Ein Blick in die Proben zu „Der Zauberberg“, mit der die nächste Dresdner Saison am Schauspielhaus beginnt, zeigt exemplarisch, dass die mittlerweile immer öfter geforderte Rückkehr zum Normalen vor allem eins ist: eine Illusion.
Dresden.Es ist ein Geräusch, das diese eigenartige Zeit untermalt, weil es fehlt. Die zierliche Frau, die gerade noch Harfe gespielt hat, fängt plötzlich an zu husten, ihr Körper wird regelrecht durchgeschüttelt. Dieses Husten, dieser Laut, der sich anfühlt, als käme er aus längst vergessenen Tagen, schreckt regelrecht auf, weil er so ungeschützt öffentlich stattfindet, fast wie eine Störung. Es ist die plötzliche Erinnerung daran, dass jene Tage nur gut drei Monate zurückliegen – und dennoch eine ganze Ewigkeit her sind.
Diese ambivalente Zeitmessung spielt auch bei Thomas Manns Roman „Der Zauberberg“ eine Rolle. Für Hans Castorp – der im zarten Alter von 23 seinen Cousin im Sanatorium besuchen will, drei Wochen dafür einplant und erst Jahre später mit Beginn des Ersten Weltkrieges diesen Ort wieder verlassen wird – fühlt sich die Zeit an wie „ausdehnungslose Gegenwart“. Eine Umschreibung wie aus unseren Tagen.