Bettenauslastung liegt bei 56 Prozent. Da Doppelzimmer auch von einer Person gebucht werden können, liegt die Zimmerauslastung laut Amann deutlich über 60 Prozent.
Aus welchen Ländern kommen die ausländischen Gäste?
Auf Platz eins liegen erstmals Besucher aus dem Nachbarland Polen, gefolgt von den USA, der Schweiz und Österreich. Die Zahl der polnischen Gäste ist um 26 Prozent gestiegen.
Warum reisen so viele Polen in die Landeshauptstadt?
Dresden ist wegen der langen gemeinsamen Geschichte in Polen beliebt. Laut Amann hat sich eine vermögende Mittelschicht in Polen entwickelt, die sich Reisen auch leisten kann.
Bei welchen Ländern gibt es Nachholebedarf?
Besucher aus Skandinavien sind wegen der ungünstigen Verkehrsverbindungen selten gesehene Gäste. Rückläufig ist auch die Zahl der Übernachtungsgäste aus China. Laut Amann steht Dresden bei vielen Touristen aus dem Reich der Mitte auf dem Zettel. Aber nur für einen Kurzbesuch am Nachmittag während der Durchreise von Berlin nach Prag oder anders herum. Dresden ist für Chinesen eine „Transitdestination“ und keine „Übernachtungsdestination“.
Wie woll die DMG das ändern?
Im April hat die DMG 150 chinesische Reiseveranstalter und Multiplikatoren zum „China Visitors Sumnit“ nach Dresden eingeladen, um in die Reiseprogramme zu kommen. DMG-Mitarbeiter werden für Dresden auf Messen in China werben. Die DMG wird ihre Aktivitäten im Internet und den sozialen Medien ausweiten. Dafür hat sie Partner in China gefunden.
Wie lautet das Motto der diesjährigen Dresden-Kampagne?
Es gibt laut Amann keine Ganzjahreskampagne. Die Stadt werde anlassbezogen um Gäste werben, kündigte er an.
Wie sollen mehr Kongresse in die Stadt geholt werden?
Amann will die Zusammenarbeit mit den Dresdner Forschungseinrichtungen ausbauen. Die DMG wird dieses Jahr erstmals Forscher schulen, die Kongresse veranstalten wollen.
Warum entwickelt sich der Tourismus in Leipzig mit Steigerungsraten von 7 Prozent dynamischer als in Dresden?
Leipzig kommt von einem anderen Niveau, hatte 1,8 Millionen Besucher und 3,4 Millionen Übernachtungen. Die Dynamik des Wachstums wird sich abschwächen, glaubt Amann. „Dresden ist und bleibt der Platzhirsch.“
Hat Dresden Standortnachteile?
Einen ganz großen: die Verkehrsanbindung. Die Deutsche Bahn behandelt Dresden stiefmütterlich, die Zahl der Flugverbindungen ist auch nicht üppig. Ein anderes Problem: Kongresse mit mehr als 8000 Teilnehmern stellt die Infrastruktur vor Probleme.
Ist Tourismus ein Wirtschaftsfaktor?
Laut einer aktuellen Studie sichert der Tourismus in Dresden 18 622 Arbeitsplätze und erwirtschaftet einen Umsatz von 1,2 Milliarden Euro. Die Wertschöpfung beträgt 549 Millionen Euro, das Steueraufkommen 25,6 Millionen Euro.
Welche Branche profitiert am meisten vom Tourismus?
Der Einzelhandel. Von jedem Euro, den Touristen ausgeben, fließen 32 Cent in die Geschäfte der Stadt. 24 Cent landen bei den Hoteliers, über 20 Cent können sich die Gastronomen freuen. Für Eintrittsgelder und Führungen geben die Touristen 16 Cent pro Euro aus.
Wie will die Verwaltung den Tourismus stärken?
Klepsch kündigte mittelfristig ein städtisches WLAN-Netz an – in vielen Touristenmetropolen ist das längst Standard. Das touristische Wegeleitsystem soll erneuert werden. Die Planungen dafür laufen.
Von Thomas Baumann-Hartwig